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Russel, Mary Doria: Sperling (Buch)
Mary Doria Russell
Sperling
The Sparrow (1996)
Deutsche Übersetzung von Gisela Stege
Heyne, Taschenbuch, 664 Seiten. 9,00 EUR ISBN 3-453-87552-4
von Gunther Barnewald
„Sperling“ war zweifellos einer der herausragenden SF-Romane der 90er Jahre. Um so bemerkenswerter, dass die Autorin länger nach einem Verlag suchen musste in den USA, was sicherlich auch daran lag, dass The Sparrow ein Debütroman war.
Völlig zu Recht gewann die Autorin für ihr Buch einige Preise, so z. B. den deutschen Kurd-Lasswitz-Preis, jedoch nicht den Hugo- oder Nebula-Award. Dies ist ziemlich überraschend, da mittlerweile einige wirklich schlechte Bücher diese bedeutenden Preise gewonnen haben (muss ich den Namen Joe Haldeman hier erwähnen?). Während vor allem der Nebula-Award, vergeben von den US-amerikanischen SF-Profis, früher so etwas wie ein Qualitätssiegel war, kann man hiervon mittlerweile kaum noch sprechen. Vielleicht ist es deshalb ganz gut, dass Russells Meisterwerk diesen Preis nicht bekommen hat.
Sperling ist eines jener Werke, bei denen der Leser noch während der Lektüre den Eindruck gewinnt, einen Klassiker vor sich zu haben, ein Buch, welches auch noch in 50 oder 100 Jahren geschätzt werden wird (wenn es dann noch Bücherleser gibt!). Ob dies richtig ist, wird zwar erst die Zeit zeigen, auf jeden Fall ist das vorliegende Buch aus heutiger Sicht ein Meilenstein in der SF.
Die Autorin (zu Gast auf der Leipziger SF-Convention 2002) bekam die Idee zu dem Buch anlässlich der 500-Jahr-Feier der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Da sie selbst Anthropologin von Beruf ist, fragte sich Russell, wie wohl ein “moderner” Kontakt zwischen der Menschheit und einer fremden Kultur aussehen würde. Vor allem stellte sie sich die Frage, ob nicht ein Scheitern aufgrund unterschiedlicher ethischer und moralischer Prinzipien vorprogrammiert sei, selbst wenn beide Seiten sich die größte Mühe gäben und so vorurteilsfrei wie möglich aufeinander zugingen.
Genau diese Geschichte schrieb sie dann nieder. Als Protagonisten wählte sie einen Menschen, der ihr möglichst umfassend gebildet und versiert erschien, nämlich einen Jesuitenpriester, der den Kontakt zu der fremden Zivilisation herstellen sollte. Diese Wahl wirft ein interessantes Licht auf die Autorin, zumal sie sich selbst als nicht religiös bezeichnet.
Pater Emilio Sandoz ist der Protagonist, der mit einigen anderen Menschen aufbricht zu einem fremden Stern, um dort mit den intelligenten Planetenbewohnern Kontakt aufzunehmen. Trotz bestem Willen wirkt der Eingriff der Menschen auf die feine ökologische Balance des fremden Planeten katastrophal und schließlich muss auch der Protagonist einen furchtbaren Preis zahlen für seinen Kontaktversuch...
Mary Doria Russell hat das Buch mit Children of God (dt. Gottes Kinder, Heyne TB 06/6337) fortgesetzt und ebenfalls ein niveauvolles Werk geschaffen, welches (was selten genug der Fall ist bei Fortsetzungen) qualitativ fast nahtlos an Teil 1 anknüpfen konnte.
Nun wird „Sperling“ vom Heyne Verlag wieder aufgelegt (wobei die Frage bleibt, ob auch die Fortsetzung erneut erscheinen wird), völlig zu Recht, ist das vorliegende Buch doch eines der Glanzlichter der letzten 10 Jahre innerhalb der Heyne SF-Reihe.
Dabei besticht die Geschichte nicht nur durch die intelligente und ausgefeilte Handlung, sondern auch durch den hervorragenden Stil der Autorin und die dichte Atmosphäre. Vor allem die Persönlichkeit der Protagonisten wird von der Autorin gut herausgearbeitet.
Stärkster Teil der Erzählung ist jedoch die fremde Kultur der beiden intelligenten Rassen auf dem besuchten Planeten. Hier profitiert die Autorin von ihren Kenntnisse als Anthropologin. Die beschriebenen Rassen der Jana`ata und der Runa, deren Denkweise, Moral, Ethik und sind das Highlight von Russells Zukunftsvision.
Zusätzlich Spannung erhält das Werk durch die retrospektive Erzählweise. Denn zu Beginn des Romans ist Sandoz bereits zur Erde zurückgekehrt und die Expedition gilt als brachial gescheitert. Alle Crewmitglieder außer dem Jesuiten sind tot, Sandoz werden perverse Handlungen und lasterhafte Verbrechen vorgeworfen, und der Protagonist ist physisch wie psychisch am Ende. Nun wird er im Vatikan befragt, soll sich rechtfertigen für seine Taten und das katastrophale Misslingen des ersten Kontaktversuchs zu intelligenten außerirdischen Rassen.
Langsam rollt somit die Geschichte der Expedition vor dem Auge des Lesers ab und er erfährt, wie aus einer hoffnungsvollen Ausgangslage trotz bester Absichten eine Katastrophe werden konnte, die in ihrem Ausmaß ihres Gleichen sucht.
„The Sparrow“ ist rundum empfehlenswert, niveauvoll, intellektuell anregend und trotzdem spannend: eine seltene und nahezu perfekte Kombination. Eine Tatsache, die man selten genug findet, und die auch im Vorwort der vorliegenden Ausgabe von der SF-Schriftstellerin Kathleen Goonan bestätigt wird. Lektüre für Kopf und Bauch also, und somit ein absolutes Meisterwerk.
hinzugefügt: July 17th 2004 Tester: Guido Latz Punkte: Hits: 3909 Sprache:
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Russel, Mary Doria: Sperling (Buch) Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 13:56:35 Meine Wertung:
Carisoprodol Carisoprodol
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Russel, Mary Doria: Sperling (Buch) Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 12:22:44 Meine Wertung:
Soma Ambien
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