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Viehl, S. L.: StarDoc 3: Die Flucht (Buch)

S. L. Viehl
Die Flucht - Star Doc 3
(Endurance)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Andre Wiesler
Titelillustration: Fred Gambino
Heyne Verlag, 2006, Taschenbuch, 414 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 3- 453-52166-8

Von Carsten Kuhr

Schon zum dritten Mal begleiten wir die Ärztin Dr. Cherijo Torin auf ihrem Lebens- und Leidensweg im Weltall. Nicht genug damit, dass ihr Vater, ein genialer Genwissenschaftler, sie aus der Retorte geschaffen hat. Da er sein erfolgreiches Experiment nicht wiederholen kann sucht dieser mit allen Mitteln seinen Clon wieder in seinen Besitz zu bringen und scheut sich dabei auch nicht davor, ganze Welten in Kriege zu stürzen. Nein, damit ist es immer noch nicht genug, jetzt wurde sie auch noch von den Echsenartigen Hsktskt gefangen genommen. Ihr eigener Ehemann hat sie an die Sklavenhalter verraten, und ihr Martyrium nimmt kein Ende. Zwar versucht sie auch in der Sklavenkolonie alle Kranken gleich welcher Spezies zu behandeln, doch die Einen sind sich zu Stolz für eine Behandlung durch eine Sklavin, die Anderen verachten, ja hassen sie, da sie für deren Gefangennahme verantwortlich war. So sitzt sie mal wieder zwischen allen Stühlen, wird zum Forschungsobjekt eines Echsenmediziners, der Dr. Mengele an abartiger Folterneigung locker übertrifft, und ihr Unsterblichkeitsgen verhindert, dass sie bei den Folterungen sterben kann. Daneben legt sie sich, wie wir das von ihr gewohnt sind, natürlich wieder unerschrocken mit allen Autoritäten an. Selbst, als ihre Alienfamilie eine Invasion startet, um sie zu befreien, stellt sie sich quer...


Die ersten beiden Romane um die sympathisch gezeichneten Ärztin aus Überzeugung hielten faszinierende Lektüre für den Leser bereit. Neben spannenden Weltraumabenteuern boten die Romane glaubhaft und überzeugend gezeichnete Aliens mit differenzierten Verhaltensweisen, mit eigenen, vielschichtigen Kulturen.

Das waren endlich einmal keine in einen Farbtopf getauchten Menschen sondern wirklich fremde Spezies, die dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb auch anders dargestellt wurden. Sie verhielten sich anders als Menschen, sie reagierten unterschiedlich, legten andere Verhaltensmaßstäbe an. Und immer wieder gelang es unserer Protagonistin trotz aller Unterschiede durch die Akzeptanz dieses Andersseins Kontakt zu den Wesen herzustellen, durch ihre aufopfernde Tätigkeit als Ärztin, durch ihre ihr innewohnende Mission Leben zu beschützen und zu retten eine Beziehung zu diesen Fremdwesen herzustellen. So boten die Romane humanistische und doch zugleich spannende Unterhaltung auf hohem Niveau mit Handelnden, die sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegten.

Um so enttäuschter war ich von vorliegendem Band. Ich erkannte Dr. Torin kaum wieder. Ständig ist sie körperlichen Auseinandersetzungen ausgesetzt, wird um sie herum gekämpft und getötet. Dabei ist die zugrunde liegende Sklavenhalterkultur unglaubwürdig, sind die Handelnden stereotyp. Man muss sich das einmal vorstellen, da werden teuere Ressourcen verbraucht um ein paar letztlich schwache und anfällige Sklaven ohne besondere Fähigkeiten gefangen zu nehmen, da wird ein ganzer Asteroid als Sklavenquartier ausgestattet, um diese dann in Versteigerungen an ihren Käufer zu bringen. Das wirkt lächerlich und unglaubwürdig. Wenn es um hoch qualifizierte Spezialisten mit Zugang zu Fachwissen handeln würde wäre der betriebene Aufwand vielleicht gerade noch zu rechtfertigen, hier wirkt das antiquiert. Auch die dezidiert beschrieben Folterszenarien wirkten eher abstoßend als überzeugend auf mich. Selbst eine wie auch immer geartete Motivation des Mengele-Verschnitts wird dem Leser vorenthalten.

Letztlich bietet die Handlung eine sinnlose Aneinanderreihung von Gewalt- und Kampfszenen in einer nicht überzeugend ausgestalteten Umgebung, so dass der Leser die Finger besser von diesem Band lässt und sich stat dessen mit den ersten beiden wirklich überzeugenden Titel der Reihe begnügt.

hinzugefügt: August 23rd 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Heyne Verlag
Hits: 3582
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