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Thunderbirds - Season 2 Box (DVD)

Thundersbirds – Season 2 Box
GB 1966

Von Thomas Harbach

Auch wenn die Serie inzwischen fast vierzig Jahre alt und noch knappe sechzig Jahre in die Zukunft spielt, zeigt sie sich in einem Punkt weiterhin brandaktuell. Die Technologie hat sich über den Punkt hinaus entwickelt, in dem die Menschen sie im Grunde kontrollieren können. Gerry Anderson zeigt den Zuschauern eine Welt, in der sich sowohl die Atomkraft, als auch der kommerzielle und private Linienflug zu Eckpfeilern der Zivilisation entwickelt haben. Trotz dieser mannigfaltigen Technikhörigkeit hat der Mensch und vor allem haben Regierungen und Behörden nicht die Kontrolle über diese Entwicklung. Sobald Katastrophen passieren, zeigen sie sich als inflexibel und überfordert. Für diese Fälle benötigt man weiterhin die private Eigeninitiative und vor allem das Herz in der Hand, um mutig sich der Situation zu stellen. Dabei zeichnet Gerry Anderson auch ein gehöriges Misstrauen gegenüber den Bösewichtern in Person Hoods – verständlich – aber auch den Behörden – auch verständlich – aus. Seine Basis auf einer Insel ist genauso geheim wie die Identität der einzelnen Piloten sowie des Vaters. Letzteres ist allerdings eine der Schwächen der Serie, denn erstens bemüht sich Hood, weitere Anschläge und Sabotageakte zu begehen, um die Tracys aus ihren Verstecken zu locken und zweitens gibt es zumindest über den Vater und zwei der Söhne militärische Akten.

Auch heute noch sind die Folgen gute Unterhaltung aus einer im Grunde unschuldigen Zeit. Dazu kommt allerdings auch eine politisch schon anarchistische Einstellung. Eine Handvoll Außenseiter kann in der Tradition des Western die Stadt und ihre unschuldigen Bewohner besser beschützen, als der gewählte und bezahlte Sheriff. Dazu kommt, dass man die eigenen Erfindungen geheim hält und so das Monopol zur Rettung aus extremen Situationen nur einer Handvoll von Opfern zu Verfügung stellt.

Nicht nur aus logistischen Gründen hat sich Anderson auf insgesamt sechs aktive Mitglieder der International Rescue konzentriert mit den ihnen direkt zuzuordnenden Fahrzeugen. Und selbst in den sechziger Jahren konnten diese freiwilligen Helfer – wie auch ihr Vorbild Superman – nicht überall sein. Die politische und damit amerikanische Korrektheit bleibt aber auch in seinen stereotypen Klischees bestehen. Der große Aggressor trägt einwandfrei asiatische Züge und damit spinnt Gerry Anderson wohl bewusst den Faden aus den „Flash Gordon“-Serials weiter. Lady Penelope trägt zwar die Züge, aber nicht die Lederkleidung einer Emma Peel, aber die Andersons hatten nicht den Mut, aus diesem wunderschönen Wesen auch eine Emanze und vor allem einen Kontrast zu den fünf Söhnen zu machen. Zu oft beginnt sie ihre Ermittlungen und erhält in letzter Sekunde Hilfe von den Jungs mit den wunderbaren Spielzeugen. Auf der anderen positiven Seite findet sich in den einzelnen Folgen sehr wenig Gewalt, die Actionsequenzen beschränken sich auf waghalsige Rettungen zu Wasser und in der Luft, die brutale Gewalt in Form von Bombenanschlägen – siehe insbesondere die Pilotfolge – trotz fast komische Züge und rückt die Serie in das phantastische Niemandsland von „Mit Schirm, Charme und Melone“. Allerdings überlassen es die Jungs in einem spektakulären Fall Lady Penelope, auf den ominösen roten Knopf zu drücken und mittels einer Rakete einen Bösewicht auszuschalten. Dieser kann aber sichtlich erschüttert und bereit, sich den Behörden zu stellen, das Fahrzeug verlassen.

