Robin Hood Season 1 Box
(Robin of Sherwood)
Die erste Staffel, Sechs Folgen zu je rund 50 Minuten
GB 1984, Regie: lan Sharp, Produzenten: Richard Carpenter und Paul Knight, Soundtrack: Clannad, mit Judi Trott (Lady Marion), Mark Ryan (Nasir), Clive Mantle (Little John), Phil Rose (Bruder Tuck), Nockolas Grace (Sheriff von Nottingham), Robert Addie (Sir Guy von Gisburne) und Michael Praed (Robin Hood)
Von Thomas Harbach
Im letzten Jahr erschienen in zwei auch optisch sehr schönen Boxen die „Catweazle“-Folgen aus der ersten Blütezeit des britischen Fernsehens zu Beginn der siebziger Jahre. Nun liegt die erste Staffel von Richard Carpenters zweiter phantastischer Serie „Robin of Sherwood“ in einer ebenfalls buchformartigen und sehr guten Ausstattung vor. Beide Serien stellen im Gegensatz zu vielen anderen TV- Produktionen, an denen Carpenter in seiner langen Karriere mitgearbeitet hat, seine individuellen Schöpfungen dar. Er hat alle Drehbücher geschrieben, in Kooperation mit dem Regisseur – jeweils zumindest in der ersten Staffel lag die Regie in der Hand eines einzigen Mannes, mit dem Carpenter über Jahre bei anderen Projekten zusammengearbeitet hat - die Schauspieler ausgesucht und ist verantwortlich für den auch heute noch einzigartigen Flair der Serien. Überraschenderweise scheint „Catweazle“ – einer der Charaktere in „Robin Hood“ ist eine Hommage an den exzentrischen Druiden – weniger deutlich gealtert zu sein. Seinen jugendlichen Charme, seine anarchistische Unbekümmertheit hat die Jugendserie behalten. „Robin Hood“ wirkt dagegen in seiner ersten Staffel experimentierfreudiger, naturverbundener, wenn auch schwerfälliger und besonders in Bezug auf seine wahnsinnigen Bösewichte unterschiedlicher Gewichtung zu überdreht.
Da die erste Staffel nur einen Pilotfilm – in Deutschland als zwei separate Folgen ausgestrahlt – und fünf Episoden umfasst, hat Koch Media auf die dritte DVD neben einem ausführlichen Making-Of und einer aus 178 Fotos bestehenden Bildergalerie weitere sehr interessante Special- Features gepackt. Drei – oder wenn der Pilotfilm als eine Folge zählt: zwei - der hier präsentierten Folgen verfügen über einen Audiokommentar des Regisseurs Ian Sharp und des Drehbucharbeiten Richard Carpenter. Dieser konnte zumindest die erste Staffel – wie bei „Catweazle“ – gänzlich nach seiner Intention gestalten.
Obwohl Ian Sharp nur bei einzelnen Folgen Regie übernehmen wollte, entschloss er sich schließlich nach der immer intensiver werdenden Zusammenarbeit mit Richard Carpenter, die gesamte erste Season zu übernehmen. Nicht nur die Mischung aus Volksmagie und Abenteuer verbindet „Catweazle“ und „Robin of Sherwood“. Beide Protagonisten müssen sich auch mit den Normannen auseinandersetzen. Während der kauzige Druide nicht nur einhundert Jahre vor Robin von Loxley in den grünen, dunklen Wäldern Englands lebte und durch seine Unfähigkeit, die richtige Mischung zu finden, zweimal unfreiwillig eine Zeitreise unternommen hat, flüchtet Robin of Sherwood mit einer Handvoll Getreuen in die Wälder und kämpft für Englands Freiheit von der Knechtschaft der Besetzer. Trotzdem vertreten sowohl Robin of Sherwood als auch Catweazle das archaische, aber auch anarchistische Element in jeder ach so geordneten Gesellschaft. Der Reiz beider Serien besteht in ihrem kontinuierlichen unorthodoxen Vorgehen.
