Saramee 8
Christian Endres
Die Grube
Titelbild: Chris Schlicht
Atlantis Verlag, 2006, Paperback, 72 Seiten, 4,90 EUR, ISBN 3-936742-70-7
Von Carsten Kuhr
In Saramee, der Stadt der Vertriebenen sind legale wie illegale Vergnügungen aller Art zu haben. Wie in jeder Hafenstadt im Universum gibt es käufliche Liebe, Drogen und Amüsement aller Couleur. Auch für diejenigen, die spannende Kämpfe bis aufs Blut bevorzugen, haben die lokalen Größen entsprechende Angebote parat. Verborgen in düsteren Kaschemmen, von der Ordnungsmacht zwar verboten aber geduldet, finden jede Nacht Gladiatorenkämpfe statt, bei denen hohe Wettsummen über die Tische wandern.
Der Löwe, ein junger, offenbar gut ausgebildeter Schwertkämpfer ist einer der Kämpfer, die Abend für Abend ihr Leben in den Arenen riskieren. Bislang hat er noch jeden Gegner besiegt. Sein Markenzeichen: immer wieder lehnt er sich gegen den Willen der Zuschauer auf, seine Widersacher nach deren Niederlage zu meucheln. Sein Ruf eilt ihm voraus, und so ist es kein Wunder, dass auch angesehene Kreise sich an seiner Schwertkunst erfreuen wollen. In einem Etablissement für betuchte und wichtige Gäste tritt er einem Gegner gegenüber, der nicht so einfach zu besiegen ist.
Zur gleichen Zeit ist der Ermittler Argus Panoptes damit beauftragt den seit vier Monden verschwundenen Sohn einer angesehener Familie zu suchen. Dieser hat seine Lehrstelle an einer angesehenen Schwertschule plötzlich verlassen, und ist seitdem verschollen. Besteht hier ein Zusammenhang?
Christan Endress hat einen spannend zu lesenden, sehr kurzweiligen Roman verfasst. Neben der faszinierenden Welt der bezahlten Kämpen wusste insbesondere seine Fähigkeit mit wenigen Sätzen außergewöhnliche Gestalten zu kreieren zu gefallen.
Mit dem Ermittler Argus hat er eine Person geschaffen, die es mir angetan hat. Vom bislang nicht näher bekannten Schicksal gebeutelt, ähnelt er in seiner geheimnisvollen Ausstrahlung den einsamen Privat-Eyes der schwarzen Serie. Man hat unwillkürlich das Gefühl, dass ihm jedes Laster, jede Niederung menschlicher Existenz bekannt ist. Seine unklare, platonische Beziehung zu einer Puffmutter, eine offene Rechnung mit der Ordnungsmacht, der er selbst früher als erfolgreicher Ermittler angehörte, seine Existenz als verarmter Säufer in einem schäbigen Zimmer über einer Kaschemme und seine unbestrittenen fachlichen Qualitäten, das alles erinnert ein wenig an Scotts Thraxas, wobei Argus als Figur aber ganz anders angelegt wurde.
Endres hat mit diesem Roman einen der interessantesten Titel der Reihe verfasst, der mein Interesse auf Band 10, für den er ebenfalls wieder verantwortlich zeichnet, geweckt hat.