Obwohl in der zweiten Staffel die Rettungsaktionen spektakulärer und damit phasenweise unwahrscheinlicher werden, finden sich eine Reihe von selbst aus heutiger Zeit exotischen, atemberaubenden und manchmal auch lustigen Folgen unter den letzten sechzehn Episoden. Viele Kinderkrankheiten der Auftaktserie – zu dünne Plots für die ungewohnte Länge von 45 Minuten mit der Notwendigkeit, entsprechendes Füllmaterial zu integrieren wie auch sich wiederholende Rettungsaktionen innerhalb einer Staffel – sind beseitigt worden, die Drehbücher per se wirken spannender und intensiver, aber auch übertriebener.

So findet sich in „The Vault of Death“ („Ein todsicherer Safe“) nicht nur ein Rückblick auf Parkers – Lady Penelopes Chauffeur und Bodyguard - Leben, sondern diese Folge liefert wie eine Reihe anderer Episoden in Form verschiedener Zeitebene wichtige Hintergrundinformationen, so wird die Welt der International Rescue immer komplexer und strukturierter – sondern die Folge strahlt den typisch britischen Humor mit einem absurden aber intelligent ausgeführten Plot aus. Lady Penelope und Parker brechen in die Bank von England ein. Nicht aus Habgier, sondern um die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass ein neues Sicherheitssystem dringend erforderlich ist. Kaum ist die Bank sicherheitstechnisch in die Gegenwart geholt worden, wird ein vergesslicher Angestellter in einem der Räume eingeschlossen, in denen nach Geschäftsschluss der Computer zum Schutz der Wertsachen ein Vakuum erzeugt. Und International Rescue muss zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit ihr ganzes Können aufwenden, um in die Bank von England einzudringen. Die Folge ist streckenweise eine direkte Hommage an die populären „Mit Schirm, Charme und Melone“-Folgen, der Humor kommt trotz einer spannenden Handlung nicht zu kurz und Lady Penelope sehen wir von ihren besten Seiten.

„Operation Crashdive“ („Operation Absturz“) ist eine direkte Fortsetzung zum Pilotfilm der ersten Staffel. Eine Nachrichtensendung greift die Ereignisse im Kampf gegen Hood noch einmal auf. Aus unerklärlichen Gründen stürzen weitere dieser modernen Stratosphärenflugzeuge ab. International Rescue wird gebeten, nach den Ursachen zu forschen und Scott Tracy meldet sich freiwillig als Pilot eines Fireflash Flugzeuges. An Bord befindet sich ebenfalls Captain Hanson aus dem Pilotfilm. Gigantischer Höhepunkt der Folge ist die Startsequenz des Fireflashliners aus seinem passenden Hangar zusammen mit einer der besten Musiksequenzen der Serie aus Barry Grays Feder.

„Move and you´re Dead“ („Keine falsche Bewegung“) ist in seiner Konzeption ein moderner Thriller. Die wichtigen Handlungselemente werden ausschließlich durch Rückblenden erzählt und die Vergangenheit nähert sich im Laufe der Folge kontinuierlich dem gegenwärtigen Spannungsbogen. Vielleicht beruht die Intensität dieser Folge auch auf der Tatsache, dass Alan Patillo sowohl das Drehbuch geschrieben als auch Regie geführt hat. Alan und Großmutter werden von einem eifersüchtigen Rennfahrer entführt und auf einer Brücke zurückgelassen. Dort befindet sich eine an einen Bewegungsmelder angeschlossene Bombe, die sofort explodieren wird, wenn die beiden Entführten versuchen, ihre unmittelbare Umgebung zu verlassen. Jeff und tintin müssen Alan per Funk bei der Stange zu halten und seine Geschichte zu erzählen, während Scott und Virgil zu ihnen fliegen.

