Simon Weinert
Der Drache regt sich
Eine Phantastische Erzählung
Illustrationen von Thomas Putze
Medusenblut Verlag, 2006, Taschenbuch, 116 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 3-935901-10-0
Von Carsten Kuhr
Die Erde bebt, das Land stöhnt, und alles nur, weil sich der Drache in seinen Träumen ein wenig regt. Doch sogleich wird ein Heerbann ausgerufen und ausgesandt, der Drachentöter macht sich, begleitet von seinem Beraterstab, auf, den entscheidenden Streich zu führen - so zumindest kennen wir dies aus den gängigen Romanen aufstrebender Fantasy-Autoren.
Vorliegendes Buch ist ein wenig anders, na gut, vergessen Sie das „ein wenig“ und ersetzten es durch „sehr verstörend“, durch „unbegreiflich anders“.
Zwar wird auch die Geschichte des sich regenden Drachen komplett mit Heer und Drachentöter erzählt, doch ist der Drachentöter seit Generationen nicht mehr von seinem Thron gekommen, vernascht stattdessen, wer kann es ihm verdenken, lieber knackige Weibsbilder, und das Heer besteht aus Bettlern und Kindern.
In den Text eingeschoben sind dann immer wieder zunächst unzusammenhängende Texte aus unserer modernen Welt, die mit dem Geschehen erst einmal nichts zu tun haben. Später verbinden sich die Elemente dann, allerdings nicht unbedingt zu einem sinnvollen Ganzen.
Ab einem gewissen Punkt der Geschichte präsentiert der Autor uns dann zwei unterschiedliche Finali, die jedes für sich dem Leser nochmals Geduld abverlangen. Mit recht ansprechenden Illustrationen versehen lässt mich das Buch ein wenig ratlos zurück. Die Geschichte wirkt in hohem Maße experimentell, die Verbindung von einem Fantasy-Plot mit zusammenhanglosen Gegenwartstexten verschloss sich mir, obwohl ein gewissen Reiz darin lag, den nicht offensichtlichen Zusammenhang zu suchen. So manches Mal wechselte mitten im Satz die Perspektive, sprang die Schilderung zwischen Fantasywelt und modernem Venedig oder München hin und her.. Alles in allem sicherlich nichts für einen breiten Lesergeschmack, eher etwas für Interessierte, die Lust auf Neues haben, die sprachlichen Experimenten aufgeschlossen gegenüberstehen.