Das Buch des schwarzen Prinzen 1: Die Legende von Araukarien, Ralf Lehmann (Buch)

Das Buch des schwarzen Prinzen 1
Die Legende von Araukarien
Ralf Lehmann
Titelillustration Odegnal
Blanvalet Verlag, Taschenbuch, 314 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 3-442-24285-1

Von Carsten Kuhr

Über die Jahre sind im Goldmann / Blanvalet Verlag herausragenden Fantasy-Romane erschienen. Mit einigen ganz wenigen Ausnahmen aber, suchte man Autoren der deutschen Zunge bislang weitestgehend vergeblich. Nun aber gibt man auch bei Blavanet dem talentierten Nachwuchs eine Chance. Ralf Lehmann eröffnet den Reigen mit dem ersten Band seiner „Saga um den schwarzen Prinzen“. Der Verlag präsentiert uns das Erstlingswerk mit der Laudatio: „Ein junger deutscher Autor verbindet die Tradition der deutschen Romantik mit der Fantasy in der Nachfolge von Tolkien“. Nun, von der deutschen Romantik konnte ich wenig entdecken, von Tolkien dafür doch so einiges.
First Things First, um was geht es? Vor Jahrhunderten griffen die brutalen Krieger des schwarzen Prinzen, ob ihrer Gnadenlosigkeit Wölfe genannt, zusammen mit den Nachtmahren die Menschen des Reiches Khor an. Mit Hilfe des Alten Niemand gelang es den Menschen damals, die Aggressoren zu vertreiben. Nun steht ein weiterer Angriff bevor. Ein kleines Dorf im Hochhügelland wird attackiert. Bolgan, ein junger Hochhügelland-Bewohner macht sich auf, den Alten Niemand um Hilfe zu bitten. Doch die Beiden so ungleichen Gefährten kommen zu spät. Die Dörfer sind gebranntschatzt, die Überlebenden in die Sklaverei verschleppt. Sie machen sich auf gen Aurakaria, der Metropole des neuen Reiches. Doch auch hier kommen sie zu spät. Der Herrscher ist von seinem eigenen Heerführer entmachtet, der Regierungsrat korrupt. Nachdem sie zwei weitere hoffnungsvolle Kämpfer wider den schwarzen Prinzen aufgesammelt haben, müssen sie mit ansehen, wie die Metropole brennt. Bevor der Alte Niemand stirbt, bestimmt er einen der drei jungen Männer als seinen Nachfolger. Um den Schwarzen Prinzen wirkungsvoll aufzuhalten bleibt nur noch ein Mittel - es gilt einen in drei Teile aufgesplitteten magischen Stein zu finden. Unsere drei Helden wider Willen trennen sich, und begeben sich auf die Suche nach dem Juwel, eine Suche, die Bolgan, den wir als erstes begleiten in die Gefangenschaft der Wölfe führt.

Ralf Lehmann, von Beruf Lehrer, erzählt uns eine interessante Geschichte, die sich allerdings im Bereich des Üblichen bewegt. Auffällig war für mich, dass Frauen in seiner Geschichte bislang kaum eine Rolle spielen. Nur einer der drei Auserwählten hat eine Freundin, von der kaum mehr erfahren, als dass sie in Gefangenschaft geraten ist. Ansonsten haben wir die üblichen Versatzstücke eines modernen High-Fantasy Romans. Der alternde, sterbende Weise, der die Helden auf ihre Mission entsendet, und ihnen zu Beginn - und vielleicht auch später, Tote bleiben in Fantasy Romanen wie bekannt nicht immer tot - anleitend zur Seite steht. Dann natürlich die unterschiedlichen, jugendlichen Helden. Ein sehr sympathischer Draufgänger, ein introvertierter, vom Schicksal ausersehener Held und einen Jungen, dessen Queste und Platz zunächst noch undeutlich bleiben. Dagegen die uralte, übermächtig scheinende Gefahr des Bösen, die sich aufmacht ein an sich friedfertiges Reich zu überrollen und dessen Bewohner in eine dunkle Zukunft zu verschleppen. Der verheissene magischen Talisman, diesmal ein magisches Juwel darf auch nicht fehlen. Nicht zu vergessen natürlich der Böse Schwarze Prinz und seine Heerscharen und dunklen Helfer.
Dies mag sich nun so anhören, als ob dieser Roman ein dünner Aufguss altbekannter Trilogien sei, doch der Roman liest sich durchaus flüssig und kurzweilig. Der Autor hat seine Figuren entwicklungsfähig gezeichnet. Hier ist aber sicherlich noch Platz für eine weitere Vertiefung der Darstellung. Es gilt die Motivation seiner Helden deutlicher herauszuarbeiten, seine Hauptpersonen vielschichtiger zu zeichnen. Insbesondere von den Bösen haben wir bislang fast nichts erfahren. Wohltuend ist der Umfang des Buches. Endlich einmal kein Ziegelsteinumfang, und dann noch ein mehr als moderater Preis, das findet den Beifall der Leser und Käufer. Allerdings ging dies auch zu Lasten der Pseudohistorie der Welt. Der Autor beschränkt sich bewusst auf wenige Handelnde, erzählt uns nur nach und nach von seiner Welt. Die Umgebung, die Geschichte des Landes offenbart sich uns zögerlich, die auftretenden Personen sind von der Zahl her sehr überschaubar. Dies muss kein Nachteil sein, kann sich Lehmann doch auf diese Weise auf das Wichtige konzentrieren. Nach 227 Seiten allerdings schien mir die Handlung des ersten Bandes beendet, allein das Buch ging weiter. Nach dem Ende des Araukarischen Reiches wäre die Handlung des Auftaktbandes eigentlich abgeschlossen gewesen, und der zweite Titel hätte mit den Erlebnissen eines der drei jungen Männer fortgesetzt werden können. So aber werden noch gut 80 Seiten angehängt, nur um die erzählte Handlung dann ein wenig in der Luft schwebend zurückzulassen, und den Leser auf den zweiten Teil der Saga zu vertrösten.

hinzugefügt: July 17th 2004
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