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Danger Man - Season 1, Episoden 21 bis 39 (DVD)
Danger Man (Season 1, Episoden 21 bis 39)
GB 1960/61, mit Patrick McGoohan, Richard Wattis u.a.
Von Thomas Harbach
Inzwischen hat Epix die zweite Hälfte der ersten Staffel – immer insgesamt ungewöhnliche vierzig Folgen – mit der gleichen Ausstattung wie die erste Box veröffentlicht. Da bis auf eine oder zwei Folgen alle anderen Episoden auch gekürzt in Deutschland in der ARD gelaufen sind, bietet sich noch mehr an, die deutschen und die englischen Folgen zu vergleichen. Insoweit präsentiert Epix hier keine zwanzig Episoden, sondern insgesamt vierzig! Oft sind die Kürzungen eher zufälliger Natur, manchmal aber wurden auch zu deftige politische Anspielungen gestrichen. Insbesondere Patrick McGoohan beherrscht mit einer ungewöhnlichen Leinwandpräsenz die Szenerie. Da die Folgen auf beiden Boxen aber nicht in der chronologischen Reihenfolge – weder der englischen Ausstrahlungsabfolge noch wie sie gedreht worden ist – veröffentlicht worden sind, verbietet sich ein intensiver Vergleich zwischen den einzelnen Episoden. Insbesondere ist es interessant, McGoohans Werdegang in einen engeren Zusammenhang mit insbesondere seinen Fernsehserien zu setzen, in welchen er mehr und mehr Einfluss auf seine Rollen und Figuren genommen hat.
Als Sohn eines Farmers kommt er in den USA zur Welt, wächst aber im britischen Sheffield auf. Dort, am heimatlichen Schauspielhaus, ist er Mädchen für alles, kriegt auch mal eine kleine Rolle und träumt von der großen Chance. Die lässt noch auf sich warten. Statt dessen ist er auf Liebhaber-Rollen abonniert. Diese Rollen sind gegen seine strenge katholische Erziehung. Zähneknirschend überzeugt er in diesen oft klischeehaften Rollen und kann seine Bühnenkarriere auf klassische Rolle ausbauen Nach weiteren Bühnenerfahrungen in Coventry, Bristol, Windsor und Kew, macht er sein Filmdebüt in einer richtigen Sprechrolle 1955 in „Frau kommt an Bord“ („Passage Home“), nachdem er bereits in „Dambusters“ (1954) einen schweigsamen Türhüter gespielt hat. Mit den ersten Filmauftritten zieht er nach London um und erweckt im Londoner Westend in „Serious Charge“ die Aufmerksamkeit einer Legende. Ein Jahr später spielt er in der Produktion „Moby Dick“ mit Orson Welles mit. Bald ist er einer der führenden Darsteller auf der britischen Bühne. In den Jahren 1955 bis 1963 avanciert Patrick McGoohan dann auch zu einem der meist beschäftigten und am höchsten bezahlten Schauspieler des britischen Films. Als es zu den Verhandlungen mit den Fernsehsendern kommt, ist er sich seiner Präsenz sehr bewusst und verlangt neben Rekordgagen auch einen großen Einfluss auf die Rolle. Bei „Danger Man“ keine Schusswaffen bis auf eine Folge in dieser vorliegenden Box und vor allem keine Liebesspiele mit den oft wunderschönen Frauen vor der Kamera. Flirten ist erlaubt, mehr aber auch nicht. Ein Widerspruch zu einer Serie, die es darauf anlegt, dass der Agent über die Herzen der Frauen zum Ziel kommt. Als Star erfolgreicher TV-Serien wie der hier besprochenen „Danger Man“ oder „The Prisoner“ sowie „Rafferty“ bleibt ihm bald keine Zeit mehr fürs Theater.
Gerade in den Neunzigerjahren sieht man ihn wieder in einigen prägnanten Rollen. So als König Edward I. in Mel Gibsons „Braveheart“(1995) und als Richter Omar in John Grishams Verfilmung „Die Jury“ („A Time to Kill“, 1996). Patrick McGoohan hat auch selbst ein paar Fernsehfilme inszeniert, darunter vier Folgen von §Columbo“. In dieser Serie trat er auch mehrfach selber auf. Für einen dieser Auftritte erhielt er 1975 einen Emmy Award.