„Martian Invasion“ („Gefährlicher Dreh“) ist wieder einer der unwahrscheinlichen, aber beim Anschauen unterhaltsamen Verschwörungsplots des stetigen Antagonisten Hood. Dieser hypnotisiert Kyrano, den Diener der Tracys – sicherlich auch eine Anspielung auf den chinesischen Koch in der „Bonanza“-Serie – die Außenkameras von Thunderbird Obe abzustellen. Auf die Projektoren spielt er eine Art Science Fiction-Eigenproduktion, um die International Rescue in die Wüste von Nevada zu locken. Deren Aktionen in der Wüste filmt er wiederum heimlich für einen geheimnisvollen im Hintergrund agierenden General.
Wie eine Reihe von anderen Folgen gelingt es in diesem Fall dem Autor Alan Fennell nicht in den ersten beiden Akten, eine interessante Prämisse zu entwickeln und die einzelnen Protagonisten in die Startlöcher zu bringen. Kaum hat er dieses Vorhaben erfolgreich abgeschlossen, bricht sein Handlungsbogen unter den verschiedenen Aspekten zusammen und viele Teile wirken konstruiert und leblos. Auch der Versuch, diese drehbuchtechnischen Schwächen durch eine Reihe actionreicher Verfolgungsjagden auszugleichen, misslingt im Kern. Zu guter Letzt entschließt sich Fennell, seine Geschichte auf einer komödiantischen Note zu beenden und keine dunkle intelligente Verschwörung zu präsentieren. Aber wegen der außerordentlichen Exposition gehört „Martian Invasion“ trotzdem zu den besseren und empfehlenswerten Folgen der zweiten Staffel.

Ebenfalls aus der Feder Fennells stammt die ungewöhnliche “Brink of Disaster“(„Am Rande des Unglücks“). Ungewöhnlich vor allem in Hinblick auf die zwei scheinbar nicht verbundenen Handlungsstränge. Im Mittelpunkt des Geschehens befindet sich Warren Grafton, der Geschäftsführer einer Eisenbahngesellschaft, die dringend neue Mittel zum Aufrechterhalten des Betriebes benötigt. In den USA hat er eine neue Art des Transportes mit einer Kombination aus automatisch betriebenen Zügen und Schwebefahrzeugen entwickelt. Als eines dieser Fahrzeuge in einen der Transportzüge fliegt, wird International Rescue auf den Geschäftsmann aufmerksam. Die zweite Handlungsebene beschreibt einen Einbruch bei Lady Penelope und den Diebstahl ihres wertvollen Schmuckes, um Graftons Firmen mit den notwendigen finanziellen Mitteln zu versorgen. Insbesondere dieser zweite Subplot erscheint im Rückblick als unglaubwürdiges Füllmaterial. Die Bindung zwischen den beiden Plots ist unglaubwürdig und das Zugunglück – da keine Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen zu retten sind – reicht nicht für die gesamte Folge. Auch die Ermittlungen sind eher oberflächlich und konstruiert. So bleiben einige sehr gute Miniaturen – auch über die bestehende Rettungstechnik hinaus hat sich Gerry Anderson immer wieder miniaturisierte Gedanken über die zukünftige Gesellschaft und ihre technologische Ausrichtung gemacht – und ein Einblick in Lady Penelopes Allerheiligstes, ihren Safe.

Sehr dramatisch und spannend ist „Atlantic Inferno“ („Inferno auf dem Atlantik“), in der Jeff sich einen Urlaub auf Lady Penelopes Farm in Australien gönnt. Leider ist dieser von kurzer Dauer. Scott schickt die verbleibenden Teammitglieder zu einem Feuer mitten im Atlantik, ausgelöst von einer nuklearen Explosion. Die anderen Brüder sind der Meinung, Scott hätte dieses kleine Feuer auch selbst unter Kontrolle bringen können und so zögert er, bei einem Aufflackern die anderen Teammitglieder zu rufen. Und ausgerechnet dieses Mal gerät alles außer Kontrolle. Ausgerechnet die verursachende Navy ist nicht in der Lage, das Feuer zu löschen und schnell droht es auf die benachbarten Ölplattformen über zu greifen. Eine zwiespältige Folge, ein sehr spannender und intensiver Plot, aber insbesondere Scott wird eher als unerfahrener Trottel am Mikrophon dargestellt. So bildet sich ein deutlicher Widerspruch zu einer Reihe von anderen Episoden der Serie, in denen die Brüder auch weniger wichtige Katastrophen von Beginn an sehr ernst genommen haben und deswegen rechtzeitig Menschen und manchmal die Welt retten konnten.