Dabei legt Richard Carpenter nicht nur auf einen – soweit heute wissenschaftlich belegt – soliden historischen Hintergrund wert, bei der Charakterisierung einiger geschichtlich verbürgter Figuren – wie König Richard Löwenherz – wendet er sich vom bekannten cineastischen Bild konsequent ab und versucht eine Neuinterpretation.
In der ersten Folge – im Original eine Doppelfolge, der Hinweis auf den ersten und zweiten Teil ist im Vorspann deutlich zu erkennen, muss Richard Carpenter nicht nur die einzelnen Charaktere einführen, sondern für seinen zukünftigen Helden einen überzeugenden Hintergrund erschaffen und ihm vor allem ein Motiv für seinen Freiheitskampf geben. Im Gegensatz zu vielen anderen „Robin Hood“ Verfilmungen stellt Carpenter den Kampf gegen die verhassten Normannen und das Aufbegehren gegen die Unterdrückung der stolzen Engländer in den Vordergrund. Daraus entwickelt sich zwangsläufig, aber nicht vordergründig die Legende vom Rächer und Beschützer der Armen. Wie aber auch „Conan“ in der John Milius Verfilmung muss Robin aus Loxley im Jahre 1180 als kleiner Junge mit ansehen, wie sein Dorf überfallen wird und alle Erwachsenen getötet werden. Im Gegensatz zu den Sklavenhändlern in der materialistischen Verfilmung des Pulp-Helden suchen die Normanen einen mythischen Gegenstand – den magischen Pfeil. In Loxley lebt ein Mann namens Ailric, in dessen Besitz sich der Magische Pfeil befindet. Der Volksglaube an die Macht des Pfeils hat die Christianisierung überstanden, deshalb will de Rainault, der Sheriff, diesen Pfeil mit aller Gewalt an sich bringen. Ailric gelingt es, seinen Sohn Robin bei den Müllersleuten in Sicherheit zu bringen, bevor er von den Soldaten getötet wird; de Rainault findet den Pfeil in seinem Besitz.
15 Jahre später ist der junge Robin zu einem Mann ausgewachsen, der das Wild in den Wäldern des Königs jagt. Eine Straftat, die eines Tages mit seiner Gefangennahme durch den Handlanger des Sheriffs, Guy of Gisburne, endet. In den Verliesen Nottingshams lernt Robin seine späteren Gefährten kennen; mit ihnen gemeinsam bricht er aus dem Kerker aus. Auf der Flucht trifft er auf Marion of Leaford, das Mündel des Sheriffs, der sie dem finsteren, den dunklen Mächten zugewandten Baron de Belleme zur Frau geben will.
De Rainault schäumt vor Wut - der entflohene Angelsachse und seine Spießgesellen müssen wieder her. Er ruft daraufhin ein Turnier aus, an dem die besten Bogenschützen des Landes teilnehmen sollen. Als Preis setzt er den Magischen Pfeil aus. Tatsächlich gewinnt Robin, verkleidet als alter Kesselflicker, das Turnier. Der Sheriff erkennt die Verkleidung, doch Robin und seinen Leuten gelingt die Flucht. Daraufhin übergibt der Sheriff Marion, an der Robin sehr viel liegt, dem Baron in dem Wissen, dass Robin nichts unversucht lassen wird, Marion aus den Fingern de Bellemes zu befreien. Doch Robin gelingt es mit Unterstützung Hernes, dem alten Waldgott, den dunklen Künsten de Bellems zu widerstehen; er tötet den Baron und befreit Marion.
