Schattenreich
Folge 1: Die Nephilim
ISBN 3-7857-3169-8 (ab 2007: 978-3-7857-3169-7)
Hörspiel, Laufzeit: ca. 57 Minuten
Folge 2: Finstere Fluten
ISBN 3-7857-3170-1 (ab 2007: 978-3-7857-3170-3)
Hörspiel, Laufzeit ca. 67 Minuten
Lübbe Audio 2006
Script: Astrid Meirose & Volker Pruß
Sprecher: u. a. Alexander Scheer, Sandra Speichert, Volker Brandt, Norman Matt, Daniela Hoffmann, Dero („Oomph!“), Anna Thalbach
Musik: von Secret Discovery, Zeraphine, XPQ-21, Diskonnekted, X-Fusion, [:SITD:]m Combichrist, Anti Doctrine, Aspe, Letzte Instanz, Oomph! Garden of Delight, Vigilante, De/Vision, Qntal u. a.
Von Christel Scheja
Tief und schattenreich erweist sich die menschliche Vorstellungskraft im Ersinnen immer neuer, düsterer Geschichten, deren Hintergründe nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Inspiriert von der Musik und Poesie der Schwarzen Szene entstand eine Geschichte voller mystischer Grausamkeit, die in die finstersten Geheimnisse menschlichen Denkens entführen wird...
Nach vielen Jahren kehrt der junge Kulturwissenschafter Christian Wagner in seine Heimatstadt zurück. Eigentlich will er ein neues Leben mit seiner Freundin Alexa von der Kriminalpolizei beginnen, doch Ruhe ist ihm nicht vergönnt. Eine Krähe nistet sich bei ihm ein und ärgert ihn ziemlich. Sie lässt sich auch nicht vertreiben. Zu allem Überfluss senden ihm Unbekannte ständig kryptische SMS zu.
Und dann ruft ihn Alexa in den Park, um bei der Aufklärung eines Mordfalles zu helfen. Einer von Christians Schulfreunden ist tot und er ist nicht der erste...
Der Enthauptete trägt an seiner Ferse ein seltsames Zeichen: ein Ankh mit einem geschlossenen Horusauge. Christian Wagner überläuft es heiß und kalt, denn er kennt zumindest einen Teil des Symbols. Das Ankh tragen er und seine Freunde, nachdem sie aus Spaß den Bund der „Titanen“ gründeten und sich mit düsteren Mysterien beschäftigten. Sie sahen sich als Kinder der Götter. Dies aber ist nun ein Nephilim, ein Kind der Dämonen.
Die Polizei und schließlich auch Alexa nehmen ihn nicht so ganz ernst, denn Christian bemerkt auch noch eine geheimnisvolle Frau, die statt Haaren ein Medusenhaupt trägt, und scheinbar von keinem anderen wahrgenommen wird.
Von nun an quälen ihn Alpträume, in denen sich Realität und Wahnsinn miteinander vermischen – in einer Diskothek namens „Schattenreich“ macht er Erfahrungen, die ihn noch mehr verwirren. Ergreift der Wahnsinn von ihm Besitz ohne das er es verhindern kann?
Christian beschließt die Antwort bei dem Ägyptologen Wahlberg zu suchen, mit dem seine Freunde zu tun hatten. Doch der wird von Unbekannten vor seinen Augen entführt, und in dessen Haus machen er und eine Freundin aus alten Tagen grauenhafte Entdeckungen.
Jetzt erst begreift Christian, dass er in eine düstere Verschwörung geraten ist. Und die SMS, die er in den letzten Tagen erhielt, scheinen der Schlüssel dazu zu sein, es näher zu ergründen...
Kryptische Zeichen und geheimnisvolle Gestalten sind wichtige Elemente, die einfachen Morden erst den Hauch des Makaberen verleihen. Der Kriminalfall wird zum Horror-Event, und nicht mehr nur das Leben, sondern auch die Seele der davon betroffenen Menschen drohen ausgelöscht zu werden.
Geschickt arbeitet die Geschichte mit wohlbekannten Symbolen der Schauerliteratur, die auch heute noch vor allem in Musikvideos gerne verwendet werden – Krähen, wallender Nebel, und Wesen, die etwas Unwirkliches an sich haben. Leicht kann der Kundige in den Zeichen lesen, und den weiteren Verlauf der Geschichte erahnen, wird aber auch nicht aus dem Schmunzeln kommen, denn die Dame namens „Medusa“ und das „Schattenreich“ gibt es wirklich. Beide sind eng mit der schwarzen Musikszene verbunden. So kommt leicht der Verdacht auf, dass das Hörspiel in erster Linie als Träger für die vorgestellte Musik dient, die immer wieder eingeschoben wird, und nicht umgekehrt.
Seichter, wohlbekannter Grusel, gepaart mit einem Hauch melancholischem Gothic genügt nicht, um eine beeindruckende Geschichte zu erzählen. Dazu arbeitet die Erzählung mit zu plakativen Elementen und ist für die Fans düsterer Literatur zu einfach durchschaubar, man braucht nicht einmal so viele der Klassiker gelesen zu haben. Die Handlung wirkt dadurch stellenweise zu langatmig.
Insgesamt wissen die Hörspiele nicht in ihren Bann zu schlagen, ihnen fehlt das tiefergehende Element, das wirkliches Grauen erzeugt. Da aber die Sprecher gute, solide Arbeit leisten, fällt das Manko nicht ganz so unangenehm auf.
„Schattenreich“ bietet gute, wenn auch nicht herausragende Unterhaltung für Fans düsterer Musik und Geschichten, die bisher noch nicht so viele düstere Werke – vor allem die Klassiker des Genres - gelesen und vor allem die mystisch-symbolschwangeren Bilder aus den Videoclips vor Augen haben.