Die hübsche Frau steht auch im Mittelpunkt einer weiteren Folge der zweiten Staffel. „The Perils on Penelope“ („Lady Pennys Abenteuer“) ist eine klassische Agentenfolge und gehört eigentlich in die zweite Staffel, ist allerdings in Deutschland in der ersten Box erschienen. Sie wird in der Schweiz in die Entführung eines wichtigen Wissenschaftlers verwickelt, bei der Flucht bleibt die Eisenbahn in einem dunklen, tiefen Schweizer Tunnel stecken und Internatioal Rescue muss nicht nur Lady Penelope befreien, sondern gleichzeitig den Entführungsplot auflösen. Im Vorspann stehen mit Alan Patillo und Desmond Saunders zwei Regisseure. Das ist kein Zeichen einer besonders komplexen Folge, sondern man verwendet zu Beginn sehr viel Material aus einer früheren von Saunders inszenierten Folge, bevor man zum eigentlichen dramatischen Tunnelabenteuer in der beschaulichen Schweiz kommt. In der zweiten Staffel finden sich immer wieder Anspielungen auf die erste Reihe von Folgen, in erster Linie um die Welt der Thunderbirds komplexer erscheinen zu lassen und amerikanische Fernsehsender zu behindern, nur einzelne Folgen und nicht die ganze Staffel zu erwerben.

Sowohl Lady Penelope als auch Brain – unter dem „Alias Hiram k. Hackenbacker“ – müssen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten kombinieren, um eine wichtige Erfindung – eine neue revolutionäre Faserstruktur – vor den Bösewichten der Welt zu schützen. Also hält man die erste Modeschau mit diesen neuen Stoffen an Bord von Skythrust, einem Flugzeug, das über von Brain exklusiv entwickelte Sicherheitssysteme verfügt. Eine Gruppe von Entführern übernimmt trotz dieser Vorkehrungen das Flugzeug und bedroht die Anwesenden. Natürlich ist der Plot eher eine Parodie auf die klassischen technologisch immer ausgefeilter werdenden Agentenfilme und nicht sonderlich ernst zu nehmen. Aber das Zusammenspiel zwischen Lady Penelope und Brain als Gefährten wider Willen funktioniert in dieser Folge sehr gut und trotz der fragwürdigen Prämisse und der aus heutiger Sicht nur noch bunten Mode ist es eine unterhaltsame, phasenweise lustige Folge. Aber auch eine Weihnachtsfolge hat das Team produziert: „Give or take a million“ („Der Weihnachtscoup“). Zwei Diebe verstecken sich nach ihrem Einbruch in den Safe eines Kaufhauses in einer mit Spielzeug gefüllten Rakete für ein Waisenhaus. Sie werden in dem Kanister eingeschlossen, die Kinder übergeben sie der Polizei und mit der Belohnung können sie dem Waisenhaus einen neuen Flügel spendieren. Sentimentale, nicht unbedingt originelle amerikanisierte Weihnachtsfolge, aber zumindest für die kleinen der rechte Zeitvertreib, um auf die Thunderbird Rakete mit dem Weihnachtsmann zu warten.

Technisch steht die DVD der ersten Staffel in nichts da. Eine schöne Bild – und Tonkomposition mit einer Betonung der originalen Monospur. Neben den schon aus der ersten Staffel bekannten Extras - Episoden-Führer, Bildergalerie, Infos zu Pod-Vehikeln, Figuren-Porträts, Brains geheimes Wissen, Trailershow – gehört die Pannenshow zu den unterhaltsamen Teilen. Wie schwierig insgesamt die Koordination der einzelnen Komponenten dieser Serie ist, kann man an diesen lustigen Ausschnitten gut erkennen.

Die „Thunderbirds“ sind immer noch eine der unterhaltsamsten Kinder- Erwachsenenserien und vielleicht insbesondere für sehr junge Zuschauer eine ideale Einstiegsmöglichkeit in die phantastische Welt nicht nur der Andersons. Trotz der rasanten Action stehen weder Gewalt noch außerirdische Aggressoren im Mittelpunkt, traditionelle Werte wie Familie und Zusammenhalt sowie die Botschaft, dass man durchaus immer und überall gutes tun kann. Das macht die Form der Serie nicht nur zeitlos, sondern im Kern aktuell.


DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0 Mono, englisch Dolby Digital 2.0 Mono
Untertitel: deutsch für Hörgeschädigte, englisch für Hörgeschädigte

DVD-Extras:
Episodenführer, Bildergalerien, Figurenportraits

hinzugefügt: November 10th 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Homepage des Anbieters
Hits: 3275
Sprache:

  

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