Alle werden daraufhin zu Geächteten erklärt und die Legende von Robin of Loxley, dem Mann mit der Kapuze (Hood), kann beginnen. Sowohl „Der magische Pfeil“ als auch „Der Wettkampf“ – wie die Folgen im Deutschen heißen – dienen fast ausschließlich zur Etablierung der einzelnen Charaktere, unterbrochen von einer Reihe von Actionszenen und Motiven aus anderen Verfilmungen – der gespaltene Pfeil, der Kampf auf dem Baumstamm, die erste Begegnung mit Marion, das Versteck in den Tiefen der Wälder, das verbotene Jagen. Diese werden allerdings sehr sorgfältig in die ansonsten ausgesprochen geradlinige Handlung integriert und wirken nicht wie ein Plagiat. Die Balance zwischen den notwendigen Hintergrundinformationen und einer stringenten Handlung geht durch der Verlagerung des Geschehens auf eine mystische Ebene gerät allerdings in Wanken. Von der Präsentation des Magischen Pfeils als Symbol des alten Glaubens natürlich zwischen den Steinen von Stonehenge über die anfänglich gottähnliche, später durchaus menschliche Figur Herne, des Jägers bis zum Bezug zur alten, ursprünglichen König Arthur Sage mit dem Schwert Albion. So innovativ diese Ideen im Zusammenhang mit der klassischen Abenteuersaga auch sind, so wenig kann sich Carpenter entschließen, diese konsequent und zielstrebig umzusetzen. So reduziert er schon in der ersten Folge die Erscheinung Hernes wieder auf einen Menschen und nimmt seinem Charakter die Faszination des Magiers Merlin. Die immer wieder angesprochene Magie wirkt aus heutiger Sicht bodenständig und eher im Aberglauben des Volkes verankert. Der Bogen zu den Naturreligionen wird von Richard Carpenter ganz bewusst geschlagen und das Sorcery Element in seiner Mantel- und Bogen Geschichte aufs rudimentär Notwendige reduziert.
In der zweiten Folge – im Original die zweite Hälfte des Pilotfilms – verlagert der Drehbuchautor das Geschehen komplett auf eine übernatürliche Ebene, die Kameraeinstellungen sind fast einzigartig intensiv, die Nutzung von Originalschauplätzen außerordentlich gut und der errungene Pyrus-Sieg ist ein Indiz für die oft ambivalente Handhabung übertriebener Heroismen. Viele mystische Artefakte wirken – zumindest aus heutiger Sicht – unglücklich platziert und Robin Hood wechselt im Grunde zu schnell – insbesondere vor den alles andere als Abergläubigen Besatzern – seine Identität: von Robin aus Loxley zu Hernes Sohn. Obwohl die Verschiebung des Grundtenors der Serie zu schnell erfolgt, beinhaltet dieses Vorgehen auch entscheidende Impulse für das im Grunde müde Genre der Abenteuerverfilmungen.
Sehr positiv - und später im Zuge der dritten Staffel durch den Schauspielerwechsel intelligent genutzt – ist der Rückgriff auf eine der beiden alten Volkslegenden. Mit der fiktiven Vorgeschichte – die Auslöschung des Dorfes Loxley – könnte Robins Hintergrund überzeugender wirken, allerdings verzichtet Carpenter zu schnell auf den Ursprung der Legende und schlägt den Bogen zum „The Hooded Man“ – Robin Hood. Die deutsche Übersetzung mit „Der Behütete“ wird viele Zuschauer eher fragend zurücklassen. Auch wirkt die ergreifende Rede Michael Praeds im Wald nach der zweiten Begegnung mit seinem Schicksal ein wenig zu pathetisch und der junge Mime ist zumindest in dieser Szene mit seinem schauspielerischen Latein viel zu schnell am Ende. Auch einige der anderen Darsteller füllen sich in ihren Rollen noch nicht heimisch, so wirken die Bösewichte eher wie Karikaturen und ihre