Weitere Filme mit Patrick McGoohan: Henry Cornelius' „I am a Camera“ (1955) mit Laurence Harvey und Julie Harris, Henry Levins „Der schwarze Prinz“ (1955) mit Errol Flynn, Philip Leacocks „High Tide at Noon“ (1957) mit Flora Robson, Terence Youngs „Zarak“ (1957), George Hills „Duell am Steuer“ (1958) mit Clark Gable, Joseph Loseyss „Dämon Weib“ (1958) mit Melina Mercouri, Ken Annakins „Velba ruft“ (1959) mit Belinda Lee, „Two Living, One Death“ (1959), Basil Deardens „Heiße Nacht“ mit Richard Attenborough, Arthur Dreifuss' „The Quare Fellow“ (1962) an der Seite von Sylvia Sims, Basil Deardens „Brennende Schuld“ (1962), James Neilsons „Dr. Syn, Alias the Scarecrow“ (1962), Sturges „Eisstation Zebra“ (1968), Mike Newells „Der Mann mit der eisernen Maske“ (1976) mit Richard Chamberlain, sowie der Westernkomödie „Nobody ist der Größte“ (1975) mit Terence Hill und Don Siegels „Flucht von Alcatraz“. In den siebziger Jahren konnte er seine Präsenz in Charakterrollen deutlich ausbauen, wurde aber nie ein großer Star im Hollywoodzirkus.
Die erste Folge der zweiten Staffelhälfte heißt „Nur ein Foto“ – auf der DVD steht fälschlicherweise „Nur ein kleines Foto“. In einem Hotel in Nizza beobachtet Drake in seinem Urlaub durch Zufall einen Reisebegleiter eine Waffe einstecken. Dieser ist ihm von einem Fahndungsfoto in den Staaten bekannt vorgenommen, er nimmt dessen Identität an und erfährt, dass er einen Menschen töten soll. Ihm soll rechtzeitig ein Foto übergeben werden.
Im Großen und Ganzen eine durchschnittliche Folge, die auf einem Zufall basierende Einsickerungsmethode inklusiv entsprechender Improvisation wirkt unüberzeugend, Drake ist über weite Strecken interessierter, aber passiver Beobachter und vor allem die einzelnen anderen Charaktere der Folge sind distanziert und unsympathisch gezeichnet. Erst als Drake ein Foto des potentiellen Opfers zugespielt wird – auf diese Person hat man vorher geschickt die Aufmerksamkeit des Publikums gelenkt – kommt eine gewisse Spannung auf, die allerdings durch den sich in letzter Minute drehenden Plot wieder in Luft auflöst. Zurück bleibt eine gewisse sentimentale Stimmung, aber eine spürbare Leere aufgrund eines zu ambitioniert konstruierten und zu wenig gelebten Plots.
Auf einer der Kanalinseln soll Drake in „Die einsame Insel“ einen Anschlag auf die Gattin eines in Afrika ermordeten Diplomaten verhindern. Die Folge lebt in einer Linie von der rauen, aber idyllischen Natur und der mächtigen Festung, die der Geheimagent quasi im „Alleingang“ erobern muss, um erstens zu der Schutzbefohlenen zu kommen und zweitens die einzelnen Gegenspieler nacheinander kennen zu lernen. Die Folge ist nicht sonderlich spannend und insbesondere die erste Hälfte wirkt langatmig, da die einzelnen Versatzstücke nur mechanisch und ohne Herz ineinander greifen. Die Art des Anschlags dagegen ist spannend, fast Atem beraubend – für die damalige Zeit – gedreht und geschnitten worden. In J“ames Bond“-Tradition gehört er zu den besten Szenen der ersten Staffel.
Auf der „Hochzeitsreise ins Verderben“ erschießt ein englischer Offizier einen aufdringlichen Seemann und Vater von vier Kindern und wird in Kanton zum Tode verurteilt. Drake soll ihm helfen und möchte erst einmal seine Gattin befragen. Diese wirkt affektiert, vom Geschehen zwar erschüttert, aber weder hilfreich noch sonderlich engagiert, ihrem Mann zu helfen. Auch ihr Gatte wirkt seltsam verschlossen und unnatürlich steif. Drake erkennt schnell die wahren Geschehnisse und sucht über den diplomatischen Weg eine Befreiung des jungen Mannes zu erreichen, während hintergrundtechnisch eher eine seltsame Mischung aus wackeliger Demokratie – in China? – und demagogischen Klischees aufgezeigt wird. Aber dieses politische Ränkespiel auf dünnem Eis, das Drake versucht, gehört zu den besseren Passagen der ersten Staffel und zeigt, wie stark insbesondere Opportunismus auch in Asien verbreitet ist. Das Ende der Folge ist dann allerdings leidlich spannend, die Flucht zu zufällig arrangiert und schließlich die Handlung selbst – nicht zuletzt aufgrund ihrer Kürze – nicht konsequent genug abgeschlossen.
