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Meißner, Tobias O.: Das Paradies der Schwerter (Buch)
Tobias O. Meißner
Das Paradies der Schwerter
Titelbild: Jan Patrick Krasny
Piper Verlag 2006, 362 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 3-492-26588-X
Von Carsten Kuhr
Tobias O. Meißner wird uns vom Verlag als Ausnahmetalent des deutschsprachigen Romans angepriesen. Als Außenseiter des deutschen Literaturbetriebes gehe er in seinen Büchern neue Wege, so zumindest der Verlag. Ob dies stimmt? Mit Interesse machte ich mich dann an die Lektüre, des in einem recht kleinen Satzspiegel gesetzten Romans.
Der lokale Veranstalter von Gladiatoren- und anderen, blutigen Wettkämpfen schreibt mit kirchlicher Billigung wieder einmal ein Kampfturnier aus. Sechzehn Kämpfer sollen sich in tödlichen Duellen in der Arena gegenüberstehen, dem einzigen Überlebenden winkt ein goldener Reif und unsterblicher Ruhm als Preis.
Die erste Hälfte des Buches nimmt dann die Vorstellung der Streiter ein. In jeweils einem Kapitel begegnen wir mehr oder minder ausführlich den späteren Wettkampfteilnehmern. Es ist eine Schar von Anti-Helden, die sich entscheiden in dieses erbarmungslose Turnier einzutreten. Ein Kampfmönch, ein gefasster Wilderer, ein abgehalfterter Kirmesboxer, Banditen und Kopfgeldjäger, ein Favorit, der das Turnier bereits zweimal gewonnen hat und ein örtlicher Adeliger, der psychisch gestört ist.
Aber sind sie das nicht alle, die sich voyeuristisch ausschlachten lassen, denen 16000 Menschen beim Sterben zusehen? Gier, Geltungssucht, Not oder Lebensunlust, ihre Motive sind so vielfältig, wie ihr Aussehen oder ihre Herkunft.
Der zweite Teil des Buches präsentiert und in einer schockierenden Detailtreue und Offenheit gleichsam in Blitzlichtaufnahmen die jeweiligen Kämpfe.
Ein philosophischer Roman über das Thema Kampfturnier, so zumindest urteilt der Verlag über dieses Buch. Ich kann mich nicht so genau entscheiden, ob ich diesem Ausspruch beipflichten soll. Gleichzeitig ob der Brutalität abgestoßen und doch angezogen von der schieren Wucht der Schilderungen und der skurrilen Charaktere hat mich dieser Text in seinen Bann gezogen.
Ein Buch über den Zufall, in dem eben jener Zufall auch bei der Entstehung einer wichtige Rolle gespielt hat. Die Ausgänge der jeweiligen Duelle, die Paarungen all dies hat der Autor ausgewürfelt, also nicht geplant, sondern ebenso wie im Leben dem Zufall überlassen. Dass dabei Sympathieträger in der ersten Runde abtreten, dass zum Schluss ausgerechnet einer triumphiert - wenn man das Überleben denn einen Triumph nennen kann - den ich nicht auf der Liste potentieller Gewinner hatte, das ist fast nebensächlich, und für mich doch irgendwie störend, hätte ich doch anderen Teilnehmern den Sieg lieber gegönnt.
Der Text selbst kommt ein wenig uneinheitlich daher. Insbesondere, dass der Autor uns seine Fantasy-Welt kaum vorstellt, dass seine Personen mit Ausdrücken aus unserer heutigen Welt um sich werfen (so hängt zum Beispiel einer an der Nadel ...), das störte mich dann doch. Alle Mängel aber verblassten letztlich angesichts der Männer, die ausziehen um zu sterben.
Ein Buch der seine Leser unheimlich direkt anspricht, nein besser wie ein wildes Tier anspringt, ein Roman wie ein wilder kurzer aber tödlicher Kampf, aber kein Roman zum gemütlichen Zurücklehnen, zum Träumen von Ruhm und Sieg - ein etwas anderer Text als wir es gewohnt sind, und damit interessant, auch wenn ich ihn wohl kein zweites Mal lesen werde.
hinzugefügt: July 17th 2004 Tester: Carsten Kuhr Punkte: Hits: 4502 Sprache: german
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Meißner, Tobias O.: Das Paradies der Schwerter (Buch) Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 11:34:10 Meine Wertung:
Paxil Tramadol
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