Handlungen können trotz der expliziert angedeuteten Grausamkeiten nicht wirklich erschrecken. Natürlich bedeutete es für die Crew auch eine mutige Entscheidung, insbesondere die Titelrolle mit einem fast unbekannten Schauspieler zu besetzen. Michael Praed vereinigte erstaunlich weiche Züge mit einer nicht zu leugnenden Intelligenz. In den späteren Folgen wird auch sein Kampfstil weniger holprig wirken und sich seine Persönlichkeit – zumindest was diese Rolle angeht – vervollständigen. Tragischerweise gehört er allerdings zu den Schauspielern, die ihre erste große Rolle für den Rest ihrer Karriere wie einen Stein auf dem Rücken mit sich trugen. Insbesondere aber die Chemie zu Lady Marian stimmt vom ersten Augenblick an und der Zuschauer kann verstehen, dass er manches Wagnis für diese zierliche und doch im richtigen Augenblick bodenständige junge Frau eingeht. Neben den Naturaufnahmen spielt die gesamte Komposition und die Nutzung von noch vorhandenen Burgen und Schlössern eine wichtige Rolle im stimmigen Gesamtbild. England ist nun einmal nicht zu kopieren. Die Musikuntermalung wichtiger Szenen wirkt noch ein wenig unharmonisch – obwohl sich die Musik für sich genommen schön irisch – aber nicht englisch!- und damit zumindest in den achtziger Jahren exotisch angehört hat und lange nach der Ausstrahlung der Serie vielen noch im Gedächtnis geblieben ist. Die erste richtige Folge „Die Hexe von Elsdon“ nimmt diese Unschlüssigkeit in Bezug auf Robins Fähigkeiten auf. So sind sich seine Gefährten uneins, ob er wirklich Visionen oder nur schlechte Träume hat. Diese Uneinigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Folge: es kommt zu ersten Konflikten zwischen Robin und Marian. Diese Diskussionen und im Kern belanglosen Auseinandersetzung erinnern allerdings eher an eine Fernsehserie für jugendliche Zuschauer und wirken bei den in der Gesamtbetrachtung noch unterentwickelten Charakteren geradezu kindisch. Auch bei dem Dreigestirn der Bösewichter – dem Bischof, dem Sheriff – beide Brüder – und Gisberne. Insbesondere die Dialoge zwischen dem Sheriff und Gisberne wirken in der deutschen Fassung unnötig flapsig – „ er kann sich hellblau anmalen“ oder „ besonders langen Pfeil in Deinen Arsch“ – und zu modern. Im Gegensatz zum unentschlossenen Pilotfilm wirken die Kampfszenen deutlich besser inszeniert und die einzelnen Schauspieler agieren in ihren Rollen sicherer. Die Handlung der Folge ist stringent, wenn auch klischeehaft. In einem Dorf werden eine Frau und ihr Mann – anscheinend Heilundige – der Hexerei bezichtigt und zum Tode verurteilt. Sie kann ihren Mann nur retten, wenn sie Robin und seine Männern im Wald vergiftet, kampfunfähig macht und sie dem Sheriff ausliefert. Leider entwickelt sich das Geschehen zu vorhersehbar und das Ende mit der ersten direkten Konfrontation zwischen Robin und dem Sheriff wirkt erzwungen. Der dröhnende Soundtrack dieser Folge – außerhalb der Clannad Lieder – erinnert allerdings an John Carpenters elektronischen Mix für „Escape from New York“. Eine der besten Folge der gesamten Serie „Die Kreuzritter“ ist eine sehr dunkle, fast nihilistische Folge ohne mystische Elemente. Eine konsequente Auseinandersetzung mit dem schmalen Grad zwischen dem wahren Glauben und der stetigen Versuchung der Macht. Auch wenn es auf den ersten Blick lächerlich wirkt und unzweifelhaft an Darth Vader aus „Krieg der Sterne“ erinnert, dient die mehrmals durch den schmalen Sichtschlitz