Zu den besten Folgen der ersten Staffel gehört die John le Carres oft nihilistische Spionagegeschichten vorwegnehmende Episode „Das geheimnisvolle Gasthaus“. Durch einen Zufall findet die Polizei in einem gestohlenen Auto die Fingerabdrücke eines vor zehn Jahren verstorbenen Spions, den Drake beschattet hatte. Da er der einzige Mensch ist, der ihn identifizieren kann, wird er an die Küste Schottlands geschickt, um nach ihm Ausschau zu halten. Es ist eine der wenigen Folgen, in denen John Drake aus dem Off nicht die Ausgangslage der jeweiligen Mission skizziert. Sehr intelligent, zurückhaltend, fast intim werden die einzelnen Charaktere dieses kammerspielartigen Dramas eingeführt. Die hübsche Tochter, die ihrem Vater in der Gastwirtschaft hilft, der alte Mann, der sich von der Welt isoliert hat und John Drake, der in ihm seinen alten Widersacher erkennt. Der müde, gealterte Spion und Revolutionär, den die wechselnde Weltgeschehen aufgerieben hat, ist eine interessante Figur, der die Kürze der Folge nicht die notwendige Tiefe geben kann. Auch wenn Drake seine Mission erfüllt, steht er am Ende dieser sehr interessant geschriebenen Folge wie auch in einigen anderen der ersten Staffel als der emotionale Verlierer dar.
Die Folge „Verrat wider Willen“ beginnt fast wie eine Parodie auf die klassischen Agentenszenarios. Die Polizei sucht zusammen mit Drake hektisch einen unbescholtenen Bürger, den der Geheimagent zusammen mit dem Auto gestohlen hat. Sie finden einen Mitschnitt einer Konferenzdolmetscherin mit geheimen Informationen. Drake trifft in dieser Folge auf eine willensstarke, schöne Frau und vor allem Persönlichkeit, die er zuerst mit Drohungen und psychologischem Druck, danach mit Subtilität zu überführen sucht. Wie schon der deutsche Titel sagt, erkennt Drake die Hintergründe erst im Laufe seiner Ermittlungen. Eine sehr spannende, gut strukturierte Folge mit überzeugendem Charakteren und einem intelligent Plot, obwohl der Hauch von Exotik in Form einer Organisation integriert worden ist, die anscheinend den Alpen entsprungen zu sein scheint.
„Die Brüder“ beginnt in einer stürmischen Nacht auf Sizilien – die Frage, wie Drake in mitten in der Nacht auf die Insel kommt, stellt sich Gott sei Dank nicht weiter – und der Suche nach wichtiger Diplomatenpost, die zwei Brüder zusammen mit einer Flugzeugbesatzung in ihre Gewalt gebracht haben. Drake sucht den Kontakt zu den Gangstern über die inhaftierte Freundin. Diese Art der Vorgehensweise ist nicht sonderlich originell – sie wird in einer Reihe von Folgen mehr oder minder variiert. Auch der Ausbruch aus dem Gefängnis geht zum wiederholten Male verblüffend einfach. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Land das Gefängnis liegt, der obligatorische Alarm geht immer nur dann los, wenn alles zu spät ist. Die Kontaktaufnahme gelingt dann relativ zügig, wobei sich die beiden Brüder eher als fast klischeehaft überzeichnete Hinterwäldlergangster entpuppen und die Unkenrufe der örtlichen Regierungsstellen ad absurdum führen. Eine sehr geradlinige, ungewollt humorige Folge, die beweist, dass Frauen weiterhin die schwache Seite und nicht immer das dumme Anhängsel von kleinen oder großen Verbrechen verkörpern. Das Geschehen endet auf einer ironisch überzogenen, aber lustigen Note.
