Hideaki Sorachi
Gin Tama 1
Aus dem Japanischen von Daniel Büchner
Tokyopop, 2006, Taschenbuch, 208 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-86719-001-5
Von Christel Scheja
In westlichen Ländern sind Jungen in einem bestimmten Alter im Allgemeinen von tapferen Rittern oder mutigen Cowboys begeistert; in Japan treten an diese Stelle die Samurai und die Ninjas. Und deshalb spielen diese in den Shonen-Comics stets eine Hauptrolle. So wie auch in „Gin Tama“.
Japan irgendwann in der Zukunft. Wieder einmal steht das Land davor, seine kulturelle Identität zu verlieren, denn die Gesellschaft verlangt, die alten Werte aufzugeben. Es ist nicht mehr erlaubt, Schwerter offen zu tragen und dem Weg der Samurai zu folgen. Das, was die Fremden ins Land bringen, zählt – ob sie nun von der Erde oder aus dem Weltall stammen. Zwar schauen sich die Außerirdischen auch gerne alte Museumsstücke an, in Aktion aber wollen sie diese nicht sehen.
Auf die Einhaltung der Gesetze wird streng geachtet. Und so gerät der junge Gintoki immer wieder mit den Behörden aneinander, weil er traditionelle Kleidung und ein Schwert trägt. Der Lebenskünstler und Tunichtgut schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durchs Leben, bekommt aber auch Ärger, weil er nicht bereit ist, den alten Wegen abzuschwören und sich sogar einmischt, wenn Schwächere bedroht werden. So verhindert er, dass ein junger Angestellter weiter von außerirdischen Gästen drangsaliert werden kann, aber auch, das ein befreundetes Dojo in die Hände von skrupellosen Kredithaien gelangen kann.
Doch er macht sich auch einen Feind. Kondo, der Anführer der Shinsengumi, die eigentlich darauf achten soll, dass die Gesetze eingehalten werden, wirft ein Auge auf die schöne Tae, die allerdings mit Gintoki befreundet ist.
Aufmerksame Leser werden es erkannt haben. Auch wenn das Setting modern und futuristisch ist, spiegelt er eine vergangene Epoche wieder. Schon einmal musste Japan eine Zeit der Überfremdung erleben, in der traditionelle Werte sogar verboten wurden – die Meji-Ära. So finden sich genügend unverhohlene Anspielungen, auch wenn einiges, wie die Shinsengumi, in ihrer Bedeutung verdreht wurde. Die Konflikte ähneln denen, denen sich auch Helden wie „Kenshin“ anfangs stellen mussten. Toki löst sie allerdings auf eine etwas kampfeslustigere Weise und scheut sich nicht, erst zuzuschlagen und dann zu reden.
Heraus kommt letztendlich ein actionreiches Abenteuer mit einem quirligen Helden, der in diesem Band vorgestellt wird und gleich neue Freunde und Feinde findet, wodurch die Weichen für die kommenden Bände gestellt werden. Anders als bei „Kenshin“ geht es hier in erster Linie um die Unterhaltung, weniger um die Darstellung eines Konfliktes, der die japanische Kultur noch heute belastet.