der Helme – mit dem schweren Atem unterlegt – gefilmte eingeschränkte Perspektive als direkter Hinweis auf die Alibi- Funktion des Glaubens zur Zeit der barbarischen Kreuzzüge. Neben einer Reihe von historischen Fakten, die Richard Carpenter seinen Zuschauern unaufdringlich, aber plausible nahe bringt, lebt die Folge von den sehr intensiven und dramatisch inszeniert Kämpfen mit den Rittern. Das freche Husarenstück am Ende der Folge findet in der fünften Folge – „Der Minnesänger“ – ein humoristisches Gegenstück: Während sich die Legende Robin Hoods verbal unter den einfachen Menschen ausbreitet und kurze Zeit später auch viele Volkslieder inspirieren wird, dringt ein liebeskranker Minnesänger in den Sherwood- Forrest ein. Von den selbst in der deutschen Übersetzung schlagfertigen und lustigen Dialogen über die Kameraführung bis zum Plot ist die Episode als Parodie auf die vielen inzwischen zu Klassikern gewordenen Robin Hood Filme insbesondere der dreißiger und sechziger Jahre angelegt. Neben dem freundschaftlichen Duell auf dem Baumstamm spiegelt sich diese Leichtigkeit insbesondere im Schlammduell zwischen Robin Hood und Gisberne wieder. Beim abschließenden Plot – insbesondere nach den Erfahrungen in „Die Kreuzritter“ – wird zu sehr übertrieben und dadurch nutzt sich die dreiste, aber in vielen anderen Abenteuerfilmen schon verwandte Idee viel zu schnell ab. Zumindest von der Intention bietet die letzte Folge der ersten Staffel „Richard Löwenherz“ eine interessante Fortführung von „Die Kreuzritter“. Dieses Mal begegnen die Vogelfreien einem einsamen Ritter, den sie aus der Bedrängnis retten. Es stellt sich heraus, dass es sich um König Richard Löwenherz handelt, der seine Retter augenblicklich begnadigt und auf sein Schloss einlädt. Nur John glaubt an eine Falle. Ganz bewusst agiert Richard Carpenter hier gegen das historische Bild des stolzen und edlen Königs Löwenherz, der von seinen eigenen Landsleuten während seiner Aufenthalte im Nahen Osten verraten worden ist. Mit seiner Rückkehr ins Land und auf den Thron soll wieder Friede und Wohlstand in England herrschen. Hier wird er als verschlagener, machthungriger Despot dargestellt, der auf den Kreuzzügen weniger den christlichen Glauben als die eigene Schatztruhe förderte.
Zusammenfassend lässt sich zur ersten Staffel sagen: das Team um Richard Carpenter hat auch historisch einen interessanten, sehr ernsthaften Ableger zu bestehenden Mythen und Heldensagen als bewussten Kontrast zu den bunten Kinoverfilmungen geschaffen. Im Gegensatz zu missglückten Versuchen wie „Young Sherlock Holmes“ oder „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ bemüht man sich, der Serie eine eigene Identität zu geben und nur selten auf die inzwischen unüberschaubaren Legenden und vor allem die vielen cineastischen Ergüsse zurückzugreifen. Zwanzig Jahre später wirken insbesondere die ersten Folgen der Serie nicht mehr so ergreifend oder stringent, die originalgetreue und herausragende naturelle Optik, sowie die noch sehr durchwachsen schauspielerischen Leistungen und die oft ein wenig schwerfällig anfangenden Drehbücher bilden noch keine homogene Einheit. Höhepunkte der ersten sechs Folgen sind unzweifelhaft „Die Kreuzritter“ und „Richard Löwenherz“. Diese auch historisch interessanten Episoden weisen den Weg in die erfolgreiche und vor allem auch inhaltlich deutlich bessere zweite Staffel, die hoffentlich bald auch auf DVD veröffentlicht wird.
