Nancy Kress
Feuerprobe
(Crucible, 2004)
Ins Deutsche übertragen von Alexander Lohmann
Bastei Lübbe, 2006, Taschenbuch, 494 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 3-404-24353-6 bzw. 978-3-404-24353-2
Von Gunther Barnewald
39 Jahre nach den Ereignissen, die in „Crossfire“ (dt. „Kontakt“) geschildert wurden, erreicht ein irdisches Forschungsschiff Greentrees, den Planeten, auf dem sich menschliche Splittergruppen angesiedelt haben.
Parallel dazu erfährt der Leser, wie die Mission der beiden Siedler von Greentrees weitergeht, die sich aufgemacht hatten dafür zu sorgen, dass die kriegerischen Außerirdischen, die man Pelzlinge getauft hatte, mit einer Krankheit identifiziert werden, die ihnen jedwede Aggression nehmen sollte, so dass die Menschheit sicher vor ihnen sein könnte.
Von den in „Crossfire“ eingeführten Protagonisten lebt nur noch Jake Holman (und natürlich die beiden Siedler auf ihrer Mission), der allerdings inzwischen 85 Jahre alt ist und im Rollstuhl sitzt, und Nan Frayne, die Tochter des Quäkerführers, die es geschafft hat, sich mit den wilden, auf Greentrees lebenden Pelzlingen zu verständigen und bei ihnen lebt.
Als dann die feindlichen, raumfahrenden Pelzlinge auftauchen und alles Leben zu vernichten drohen, reißt er die Macht endgültig an sich und scheint kaum mehr aufzuhalten.
Gleichzeitig kehren die beiden Siedler von ihrer Mission zurück, unsicher ob sie erfolgreich waren, unterstützt von den anderen Aliens, den Ranken, die aber ebenfalls nicht wissen, ob sie den Menschen wirklich vertrauen können.
Und während die Lage sich zuspitzt, die neue Hauptstadt von Greentrees völlig zerstört wird und viele Siedler sterben, kämpfen Jake, die beiden Rückkehrer und die Verwalterin Alex verzweifelt um das Überleben der Menschen, sowohl gegen die Pelzlinge als auch gegen den intriganten und größenwahnsinnigen Julian Martin, obwohl die Lage immer hoffnungsloser zu werden scheint...
„Crucible“ ist als Fortsetzung des genialen Romans „Crossfire“ leider etwas enttäuschend geraten. Ohne die Bürde des wunderbaren Auftaktbands wäre die hier erzählte Geschichte sicherlich fesselnd und lesbar. Doch im Vergleich mit „Crossfire“ fällt „Crucible“ schon deshalb erheblich ab, weil hier kaum neue Ideen präsentiert werden.
Es erfolgt auch sonst keinerlei Weiterentwicklung, sondern eher Rückschritte. So geraten die Charaktere oberflächlich, der böse Anführer der „Crucible“ setzt zusammen mit seinem Bruder die einzigen Akzente und vor allem der Mittelteil der Erzählung versinkt im klischeehaften Kampf der Guten gegen den abgrundtief Bösen, wobei der clevere Leser schon viel zu früh merkt, was für eine Schweinebacke dieser Julian Martin eigentlich ist. Mit der Durchschaubarkeit seiner Winkelzüge sinkt der Spannungsgehalt des Buchs rapide.
Erst als um Seite 300 die feindlichen Pelzlinge auftauchen, kann der gequälte Leser, der die tolle Erzählung ruiniert sieht, endlich aufatmen, denn zumindest die Spannungskurve geht wieder steil nach oben.
Würde der Leser „Crossfire“ nicht kennen und wüsste nicht, was die Autorin wirklich leisten kann, dann wäre dieser Roman wohl ganz in Ordnung. So trägt er aber die Bürde der Fortsetzung eines hervorragenden Werks und dies fällt bei seiner Beurteilung negativ ins Gewicht.
So ist „Crucible“ zwar ein gutes und durchaus spannendes Buch, jedoch als Fortsetzung enttäuschend.
Gemessen an dem, was die Autorin in den letzten Jahren geschrieben hat, sind „Crossfire“ und „Crucible“ aber hervorragend und zusammengenommen ohne Zweifel sehr empfehlenswert, wobei natürlich vor allem „Crossfire“ als Meisterwerk herausgestrichen werden muss.