Die Psi-Akten
Folge 5: Villa der Verdammten
Script: Simeon Hrissomallis
Sprecher: u. a. Henry König, Marion von Stängel, Dietmar Wunder, Marco Sand, Marina Erdmann, Dennis Rohling, Eckhard Dux
ISBN 3-936614-71-7
Folge 6: Malwine-Fluch einer Hexe
Script: Simeon Hrissomallis
Sprecher: u. a. Henry König, Sven Hasper, Santiago Ziesmer, Michale Holz, Wolfgang Strauss, Anja Dramski, Stefanie Sydow
ISBN 3-936614-72-5
Folge 7: Allein in der Nacht
Script: Wolfgang Strauss
Sprecher: u. a. Henry König, Nicholas Rousies, Marco Ventrella, Reinhilt Schneider, Peter Bertram
ISBN 3-936614-73-3
Hörspiele, mit jeweils ca. 50-60 min Laufzeit
Musikuntermalung: Jase Brandon
Titelbild: Timo Würz
Russel und Brandon Company, August 2006
Von Christel Scheja
In den letzten Jahren gibt es eine Grusel-Hörspiel-Renaissance. Nicht nur das Interesse der Kinder ist geweckt worden, auch die älteren Semester erinnern sich an die Hörspiele ihrer Jugend und suchen entweder die Hörspiel-Klassiker oder schnuppern auch schon einmal in moderne und zeitgemäße Reihen hinein. Und davon gibt es mittlerweile sehr viele auf dem heiß umkämpften Markt. Die meisten davon sind mit einem festgelegten Heldenteam auf Serie angelegt, nur wenige Reihen wagen es, in sich abgeschlossene Geschichten zu präsentieren.
Dazu gehören auch „Die Psi-Akten“ von der Russel und Brandon Company. Der Titel verrät es schon: Einfache Menschen wie du und ich bekommen es mit übernatürlichen Phänomenen zu tun, werden von Geistern und Dämonen bedroht oder werden in den Machtkampf überirdischer Mächte gerissen.
Die „Villa der Verdammten“ ist eine Herausforderung für vier junge Leute, die nach einem langweiligen Discobesuch noch ein bisschen erleben wollen. Sie beschließen sich eine verfallende Villa einmal genauer anzusehen, von der bekannt ist, dass es in ihr spuken soll. Zunächst machen sich die Jungs noch einem Spaß daraus, ihre Begleiterinnen zu erschrecken, doch das Blatt wendet sich sehr schnell. Schon bald müssen sie feststellen, dass Wahres an den Erzählungen über die Villa ist, und dass, was in ihr lauert, sich nicht unbedingt erfreut über ihr Eindringen zeigt...
Man bedient sich hier der klassischen Geisterhaus-Thematik mit all den Klischees und Wendungen, die bei einem solchen Thema erwartet werden. Das Szenario ist durchaus gruselig umgesetzt und die Sprecher leisten saubere Arbeit, man nimmt allerdings den zu erwachsenen Stimmen die locker flockige Jugendsprache und damit das Teenie-Alter der Helden nicht ab.
Ein geheimnisvoller Fremder – vielleicht ein Engel – namens Razaniel bittet die Freunde Frank und Salvatore mit ihm eine gefährliche Hexe zur Strecke zu bringen. Diese hat es auf unschuldige Menschen abgesehen, deren Vorfahren sie auf den Scheiterhaufen brachten. Und dabei geht sie nicht gerade zimperlich vor. Doch nur Auserwählte können sie mit dem Blutdolch töten. Nach anfänglichem Zögern stimmen die beiden jungen Männer zu, die mit dem angebrochenen Abend nicht viel anzufangen wissen, nicht ahnend, dass Razaniel ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt hat.
Auch in dieser Folge wird nicht an Klischees gespart. Malwine ist die von Rache zerfressene Hexe, die vor allem mittels ihrer weiblichen Reize agiert und auch die Helden schließlich in arge Bedrängnis bringt. Das Abenteuer hat Trash-Qualitäten, die ziemlich an „John Sinclair“ und „Gespenstergeschichten“ erinnern. Die Sprecher wissen durchweg zu überzeigen, vor allem Salvatore und Razaniel wirken sehr überzeugend.
„Allein in der Nacht“ zu sein macht Julien die meiste Angst. Der Junge wird von heftigen Alpträumen gequält, seit er und seine Mutter Nicolette in das neue Haus gezogen sind. Die junge Frau ist ratlos, denn sie kann nicht verstehen, was ihr Kind so ängstigt. Erst als sie einen Psychologen zu Rate zieht, der Julien behutsam zu verstehen versucht, klärt sich die Angelegenheit – wenn auch auf erschreckende Weise.
Anders als die anderen beiden Hörspiele ist „Allein in der Nacht“ wirklich unheimlich, weil lange nicht klar wird, was Julien so verschreckt. Der Junge ist ausnehmend gut und glaubwürdig gesprochen, so dass man seine Angst förmlich spürt. Vielleicht tut auch das relativ offene Ende einiges dazu, um den unheimlich-düsteren Eindruck zu verstärken.
„Die Psi-Akten“ richten sich an ein jüngeres Publikum um die 12 Jahre. Daher sind die Geschichten stellenweise zu gruselig für Kinder weit unter zehn Jahren – vor allem „Allein in der Nacht“ - während man auf der anderen Seite zu Gunsten des Jugendschutzes nicht ganz so weit geht, wie in speziellen Erwachsenenhörspielen.
Die Geschichten sind insgesamt recht simpel gehalten, bieten sich aber für eine Hörspielumsetzung, die man einfach nur genießen möchte, an. Vor allem Heftromanleser dürften auf ihre Kosten kommen, die das ein oder andere Motiv wieder erkennen werden.
Auch die Produktion ist aufwendiger, als sie zunächst scheint. Soundeffekte und Musik sind geschickt eingesetzt.
Die Sprecher verstehen durchweg ihr Handwerk und scheinen zum größten Teil „vom Fach“ zu sein. Sie tragen weitestgehend die Handlung alleine, allein bei „Villa der Verdammten“ wirken sie etwas zu alt für ihre Rollen, was aber auch daran liegen mag, dass Sprecher der Teenie-Altersgruppe nicht unbedingt leicht zu finden sind.
Alles in allem bieten die Hörspiele leichte angenehm umgesetzte Unterhaltung für Jugendliche und Erwachsene, die ein Faible für Grusel-Abenteuer ohne Zynismus, Depression und Schwermut haben.