In „Die letzte Chance“ will Drake einem Freund in China helfen, der plötzlich verschwunden ist. Anscheinend ist er dem Regime lästig geworden und musste auf einer geheimen Route das Land verlassen. Auf diesem Schmugglerweg sind aber durch einen potentiellen Verräter in der Organisation verschiedene Menschen unter mysteriösen Umständen von der Bildoberfläche verschwunden. Drake übernimmt diese Mission mehr aus romantischen Idealen und bedingungsloser Freundschaft, er gibt vor, ein Ingenieur zu sein, der an einem Staudamm arbeitet. Mit bissiger Ironie bis zum Sarkasmus entlarvt die Folge die Fassade des Kommunismus, hinter der Feigheit der Obrigkeit gegenüber, Missgunst, Neid und blanker Gier weiterhin die Menschen steuern. Das Infiltrieren der Schlepperorganisation geht in diesem Fall zu einfach, Drake agiert auch zu auffällig und entgegen der vermutlichen Persönlichkeit eines angesehenen Ingenieurs, fast provozierend sucht er den roten Faden seiner Ermittlungen. Dazu kommen die eher unterkühlten Aktionen seiner Mitspieler in dieser perfiden Verschwörung. Zum ersten Mal in dieser Serie muss Drake einen Menschen im Rahmen seiner Mission erschießen. Eine interessante Folge, in der sich das potentielle politische Motiv auf blanke Habgier reduziert. Drake macht aus dieser Mission einen persönlichen Feldzug und verliert seine stoische Maske. Eine wohltuende Abwechselung zu seinem oft arroganten, provozierenden, aber inhaltsleeren Spiel in einigen der schwächeren Episoden.
„Das Rätsel um Tony Costello“ verfügt in der Ausgangsposition über Ähnlichkeiten zu der vorangegangenen Folge. Wieder kümmert sich Drake um einen Freund, in diesem Fall um seinen Nachlass, da er bei einem Autounfall in Sizilien verstorben ist. Wie in „Die Brüder“ konfrontiert er die langsame, gemütliche italienische Justiz mit seiner auf Eigeninitiative und direktes Fragen basierenden Arbeitsweise. Er provoziert den einflussreichen Besitzer einer Fischfabrik. Die Szene mit diesem im Wandschrank ist eine der optisch lustigsten Passagen der gesamten Serie, der gleich darauf der Versuch folgt, den Geheimagenten in einen fingierten Autounfall zu verwickeln. Die Auflösung der Folge ist eine solide Überraschung und eine Anspielung an Carol Reeds „Der dritte Mann“. „Das Rätsel um Tony Costello“ ist eine der effektiven Folgen, in denen der Inhalt des Plots nachvollziehbar erzählt worden ist und die einen gewissen warmherzigen und passenden Humor ausstrahlt.
Einen weiteren Freundschaftsdienst übernimmt Drake in „Sabotage“. Eine Bekannte hat von ihrem kürzlich bei einem Absturz der eigenen Maschine ums Leben gekommenen Mann die Fluglinie in einer kleinen Inselrepublik im Pazifik übernommen. Auf einer ganz besonderen Route verschwinden immer wieder Maschinen, das Establishment versucht nicht nur diese Fluglinie, sondern vor allem die neue politische Fraktion zu diskreditieren. John Drake lässt sich wieder ins Personal einschleusen und untersucht diese Möglichkeit von politischen Motiven. Er findet durch einen Zufall wichtige Unterlagen, die aber nicht näher in die Untersuchung einbezogen werden. Mit einer Angestellten macht er sich auf die Suche nach den Auftraggebern. Das Einschleusen geht zum wiederholten Mal verblüffend einfach, die Widerholung dieser Vorgehensweise wirkt allerdings ermüdend. Zu den besten Sequenzen der Serie gehört die Entschärfung einer möglichen Bombe und dabei eine perfide Falle für zu neugierige Boten findet. Ein weiteres Attribut dieser Serie ist die Beschreibung der Asiaten. Entweder mit der Freundlichkeit und Gemütlichkeit eines Charlie Chan oder verschlagen, hinterhältig. Eine Mitte lässt sich zumindest in der ersten Staffel nicht finden. In diesem Fall geht Drake in die Offensive und lässt in der Manier Agatha Christies alle potentiellen Tatverdächtigen sich an einem Ort versammeln, einem Flugzeug auf der besagten Route. Der Geheimagent versucht den oder die Täter zu provozieren, das Ende ist folgerichtig dramatisch und hervorragend inszeniert.