Das Bonusmaterial ist nicht nur auf den ersten Blick verblüffend umfangreich für eine zwanzig Jahre alte Serie. Nicht alles ist perfekt umgesetzt – die zwölfminütigen stummen Promo-Aufnahmen von Clannad seien hier als besonders unergiebig herausgestellt -, doch der Zuschauer erhält dank der vielen, oft kurzen, aber prägnanten Interviews und des ausführlichen und interessanten Making Of einen sehr guten Eindruck von den Dreharbeiten und dem harmonisch agierenden Team. Die einzelnen Featurettes zu einigen Szenen sind leider stumm wiedergegeben und geben so nur einen halbherzigen Eindruck vom Set. Trotz ihrer Masse ermüdet der Zuschauer schnell, wenn er zum Beispiel Richard Carpenter und Clive Mantel am Set sieht oder Anthony Valentine auf De Bellemes Thron. Zumindest der sehr gute Schwertkampf zwischen Robin und Nasir ist teilweise mit Originalsound unterlegt und wirkt dadurch deutlich packender. Neben den längeren Beiträgen finden sich noch fast unzählige Interviews mit den Darstellern, Richard Carpenter über die Entstehung von Robin Hood – mit einer Minute deutlich zu kurz und schon in das Making Of integriert – oder die Schwierigkeiten beim Dreh auf freier Wildbahn – Ian Sharp, immerhin schon knappe sechs Minuten. Im Gegensatz zu den oft Hochglanzstrahlemann Interviews amerikanischer Produktionen wirken die Aussagen hier ehrlich und zeigen, dass die einzelnen Darsteller eher staunend ihrer Rolle bei der Neuinszenierung einer Legende gegenüberstehen.
Unabhängig von den schon erwähnten nicht veröffentlichten Szenen aus der so genannten „Electric Theatre Show“ des Jahres 1983 überzeugt die komplette Wiedergabe der ausgestrahlten Dokumentarfolge als ideale Ergänzung zum Making Of. Richard Carpenter spricht sehr eindringlich, aber auch sehr fundiert über die Ursprünge der Legende, die kontinuierliche Veränderung von den ersten verbalen Überlieferungen bis zur ersten Niederschrift. Für viele Literaturforscher stellt die Entstehung der Legende das Wunschdenken des einfachen Volkes dar. Wunschdenken manifestiert in Gestalt einer Überperson, die den verhassten Herren nicht nur die Taschen lehrt, sondern ihnen in erster Linie auf der Nase herumtanzt. Der Drehbuchautor stellt auch sehr geschickt und überzeugend den Unterschied zwischen seiner Vision der Volkslegende mit ihrer Verwurzelung in den alten Naturreligionen dar. Untermalt wird dieser sehenswerte Beitrag durch eine Reihe von Behind the Scenes Szenen. Neben einer guten Dokumentation des herausragenden Schwertkampfes zwischen Nasir und Robin geben eine Reihe von amüsanten kurzen Filmen die gute Stimmung während der Dreharbeiten sehr gut wieder.
Zusätzlich finden sich auf drei –oder zwei, wenn der Pilotfilm als eine Doppelfolge betrachtet wird - der Folgen Audiokommentare vom Regisseur Ian Sharp und dem Drehbuchautor Richard Carpenter. Der Kommentar ist deutsch untertitelt und die beiden Männer spielen sich insbesondere zu Beginn des Audiokommentars den Ball sehr gut zu. Es zeigt sich an der Auftaktsequenz – der Überfall der Normannen und die Zerstörung von Loxley – wie gut die Synthese aus Drehbuch und Improvisation in freier Natur funktioniert hat. Carpenter versucht mehr Hintergrundinformationen von den Dreharbeiten aus Ian Sharp herauszulocken, während dieser immer wieder in der Betrachtung der Folge versinkt und eher spontan und sporadisch das Geschehen kommentiert und einzelne Castmitglieder vorstellt. Trotzdem zeigt sich an dem Zwiegespräch, wie gut es ist, mit einem Regisseur und einem Drehbuchautoren – wie bei „Catweazle“ – insbesondere in der ersten Staffel zu arbeiten, wenn sich die einzelnen Puzzlestücke noch nicht so leicht zusammenfügen. Beiden fallen aber einige amüsante Begebenheiten zu den Dreharbeiten ein und gestalten so den Audiokommentar sehr unterhaltsam. Im Gegensatz zu einigen anderen Kommentaren bemühen sie sich, die Leistung des gesamten Teams hervorzuheben und nicht die Chance zu nutzen, sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Zwei englische Gentlemen, die viel Spaß bei den Dreharbeiten der Serie hatten, sich aber auch nicht schade sind, auf Schwächen insbesondere aufgrund des nicht immer ausreichenden Budgets hinzuweisen und die verzweifelten Versuche einer angemessenen Improvisation zu beschreiben. Viele britische Regisseure sind es nicht oder nicht mehr gewöhnt, außerhalb der Studios zu drehen, Ian Sharp lebt aufgrund der ungezählten Möglichkeiten im wahrsten Sinne des Wortes auf und nutzt die Natur nicht nur als Hintergrund, sondern als belebendes Element in dieser historisch- phantastischen Serie.
