Tony Ballard 8
A. F. Morland
Die Stunde des Wolfs
Titelbild Werner Öckl
Zaubermond Verlag, 2006, Hardcover, 256 Seiten, 14.95 EUR
Von Carsten Kuhr
Dr. Hub Larosse ist ein genialer, von seiner Umwelt verkannter Wissenschaftler. Seine Forschungen im Gentechnikbereich sind bahnbrechend, doch die Anerkennung bleibt dem vereinsamten, von Ehrgeiz und Geltungssucht zerfressenen Mann versagt. So beschließt er, einen Pakt mit der Hölle einzugehen. In der Stunde des Wolfes will er drei unbescholtene Honoratioren der Gesellschaft mit der Fenris Kraft in Werwölfe verwandeln, und ihnen anschließend die von ihm entwickelten Wut- und Hassviren verabreichen. Vom Vollmond unabhängig sollen sie als neue Werwolf-Elite Furcht und Grauen verbreiten und als Exportschlager für skrupellose Geheimdienste und Diktatoren dienen. Das Experiment gelingt, eine grausame Mordserie hält London in Atem. Als der Dämonenhasser sich der Verbrechen annimmt, gerät er ins Visier von Dr. Larosse. Doch statt Tony Ballard direkt anzugreifen, will der Herrscher über die Werwolf-Elite sich an seine Freunde und Familie halten.
Währenddessen versucht Roxane weiterhin, von einer der Dämonenwelten auf die sie verschleppt wurde zu fliehen. Doch vor Durchschreiten des Dimensionstores muss sie zunächst dessen insektoiden Wächter besiegen.
Ein Einzelabenteuer erwartet den Leser. Während Roxane nach längerer Gefangenschaft endlich zu Mr. Silver in die britische Hauptstadt zurückkehrt, muss Tony Ballard sich mit Werwölfen auseinandersetzen. Die Handlung bleibt hierbei im Bereich des Üblichen. Die Darstellung des genial-verrücken Wissenschaftlers ist zwar als Themata nicht eben neu, zeigt uns aber dennoch die angedeutete Portraitierung eines Mannes der aufgrund der ausbleibenden Anerkennung zu seinen Taten angestiftet wird. Hier hätte ich mir allerdings noch eine deutlichere Ausarbeitung der seine Handlungen bestimmenden Motivation gewünscht. Gerade im Vergleich zu den Heftromanen bieten die Zaubermond-Bücher mit dem rund doppelten Umfang dem Autor den Platz seine Gestalten differenzierter zu zeichnen, seine Handlung auf ein solideres Fundament zu stellen. Hier nutzt Morland den Platz, den er hat, für meinen Geschmack noch zu wenig. Er legt im Grunde genommen zwei Heftromane in Buchform vor, und lässt das Potential, das ihm die Veröffentlichung in Buchform bietet, leider recht ungenutzt. Interessant in diesem Band, dass Tonys Sohn Andrew stärker in die Handlung integriert wird. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung soll er nun im Kampf gegen das Höllengezücht offensichtlich eine aktivere Rolle übernehmen.
Morlands größte Stärke, die farbenprächtige Beschreibung urwüchsiger Handlungsschauplätze bleibt diesmal, abgesehen von den wenigen Szenen in denen Roxane auftritt, ungenutzt. Während mich seine Darstellungen fremder Welten meist packen, sind die Plots, die er in London ansiedelt vom Setting her eher unauffällig.
Ingesamt gesehen ein zwar routiniert verfasstes und auch durchaus kurzweilig zu lesendes Buch, das aber die unbestrittenen Stärken des Autors ein wenig vermissen lässt.