In „Eine Frau lebt gefährlich“ kommen die italienischen Behörden in Zusammenarbeit mit der New Yorker Polizei einem raffinierten Rauschgiftschmuggel auf die Spur, Drake schleust sich als Hafenarbeiter an einer kritischen Stelle der Lieferantenkette ein. Zum wiederholten Male schmuggelt sich der Geheimagent in die Lieferantenkette ein, dieses Mal ist allerdings die Organisation ein wenig schlauer und scheitert nur an dessen Hartnäckigkeit. Von Beginn entwickelt sich die Episode vordergründig vorhersehbar, erst als Drake die Struktur der Organisation durchschaut – der deutsche Titel ist aber leider ein zu deutlicher Hinweis auf die einzige relevante Frau in der Folge – gibt es bis zum tragischen Ende eine Reihe plottechnischer Überraschungen. Im Vergleich zu den Geheimagenten-Folgen wirken allerdings die Rauschgift-Episoden eher bodenständig und profaner.
Einen weiteren Höhepunkt bilden „Die gefährlichen Strahlen“. In der Nähe eines Atomreaktors in einem moslemischen Land – und das in den frühen sechziger Jahren! – sterben überdurchschnittlich viele arabische Menschen, und keine an dem Reaktor arbeitenden Europäer an einer wahrscheinlich auf Verstrahlung zurückzuführenden Krankheit. Verschiedene politische Gruppen – pro und contra Atomkraft – haben sehr unterschiedliche Interessen an diesem Prestige-Objekt. Drake soll nur überprüfen, ob ein Leck im Reaktor vorhanden ist oder ob kommerzielle Interessen über die Sicherheit der Menschen in der Umgebung gestellt worden oder ob es noch eine dritte Variante geben könnte. Ein perfider Plot, Menschen werden absichtlich vergiftet, um die Kontrolle über den Reaktor zu erlangen. Dabei ist die Naivität der westlichen Wissenschaftler und Reaktorbetreiber genauso erschreckend wie die Skrupellosigkeit der arabischen Fürsten und Fanatiker. Mit einem effektiven, aber bösartigen Trick kommt Drake schließlich mit Hilfe einer westlichen Ärztin an die wichtigen Informationen, um die Verschwörung aufzudecken. Eine sehr gute, geradlinige, aber effektive Folge mit der richtigen Mischung aus Agenten- und utopischen Elementen.
In „Die Falle“ reist eine junge Frau aus der Chiffre-Abteilung der amerikanischen Botschaft überstürzt mit ihrem neuen italienischen Freund von London nach Italien. Da sie den neuen Geheimcode kennt, reist Drake als eine Art Kindermädchen hinterher. An Ort und Stelle möchte er die Absichten des neuen Freundes überprüfen und natürlich entpuppt sich alles als sehr raffinierte Falle eines fremden Agentennetzes. Insbesondere zu Beginn sind die Charaktere eher oberflächlich gezeichnet, aber zumindest durchzieht die Episode ein Hauch schwarzer Humor und ein spektakuläres Ende mit Drake als Ein-Mann-Retter-aus-der-Luft.
„The Actor“ ist eine der Geschichten, die nicht in Deutschland gelaufen ist. In einem Radiosender in Hongkong wird ein chinesischer Mitarbeiter erschossen, bevor er sich mit der britischen Botschaft in Verbindung setzen konnte. Anscheinend erhalten die Chinesen über ein englisches Sprachprogramm verschlüsselt Informationen über die britischen Flottenbewegungen. Eine interessante, fast skurrile Ausgangssituation, bei der sich Drake als Schauspieler versucht. Er will den Verräter provozieren, der Zuschauer erkennt natürlich sehr schnell, welcher der Protagonisten dieser Verräter nur sein kann. Danach geht es – wie bei vielen Folgen – nur noch um die Zusammenfassung der einzelnen Puzzleteile. Hier wie der Code sich zusammensetzt und wie die Hintermänner überführt werden können. Eine sehr befriedigende, überzeugend gemachte Folge.
