|
Fforde, Jasper: Es ist was faul (Buch)
Jasper Fforde
Es ist was faul
(Something Rotten)
Aus dem Englischen übersetzt von Joachim Stern
Titelillustration: Maggy und Stewart Roberts
dtv, 2006, Paperback, 428 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 3-423-24568- 9
Von Carsten Kuhr
Thursday Next ist zurück. Nicht nur, dass ein neuer Roman auf den Buchtischen der deutschen Buchhandlungen liegt, Thursday selbst kehrt zusammen mit ihrem zweijährigen Sohn aus den Welten der Bücher in die reale Umgebung ihres Englands zurück. Doch irgendwie hat sie sich ihr Leben dann doch ein wenig anders vorgestellt. Es gelingt ihr nicht, eine Berufskillerin davon abzubringen Mordanschläge auf sie durchzuführen, Shakespeares Hamlet hat sich an sie gehängt, und ist über die Darstellung seiner Rolle durch die Darsteller auf Bühne und Zelluloid entsetzt, der Goliath Konzern hat sie beeinflusst zu unterschrieben, dass sie ihnen alle an ihr begangenen Untaten verzeiht, sie hat einen persönlichen Stalker, muss zehn Wagenladungen verbotener Bücher von dänischen Autoren vor dem Scheiterhaufen retten und hat immer noch ihren genichteten Mann nicht wieder re-existiert. Als dann noch ein Prophet aus dem Mittelalter auftaucht und weissagt, dass die Welt untergehen wird, wenn der lokale Krokett-Verein das Match gegen den vom Goliath Konzern gesponsorten, übermächtigen Gegner nicht gewinnt, wird es wirklich haarig für unsere Heldin. Da kommt es geschickt, dass sie sich der Hilfe von fünf Neandertaler fürs Spiel der Spiele sichern kann. Doch dann kommt es einmal mehr anders als gedacht ...
Um es kurz und prägnant zu sagen - wer die Thursday Next-Titel kennt und mag, der wird auch in diesem Buch wieder viel Amüsantes finden, oftmals schmunzeln, ein paar mal laut loslachen. Wer die ersten Bücher aber nicht genossen hat, der wird von der laufenden Handlung schlichtweg überfordert sein.
Zu weit fortgeschritten ist inzwischen das doch recht eigenwillige Universum der Thursday Next mit einer Welt, in der Menschen in Bücher hineingehen können, Gestalten aus Büchern in die reale Welt wechseln und dort Unheil anrichten und einer Pseudohistorie, die man kennen sollte, um dem Plot überhaupt folgen zu können.
Dennoch bleibt festzustellen, dass der große Elan der ersten Bände ein wenig verraucht ist, dass die ganz große Faszination diesmal einfach nicht aufkommen wollte. Zwar kennen wir inzwischen die maßgebenden Personen mit all ihren liebevoll gezeichneten Eigenheiten, aber es fehlt ein wenig die Spitzigkeit der ersten beiden Bände.
Auf der Habenseite des Buches sind sicherlich eine schier unübersehbare Anzahl faszinierender Persönlichkeiten zu nennen. Fforde schüttelt Archetypen und Unikate gleichermaßen aus dem literarischen Handgelenk, wobei er für meinen Geschmack manchmal ein wenig übertreibt. So tauchen jede Menge Gestalten und Wesen kurz auf, ohne dass diese für die Handlung wirklich von Bedeutung sind. Sehr schön herausgearbeitet hat der Autor dagegen die Situation der allein erziehenden Heidin. Nicht genug, dass sie sich mit all ihren Existenz bedrohenden Problemen herumschlagen muss, nein es gilt auch immer noch die Windeln ihres zweijährigen Sohnes zu wechseln. Im Vorbeigehen nimmt sich der Autor dann noch Themen wie Gleichberechtigung, Religionsfreiheit, Selbstbestimmungsrecht des Individuums, Umweltschutz etc. pp an. Neben den satirischen Elementen sind diesmal aber auch eine Reihe von Slapstick-Einlagen eingeflossen, die mich zumindest eher störten. Ist es lustig, wenn einer Attentäterin ein Klavier aus einem der oberen Stockwerke auf den Kopf fällt, oder wenn ein Gruppe von geklonten Napoleons gegen geklonte Wellingtons mit Vorderladerkanonen antritt? Sicherlich Geschmackssache.
Als Resümee lässt mich der Roman ein wenig zwiespältig zurück. Gegenüber den ersten beiden Thursday Next-Titeln lässt das Werk doch deutliche Ermüdungserscheinungen erkennen, wenn es der Autor auch verstanden hat, seine offenen Fäden aus den bisherigen Büchern zu einem befriedigenden Ende zu verknüpfen.
hinzugefügt: September 27th 2006 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Deutscher Taschenbuch Verlag Hits: 3937 Sprache:
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|