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McDevitt: Die Hutch Hutchinson Trilogie (Buch)

Jack McDevitt: Gottesmaschinen (The Engines of God) aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Axel Merz, Originalverlag ???, Bastei-Lübbe 2004, ISBN 3-404-24208-4, Titelbild Michael Whealan, 586 Seiten, Euro 7.90

Jack McDevitt: Die Sanduhr Gottes (Deepsix) aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Frauke Meier, Originalverlag ???, Bastei-Lübbe 2004 ISBN 3-404-24321-8, Titelbild Jim Burns, 685 Seiten, Euro 8.90

Jack McDevitt: Chindi (Chindi) aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Frauke Meier, Originalverlag ???, Bastei-Lübbe 2004, ISBN 3-404-24328-5, Titelbild Jim Burns, 733 Seiten, Euro 9.90

Von Carsten Kuhr

In den letzten Jahren, ja man kann fast von Jahrzehnten sprechen sind exotische Weltraumabenteuer mit dem so oft beschworenen „Sense of Wonder“ Mangelware geworden. Entweder boten sich die Charaktere als pappmascheehaft an, oder die Handlung war langweilig, die fremde Umgebung ein lauer Abklatsch gewohnter Handlungsorte.


An Jack McDevitt, der eben diese Lücke schliessen könnte, scheiden sich die Geister. Die Einen sehen in ihm einen der grössten Hoffnungen der modernen SF, andere Kritiker sind nicht so begeistert von seinen Büchern. Die Lobpreisungen reichen von Vergleichen mit Arthur C. Clarke und Isaak Asimov (St. King) bis hin zu ehrlich wirkenden Bekundungen der Bewunderung von Robert J. Sawyer.

Drei Romane hat er bislang veröffentlicht, in denen Priscilla "Hutch" Hutchins eine zentrale Rolle spielt. Drei Romane, die uns der Verlag nicht ganz zuunrecht als Archäologie SF anpreist.


Hutch ist als Pilotin für die Archäologische Gesellschaft tätig. Im Auftrag der von Spenden und Staatsgeldern getragenen Organisation bringt sie Archäologen zu ihren Ausgrabungsorten auf fremden Planeten. Ausser einer einzigen intelligenten Rasse, die sich gerade zu Beginn ihrer industriellen Revolution in einem gigantischen Krieg selbst zerstört, fand man bislang in den Weiten des Alls nur Ruinen untergegangener Zivilisationen. Doch auch diese Ruinen sind es, die es zu erforschen gilt. Dass es dabei so manches Mal zu Konflikten zwischen den Wissenschaftlern und Kaufleuten kommt, die diese Planeten terraformen wollen ist leicht nachvollziehbar. Benötigen die Archäologen Zeit, die Fundstellen abzusichern und zu erforschen, so drängt die Finanzierung des Projekts die Terraformer dazu endlich den Startschuss zu
geben, und mit der Umformung zu beginnen. Und dies gerade dann, als die Archäologen einem galaxisweiten Rätsel auf der Spur sind. Alle 40000 Jahre sucht eine interstellare Wolke von intelligentem Leben besiedelte Planeten heim, und vernichtet die Zivilisationen - ein Schicksal, das auch der Erde drohen könnte. So gehen die Archäologen unkalkulierbare Risiken ein, mitten drin natürlich unsere wackere Pilotin. Von einer künstlichen Springflut bedroht versuchen die Wissenschaftler zu retten, was nicht mehr gerettet werden kann - und sind bereit mit ihrem Leben zu bezahlen.

Im zweiten Band strandet einer der bissigsten Esseyisten des modernen Journalismus zusammen mit Hutch und weiteren Wissenschaftlern auf einem der Vernichtung preisgegebenen Planeten. Ein Gas-Komet bedroht die Welt, auf der sie scheinbar rettungslos gestrandet sind. Obwohl menschliche Raumschiffe im Orbit schweben, hat keines dieser eine Fähre an Bord, mit dem sich die Gestrandeten retten liessen. Erschwerend kommt hinzu, dass einer der Wissenschaftler noch eine alte Rechnung mit unserer spitzen Feder offen hat - nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Als dann die Wissenschaftler Überreste eines technisch eigentlich gar nicht möglichen Fahrstuhls vom Planeten in eine Umlaufbahn entdecken startet ein dramatischer Rettungsversuch, der eigentlich nur schief gehen kann.

