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Bilal, Enki: Rendezvous in Paris (Comic)
Enki Bilal
Rendezvous in Paris
(Rendez-vous á Paris)
Aus dem Französischen von Resel Rebiersch
Egmont Ehapa, 2006, Hardcover, 72 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-7704-6056-7
Von Christel Scheja
Der 1951 in Belgrad geborene Enki Bilal lebt seit seinem elften Lebensjahr in Paris und gehört zu den bekanntesten frankobelgischen Comiczeichnern, der vor allem durch seine realistischen und sozialkritischen Szenarien wie z. B. der Trilogie um „Alexander Nikopol“ oder – präziser - SF wie „Exterminator 17“ bekannt wurde, und damit bewies, dass auch ein Comic durchaus Literatur sein kann.
„Rendezvous in Paris“ gehört zu seinem neuen Zyklus, der mit „Der Schlaf des Monsters“ begann und mit „32. Dezember“ fortgesetzt wurde.
Irgendwann in nicht all zu ferner Zukunft in Europa: Die Welt ist düsterer und grauer geworden. Beherrscht wird sie von dem Orden Obskurantis, der sich systematisch darum bemüht, das freie Denken und das kulturelle Bewusstsein der Menschen zu zerstören, um sie auf seine Befehle einzustimmen.
Ein Totentanz der Manipulation erschüttert die Regierungen und Gesellschaftssysteme der westlichen Welt. Einen großen Anteil daran hat Optus Warhole, der sich selbst als ‚Inkarnation des absolut Bösen’ sieht und genüsslich mit dem Schicksal spielt – ob nun weltumfassend oder aber im Kleinen. Er hat sich dazu einige auserlesene Menschen ausgesucht, die nichts von ihrem Los ahnen.
Nike, Leyla und Amir wurden in diese düstere Zukunft hinein geboren. Als Waisen des Bosnienkriegs haben sie viel durchgemacht, genau das aber hat ihnen geholfen, ihre Stärke und Integrität zu bewahren. Sie verweigern sich dem Orden Obskurantis und haben sogar getrennt voneinander den Kampf gegen dessen Manipulationen aufgenommen.
Vor allem Nike erinnert sich an den Schwur, den er sich im Alter von 18 Tagen gegeben hat: Er will Amir und Leyla beschützen, da sie sein Schicksal teilen. Durch sein besonders ausgereiftes Gedächtnis erinnert er sich an alles, was zwischen seiner Geburt im Jahr 1993 und dem Jahr 2026 geschah.
Es gelingt ihm schließlich, Leyla zu finden. Die beiden geraten aber kurz darauf in ein Netz aus Verschwörungen und werden wieder voneinander getrennt, um für undurchsichtige Experimente missbraucht zu werden. Amir ist weiterhin für die Zwei verschollen; er hat sich aber derweil der hilflosen Sascha angenommen und versucht, sich mit ihr durchzuschlagen.
Doch nun scheint die Zeit des Wiedersehens gekommen zu sein. Alle vier zieht es aus unerklärlichen Gründen nach Paris, nicht ahnend, dass ihr Aufeinandertreffen schon längst von Optus Warhole vorbereitet wurde. Damit auch alles so läuft, wie er will, lässt er die Welt glauben, dass er sich zu Gunsten des absoluten Kunstwerks geopfert habe...
„Rendezvous in Paris“ ist keine geradlinige und dynamische Bildergeschichte ohne Tiefgang, eher im Gegenteil. Die Bilder und Texte sind wohlüberlegt aufeinander abgestimmt und vermitteln zwischen den Zeilen viel mehr, als sie oberflächlich andeuten. Sie führen einerseits die künstlerischen Exzesse eines Optus Warhole und seiner Nachfolger in skurrile und abgedrehte Bereiche, andererseits zeigen sie, wie leer und hohl die Welt inzwischen geworden ist.
Bilal arbeitet sehr oft mit gedeckter Kreide auf grauem Tonzeichenpapier. Seine Helden heben sich ab und zu durch aggressive Farben heraus, die der Gegenspieler sind eher fade, farblos oder düster.
Das ganze ist sehr interessant geschildert, erschließt sich aber leider nicht richtig, wenn man die beiden vorhergehenden Alben nicht kennt. Viele Informationen werden als bekannt vorausgesetzt, und auch die Figuren werden nicht mehr genau vorgestellt, so dass der Lesegenuss dadurch gemindert wird.
Alles in allem ist „Rendezvous in Paris“ sehr schwere Kost, für die man sich etwas mehr Zeit und Ruhe nehmen muss, um sie wirklich genießen zu können. Vor allem sollte man endzeitlich angehauchte, düstere SF-Szenarien mit einem gesellschaftskritischen Touch mögen.
hinzugefügt: December 31st 2006 Tester: Christel Scheja Punkte: zugehöriger Link: Ehapa Comic Collection Hits: 2708 Sprache:
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