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Feige, Marcel: Schwester der Toten - Inferno 2 (Buch)
Marcel Feige
Schwester der Toten – Inferno Band 2
Titelillustration: F. Fiedler
Festa Verlag, 2006, Hardcover, 270 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 3-86552-035-7
Von Carsten Kuhr
Philip kommt sich vor, wie in einem ganz schlechten Trip. So viel Drogen kann er doch gar nicht eingeworfen haben, um so abzuschmieren. Nicht genug, dass er erfährt, dass seine Großmutter, die er längst friedlich in ihrem Grab liegen sah noch lebt, die Polizei hat ihn in flagranti für einen Mord verhaftet, den er nicht begangen hat. Sein Zellenkumpan will sich an ihm vergehen, später gelingt die Flucht aus dem Gefängnis. Doch wer nun glaubt, dass sich das Chaos in seinem Leben ein wenig lichten würde, der sieht sich getäuscht. Verfolgt von der Polizei und einem Geheimorden des Vatikans, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, versucht er von seiner sterbenden Großmutter, die einem Attentat erliegt, wenigstens einen Hinweis auf die Ursache seines Martyriums zu bekommen. Geschlagen mit Visionen muss er hilflos miterleben, wie Kinder von pädophilen Sadisten zu Tode gefoltert werden, sieht bei der Berührung eines Menschen dessen Todesstunde geistig vor Augen. Warum nur, hat das Schicksal ausgerechnet ihn mit diesem Fluch gestraft? Einsam, voller Selbstmitleid treibt er hilflos durch ein Berlin, das im eisigen Griff eines Jahrhundertwinters zittert. So dreckig ging es ihm noch nie, da hilft kein Joint, keine Berieselung mit Techno-Musik, er sitzt ganz tief in der Scheiße - Piss die Wand an! Gleichzeitig versucht die von den Toten wieder auferstandene Beatrice die verlorenen Erinnerungen an ihr bisheriges Leben wieder aufzufrischen. Von London fährt sie auf die kleine Halbinsel Lindisfarne, dem Ort, an dem sie behütet aufgewachsen ist. Doch auch hier gibt das Schicksal in Form der sie verfolgenden Kirche keine Ruhe. Die Agenten des Vatikans sind der Wiederauferstandenen auf der Fährte, Offenbarung verspricht ein Schließfach in einer Zweigstelle des Royal Bank of Scotland. Was aber treibt die Kirche in Gestalt einiger ihrer einflussreichsten Oberen dazu, unschuldige Menschen zu jagen, Unbeteiligte umzubringen, welches welterschütternde Geheimnis steckt hinter den mysteriösen Vorfällen?
Marcel Feige lässt seine Leser auch im zweiten Teil der Inferno-Trilogie zappeln. Eigentlich wirkt das Bisherige eher wie ein in mehrere Bände aufgeteilter Einzelroman auf mich. Die Bücher sind in sich kaum abgeschlossen, die Handlung setzt nahtlos an und hört ebenso abrupt auf, ohne dass wir allerdings diesmal wirklich erste Anhaltspunkte des zugrunde liegenden Geheimnisses erfahren.
Trotzdem, und das ist bemerkenswert, liest sich der Roman flüssig und spannend in einem Rutsch durch. Gekonnt portraitiert Feige in Philip einen Menschen, der von den Geschehnissen hilflos überfordert und überrollt wird. Konsterniert steht er voller Unglauben und ohne Halt in seiner Heimatstadt Berlin, die mehr und mehr einem Alptraum, ja einem Höllentrip ähnelt. Längst hat er allen Halt, allen Glauben an sich selbst verloren. Geschickt deutet der Autor hier an, lässt seine Leser mitdenken, mitfühlen und in die Haut seines gebeutelten Helden hineinschlüpfen. Doch wie hängt dies alles mit den Geschehnissen in London zusammen, wie passt der Vatikan in das noch unvollständige Puzzle - der abschließende dritte Band muss und wird hoffentlich bald Aufklärung bringen.
hinzugefügt: September 27th 2006 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Festa Verlag Hits: 3715 Sprache:
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