Im dritten Roman schliesslich will Hutch ihren Job eigentlich an den Nagel hängen - zu viele lebensbedrohliche Situationen hat sie überstehen müssen, die Lorbeeren für ihren Einsatz ernteten Andere. Doch dann lässt sie sich überreden als letzten Auftrag einen Förderverein der Archäologischen Gesellschaft auf der Suche nach einem mysteriösen Funksignal durch das Weltall zu kutschieren. Und wieder schlägt das Schicksal erbarmungslos zu. Zwar trifft die Expedition der reichen Möchtegern-Archäologen auf Spuren intelligenter Wesen, doch das Zusammentreffen mit lebenden Vertretern einer ausserirdischen Hochkultur bleibt weiterhin Wunschtraum. Statt dessen findet die Expedition ein riesiges fremdes Raumschiff, in dem Roboter Zeugnisse untergegangener, ausserirdischer Kulturen zusammengetragen haben. Doch dann strandet einer der Hobby-Archäologen auf der Alienschiff, und dieses macht sich auf, mit unerreichbarer Geschwindigkeit ein fernes Sonnensystem anzusteuern.


Drei Romane liegen hinter mir. So unterschiedlich die einzelnen Werke auch sind, die Gemeinsamkeiten sind unübersehbar. In allen Plots werden die Hauptpersonen incl. unserer Pilotin in eine ausweglose Situation versetzt, eine einfache Rettung scheitert oft, sofern überhaupt möglich, an dem Egoismus von Karrieristen. Was Hutch und ihren Leidensgenossen übrig bleibt, das sind va banque Spiele. Gegen alle Erfolgsaussichten geben sie nicht auf, mit unbändigem Willen, Fleiss und Erfindungreichtum der einem MacGiver vor Neid erblassen liesse, schaffen sie aus eigener Kraft das scheinbar Unmögliche. Neben dieser überaus spannenden, mit interessanten und abwechslungsreichen Nebenhandlungen gespickten Story überzeugten mich insbesondere die Figuren, die uns McDevitt kredenzt. Das sind einmal keine Abziehbilder moderner Heroen, die nach dem Motto "Kam, sah, siegte" agieren, sondern wirkliche Wesen aus Fleisch und Blut die dazu fähig sind glaubhafte Gefühle zu vermitteln. Sie, und wir Leser mit ihnen, erleiden Verluste und Niederlagen, verzweifeln und rappeln sich wieder auf. Mehr noch, der Autor offeriert uns keine Charaktere von der Stange sondern wirkliche Unikate. Es sind allesamt Menschen, die aus der Masse herausragen, die eigen sind, manchmal schwierig, aber immer interessant. Hinzu kommt, dass die Handlung, so phantastisch sie auch oftmals anmutet eine innere Überzeugungskraft besitzt, die bei SF Romanen sehr rar ist. Es könnte wirklich einmal so sein, wie der Autor uns die Welt in der nahen Zukunft beschreibt. Das ist kein simpler Technologiewahn, da schwirren nicht tausende waffenstarrender Giganten durchs All, die Raumschiffe sind zweckmässig und teilweise alt und verbraucht, wie deren Kapitäne auch. Die Einsamkeit im All, die Eintönigkeit wird uns ebenso vermittelt wie der Zauber einer neuen, unberührten Welt oder der Kick der Entdeckung des Nachlasses eines ausserirdischen Kultur. Ist der dritte Roman auch insgesamt ein wenig zu lang geraten, so wissen uns alle drei Romane, von denen der zweite Roman der eindeutig Beste ist, auf jeden Fall die Lektüre wert.

hinzugefügt: July 26th 2004
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
Hits: 2722
Sprache: albanian

  

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