„Der Staatsbesuch“ beginnt mit einem von der Polizei gejagten Drake, der sich in einem Nachtclub bei einer Sängerin versteckt. Man behauptet, er sei ein professioneller Mörder. In Wirklichkeit versucht Drake mit dieser Tarnexistenz eine Gruppe konterrevolutionärer Kräfte zu unterwandern, um ein Attentat auf den Präsidenten – der allerdings eher wie ein Diktator wirkt – zu verhindern. Ein sehr guter Auftakt. Die Spannung wird durch die fehlende Offstimme deutlich erhöht. Danach wird er Drake zu leicht gemacht, zu den wirklichen Entscheidungsträgern vorzustoßen und seinen eher waghalsigen Plan in die Tat umzusetzen. Das Attentatsplot selbst ist perfide und außerordentlich intensiv umgesetzt. Im Vergleich zu vielen anderen Episoden der ersten umfangreichen Staffel bemüht sich das Drehbuch, ein ambivalentes Bild der Verschwörer zu zeichnen und auf die schwarz-weiß Malerei an einigen Stellen zu verzichten. Das Ende ist zu hektisch und zu schnell. Ebenfalls sehr gut funktioniert die Kombination aus originalen Aufnahmen und scheinbar Material aus Nachrichtensendungen dieser Zeit.
„Die Affäre Zameda“ führt wieder in die Abgründe der Korruption in einem südosteuropäischen Land, das Fördergelder der Weltbank bekommt. Diese verschwinden auf mysteriösem Wege und als noch der Sohn eines Vertreters der Bauernpartei mit einem hohen Geldbetrag getötet wird, schickt die amerikanische Regierung oder die Weltbank Drake in dieses Land. Er lehnt bei seinen Untersuchungen beide Seite der politischen Szene kennen, die propagierenden Politiker und die störrischen Bauern, die ihre alte Art der Bebauung nicht aufgeben wollen. Als Drake ein erster Hinweis zugespielt werden soll, wird er zusammen mit dem potentiellen Verräter aus einer Luxuslimousine mit einem Maschinengewehr beschossen und kann sich nur mit äußerster Mühe retten. Alle Figuren erscheinen als Bauern in einem politischen Schachspiel, bis sich das Drama durch einen Trick Drakes vollkommenen überraschend als Koalition zwischen einzelnen Mitgliedern beider Parteien in einem gut gemachten Showdown auflöst.
„Find and Destroy“ ist vielleicht die Geschichte, die in ihrer Struktur am ehesten an die „James Bond“-Film erinnert. Zu Beginn wird Drake aus dem Urlaub gerufen, flirtet mit einer Art Miss Moneypenny, wird auf einen neuen geheimen Auftrag an einen exotischen Ort – er soll ein verschwundenes Mini-U-Boot orten und es zerstören, bevor fremde Mächte ihre Hände danach ausstrecken können – geschickt und macht am Ende wieder Urlaub, währenddessen ihn ein Telefonanruf mit einem neuen Auftrag erreicht. Trotz der ernsten Aufgabe ist es eine humorvolle Folge, in der McGoohan seinen Agenten nicht nur braungebrannt, sondern locker und gelöst spielt. Das Ende mit der bevorstehenden Bombenexplosion und dem eingeschlossenen Drake ist dramatisch und so rasant mit guten Schnitten in Szene gesetzt, wenn auch die Trickeffekte sich zu leicht erkennen lassen. Wenn eine Folge die späteren „James Bond“-Filme wie „Thunderball“ vorwegnimmt, dann ist es diese ansehenswerte Episode.
„Falschmünzer“ führt den Zuschauer und Drake in die Schweiz, von der aus anscheinend hochwertige US-Dollar Fälschungen verteilt werden. Ein anderer Agent ist in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden worden, jetzt setzt sich Drake an einem älteren Amerikaner und seiner aparten Tochter fest. Fast auf provokante Art folgt er ihnen in ein exklusives Hotel, während seine Feinde erst versuchen, in aus der Reserve und dann in eine Fall zu locken. Eine sehr geradlinige Folge, die weniger von den Protagonisten als der Idylle in den Schweizer Bergen lebt, die Verdächtigen und ihre Motive sind sehr schnell identifiziert und es geht danach nur noch darum, wie Drake sie überführt und welche Opfer es kosten wird. Gegen Ende allerdings auf drei Handlungsebenen – Drake und die Tochter eines Falschmünzers haben sich absichtlich im Fahrstuhl eingeschlossen, die Schurken versuchen das Halteseil durchzuschneiden, damit die Kabine in die Tiefe stürzt und die Polizei ist auf den Serpentinen unterwegs zum Hotel – garantierte Hochspannung und einer der besten Showdowns der Serie.
