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Beneath Still Waters (DVD)

Beneath Still Waters
Spanien 2005, Regie: Brian Yuzna, mit Patrick Gordon, Manuel Manquiña, Michael McKell, David Meca u.a.

Von Thomas Harbach

In den achtziger Jahren bildete Brian Yuzna als Produzent zusammen mit Stuart Gordon als sein Regisseur ein fast unschlagbares Team in der aufkommenden Independent-Szene. In Filmen wie „Re- Animator“ oder noch mehr dem unterschätzten „From Beyond“ haben die beiden insbesondere H.P. Lovecrafts Werk nicht nur für eine neue Generationen von Lesern wieder entdeckt, sondern mit drastischen, aber überzeugenden Splattereffekten modernisiert. Danach trennten sich die Wege der beiden Männer. Stuart Gordon scheiterte im großen Hollywood mit seinen Filmen und feierte zumindest ein beachtenswertes Comeback im Rahmen der Fernsehserie „Masters of Horror“. Brian Yuzna begann selbst Filme zu inszenieren und nicht mehr nur zu produzieren. Fachlich erreichte er mit dem auch heute noch sehr gut anzusehenden „Return of the Living Dead III“ einen Höhepunkt seiner manchmal zu überzogenen und zu sehr auf reinen Effekten basierenden Handwerkskunst. Nach Ergüssen wie „The Dentist“ folgten die obligatorischen zwei Fortsetzungen zu „Re-Animator“, die handwerklich vernünftig, künstlerisch dürftig gemacht worden sind. In den letzten Jahren hat er seine Aktivitäten aus Osteuropa nach Spanien verlegt. Zusammen mit den aufstrebenden Produzenten aus der Fiction Factory liefert er mit Filmen wie „Rottweiler“ oder jetzt „Beneath Still Waters“ Unterhaltungsstoffe mit überschaubaren Budgets basierend auf Werken eher unbekannter Autoren wie in diesem Fall Matthes J. Costello ab. Dabei wäre die grundlegende Idee dazu auserkoren, an Klassiker wie „Society“ heranzureichen.


Spanien 1965: ein Staudamm wird innerhalb einer Woche ein Tal fluten. Die moderne Technik hält Einzug in die Provinz. 40 Jahre später wird eine Reporterin auf dem Staudamm von einem Segen für die Region und den Tourismus sprechen. Diese Ansprache wäre effektiver in die Vergangenheit platziert worden. Es sind diese unsauberen Passagen, die oft unfreiwillig komisch wirken und dem Film sehr viel von seiner Effektivität nehmen.
1965 wollen zwei Jungen noch einmal eine Mutprobe unternehmen. Marinbad gilt als verrufener Ort, von einer dämonischen Macht beherrscht. Lust und Wahnsinn reagieren. So entschließen sich einige mutige Männer, das Dorf nicht mehr niederzubrennen, sondern einen Damm zu bauen, um die Stadt für immer unter Wasser zu begraben.
Diese Hintergrundinformationen erhält der Zuschauer allerdings erst im Laufe der Handlung. Zu Beginn konzentriert sich Yuzna ungewöhnlich stimmig – dunkle Himmel, die Häuser künstlich abgedunkelt, eine bedrohliche Atmosphäre, das allgegenwärtige Wasser – auf die beiden Jungen, die in das knietiefe Wasser waten und schließlich in ein Haus gelockt werden. Im Keller feiern die lebenden Toten ihr letztes Fest – ein Mann mit einer dunklen Kapuze und an den Händen gefesselt. Natürlich unterliegt einer der Jungs dessen Verlockungen und befreit zum eigenen Leidwesen den Lord des Bösen. In einer tricktechnisch sauberen Sequenz zerreißt dieser seinem Befreier das Gesicht und zwingt den anderen Jungen zur Flucht.
Yuzna beginnt, um die Massen zu befriedigen, mit einer Schocksequenz, der er anschließend vierzig Jahre später eine eher platte und wäre sie als Parodie auf die „Freitag, der 13.“-Filme angelegt sicherlich effektive Passage. Zwei junge Mädchen baden in dem künstlichen See, ein sportlicher junger Mann ärgert sie. Hier schneidet zumindest Yuzna zwischen Unterwasseraufnahmen, die qualitativ nicht über „Creature from the Black Lagoon“ stehen, aber zumindest zu Beginn unterhalten. Der Regisseur legt zu viele falsche Spuren. Spätestens nach der dritten Täuschung ist die Geduld der Zuschauer erschöpft und die Bestrafung der Arroganz und Dummheit folgt auf den Fuß. Dabei hatte der Regisseur insbesondere technisch neue Aufnahmemöglichkeiten zur Verfügung, die eine Kombination zwischen Trick- und Realfilm fast nahtlos ermöglichen. Unter Wasser wirken die CGI Effekte immer noch wie auf dem Zeichenbrett skizziert. In späteren Passagen des Films nutzt er diese neuen Aufnahmentechniken sehr viel geschickter und stimmungsvoller. Insbesondere der mahnend in die Dunkelheit des Wassers und vergeblich die helle und gute Oberfläche erreichende Kirchturm mit seiner fast magischen Erhabenheit als verendetes Symbol des Glaubens an Gott gehört zu den besten Szenen des Films und in seiner Authentizität zu den besten Szenen Yuznas Werk seit fast einem Jahrzehnt. Warum sich der Regisseur zusammen mit dem Drehbuchautor nicht für eine subtile Geschichte – möglichst lange die wenig überzeugenden und vor allem überzeichneten, maskenhaften Bösewichter unterschiedlicher Colour verbergen und erst einmal gewisse Zweifel im Publikum wie auch den Protagonisten zu sehen – entschieden haben, bleibt ihr Geheimnis. Filme wie „Fragile“ oder mit Einschränkungen Teile der Horroranthologieserie „Six films to keep you awake“ hätten Vorbild sein können. Auch wenn diese insbesondere in manchen Fällen unter einer starken Plotschwäche litten und nicht selten die Filmlänge von siebzig Minuten wirklich füllen konnten, waren es zumindest stimmungsvolle, fast nostalgisch beeinflusste Gruselfilme. Dass Yuzna zumindest einige Geheimnisse des spanischen Kinos kennt, zeigt die Auftaktszene, in der die Jungen die Scheiben des inzwischen auch dem Untergang geweihten dörflichen Kinos zerwerfen und dahinter grellbunte Poster der spanischen Paul Naschy Horror-Filme zu sehen sind. Selten ist einem Teil des Genres ein würdigerer Abgang in einem durchschnittlichen Film geschenkt worden.