Im Vergleich zum eigentlichen Bonusmaterial und den Extras auf der dritten DVD überrascht auf den ersten Blick die Bildqualität der eigentlichen Serie negativ. Im Vergleich zur zehn Jahre älteren „Catweazle“ Serie wirkt das Bild durch den intensiven Rauscheffekt sehr körnig. Es fehlen die normalen Digitalisierungsnebenwirkungen. Dagegen fehlen dank dieser effizienten, aber nicht unbedingt Zuschauerfreundlichen Vorgehensweise die Kratzer, Dropouts oder Verschmutzungen auf den Masterbändern. Da man auf einen Weichzeichner verzichtet hat, wirken die Konturen trotz des Grieselns noch scharf, die Kontraste kommen klar zur Geltung und insbesondere die Aufnahmen außerhalb des Studios – und damit der überwiegende Teil der Serie – wirken noch erträglich und nicht künstlich. Die Farben wirken nicht so matt wie befürchtet und die Schärfe der Wiedergabe entschädigt für einige nicht mehr ganz saubere Passagen. Beide Tonspuren in einem sehr soliden 2.0 Dolby Digital Sound wirken kraftvoll und es finden sich keine weiteren Störungen. Im Vergleich zu den „Catweazle“ DVD, auf denen die englische Tonspur deutlich zu leise eingestellt worden ist, spielt es keine Rolle, welche Sprache gewählt wird. Auch die Synchronisation der Serie ist sorgfältig durchgeführt worden. Da keine der Folgen – bis auf „Die Kreuzritter“ ungekürzt ausgestrahlt worden ist – die originäre Länge der Episoden von 50 Minuten passte nicht in das deutsche Sendeschema – finden sich ständig Vergleichsmöglichkeiten zwischen den beiden Tonspuren. Die geschnittenen Passagen sind mit deutschen Untertiteln versehen sehr sorgfältig wieder eingefügt worden. An einigen Stellen wirkt allerdings die Musikeinspielung – das bezieht sich auf die Originalfassung und nicht die Koch DVD Bearbeitung – unglücklich. Die irische Musik drängt sich zu sehr in den Vordergrund und wenn sie das Geschehen düster bedrohlich untermalen soll, wirkt sie in diesen entscheidenden Szenen eher wie ein solide zu anzuhörender Fremdkörper.
Vergleicht man die Präsentation der „Robin of Sherwood“ Folgen allerdings mit der sehr sorgfältigen Bildbearbeitung einiger anderer britischer Serien, fällt doch auf, dass die Masterbänder und Tonspuren deutlicher als erwartet vom Zahn der Zeit befallen worden sind. Es ist davon auszugehen, dass die Produzenten der DVD ihr möglichstes getan haben, um diese - inzwischen zur Kultserie avancierten - Produktion der ursprünglich mal dritten Kraft im englischen Fernsehen in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Die umfassende Arbeit an den Folgen und vor allem den Extras muss der deutschen wie auch der englischen DVD – Veröffentlichung im Zuge einer Besprechung hervorgehoben werden. Trotz kleinerer Schwächen bei den Extras führt die Koch Media ihr Bestreben fort, gute britische Fernsehserien aus den sechziger, siebziger und achtziger Jahren einer neuen Generation von interessierten Fans vorzuführen und der mittelalterlichen Generation zumindest für die Dauer von fünfzig Minuten ein Fenster in die eigene Fernsehvergangenheit zu schenken.
DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch
DVD-Extras:
Making of, Booklet, Bildergalerie, Drei Audiokommentare von Autor Richard Carpender und Regisseur Ian Sharp, Outtakes, Promo-Aufnahmen von Clannad