In „Rätsel um die Gruppe Radfort“ geht es um einen vor wenigen Wochen bei einem Brand in seinem Laboratorium verstorbenen Professor für Tropenkrankheiten, dessen Team eine gefährliche Bakterie gefunden hat. Nach und nach sterben weitere Mitglieder des Teams auf unnatürliche Weise, nur ein Brief weist auf die Entdeckung hin. Drake schleicht sich über die Frauen an das Geheimnis des Teams heran und kommt schnell dahinter, dass zumindest ein Mitglied aus der Gruppe noch leben sollte. Nur einem kurzen Handmenge in dieser mit einem exotischen Hintergrund, aber wenig origineller Handlung ausgestatten Folge hat er die Feinde besiegt und das Rätsel gelöst.
„Waffenschmuggel“ ist die letzte Folge der ersten Staffel - mit vierzig wenn auch nur halbstündigen Episoden ungewöhnlich lang. An dieser Folge lassen sich auch die Stärken und Schwächen dieser zweiten Hälfte der Staffel fast exemplarisch, wenn auch mehr zufallsbedingt zusammenfassen. In einem afrikanischen Staat mobilisiert ein gekaufter Einpeitscher die Massen und fordert sie auf, in die Hauptstadt zu kommen. Man möchte einem Ex-Diktator wieder den Weg an die Macht bahnen. Ein konservativer, aber einflussreicher Politiker ist – vordergründig – anscheinend vom Regime ermordet worden. Eine exotische Kulisse, nur die geschickte Kombination – in diesem Fall sogar durch die Nutzung von einem Filmprojektor, um sich vom Stockmaterial abzugrenzen – von Studioaufnahmen und wenigen Außenaufnahmen vermittelt überzeugend eine sehr fremdartige Kulisse. Drake schleicht sich in verschiedensten Rollen, in diesem Fall als Waffenverkäufer, in die feindliche Organisation ein und versucht sie mit Intelligenz und zumindest in der deutschen Fassung manchmal zu selbst ironischen bis flapsigen Bemerkungen zum Teil aus dem Off zu verunsichern. Er ist in den meisten Fällen auf sich alleine gestellt, Helfer der verschiedenen Geheimdienste beiderlei Geschlechts dienen als Staffage oder Materialbeschaffer, haben aber nur in zwei oder Folgen als Hubschrauberpiloten wirklich die Möglichkeit, einzugreifen. Mit sehr viel Bluff und mehr als einmal einer gehörigen Portion Zufall gelingt es Drake, zu den Hintermännern oder den möglichen Schlüsselfiguren vorzudringen. Dabei geht er in den meisten Fällen direkt und unter seinem eigenen Namen vor. Er provoziert eine direkte Konfrontation und lockt mehrmals die „Gegner“ aus der Reserve, während er mit klassischen Ermittlungsmethoden nicht zum Ziel gekommen wäre. Diese Struktur ist auch die Grundlage der meisten „James Bond“-Filme, allerdings entstanden die Fernsehserie und die frühen „Bond“-Filme wie „Dr. No“ oder „Liebesgrüße aus Moskau“ – diesem Streifen ähnelt „Danger Man“ wohl am meisten – parallel. Immer wieder geht Drake über die Frauen - egal ob Ehefrau, Geliebte oder Tochter – vor. Dabei werden sie nicht automatisch zur Schwachstelle der Schurken degradiert, nicht selten agieren sie als das emotionale Gewissen in einer brutalen Welt.
Die Qualität der Folgen ist – den Umständen entsprechend – wieder exemplarisch, der Menü ist das Gleich wie bei der ersten Staffel, es gibt die gleichen Extras. Der Ton ist sowohl im deutschen wie auch im Original sehr sauber. Es empfiehlt sich allerdings, die jeweils ungekürzten Folgen im Original gegebenenfalls mit den passenden deutschen Untertiteln anzusehen. Die Stimmung ist besser und die Stimme aus dem Off deutlich sachlicher, im Deutschen wirkt sie mit ihren oft zu ironischen, zu bissigen Kommentaren manchmal erheiternd und leider manchmal ermüdend.
DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch für Hörgeschädigte
hinzugefügt: January 27th 2007 Tester: Thomas Harbach Punkte: zugehöriger Link: Homepage des Anbieters Hits: 3160 Sprache:
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