Brian Yuzna macht vor allem zu Beginn des Films den Fehler, dem Zuschauer für alles eine verwirrende oder ablenkende Erklärung zu offerieren. Natürlich ist es sinnvoll, in diese verschwiegene Gemeinschaft eine Handvoll außenstehender Charaktere einzuführen. Der coole, männliche Reporter und Sporttaucher, der vor vielen Jahren seinen Sohn verloren hat, erinnert mehr an das lebendig gewordene Klischees als wirklich einen Protagonisten. Wenn an ihm während einer der Tauchsequenzen ein abgetrennter Arm vorbeischwimmt und sich auf den hausbedeckten Grund des Sees legt, wirkt diese Szene eher fragwürdig, als wirklich spannend. In gewisser Weise erinnert sie an Dario Argentos „Horror Infernal“. Aber vor zwanzig oder dreißig Jahren trotz weniger Technik deutlich besser inszeniert. Am Ende bleibt Michael McKell als Held blass und farblos, er gewinnt erstaunlicherweise an Tiefe bei den Dialogsequenzen mit Raquel Merono – hier schließlicht sich der Kreis, denn sie hat eine der Hauptrollen in Stuart Gordons ambivalenten, aber nicht befriedigenden „Dagon“ gespielt – und zeigt seine sympathische Art. Merono sieht nicht nur gut aus, sie kann auch spielen. Nicht immer einfach angesichts des kruden und leider vorhersehbaren Geschichte um einen Teufelskult in dem kleinen Ort Marinbad.

Der Mittelteil des Films – nach der doppelten Schocksequenz – leidet unter erheblichen Längen, da das Drehbuch in Kombination mit einer einfallslosen Regie die Zuschauer auf die Höhe des Geschehens bringen muss. Dabei arbeitet man auf zwei Ebenen: die Gegenwart, die kleine Gemeinde neben dem Staussee, die ihre verfluchten Nachbarn nie ganz losgeworden ist und dann immer wieder die Rückblenden in die Vergangenheit. Warum so viel erläutert wird, bleibt angesichts der dann folgenden grotesken Auflösung – einmal in einer Orgie der Gewalt und dann in der sexuellen Massenorgie während der 40. Geburttagsfeier – fragwürdig. Die Zombies greifen sich wahllos wichtige und vor allem unwichtige Figuren, töten und fressen diese, verstümmeln sich selbst – ein Polizist schreit einer flüchtenden Frau nach, sie wäre verhaftet, einen Moment vorher hat er sich selbst die Beine abgeschnitten und hat so zumindest eine Reihe mitfühlender Lacher auf seiner Seite – und lösen sich im Moment der Zerstörung eines heiligen Artefakts in Wohlgefallen auf.

Insbesondere die schier endlos lange, aber im Vergleich zum Mittelteil deutlich besser gedrehte Endschlacht überzeugt stellenweise durch die rasanten Schnitte, leidet selbst im englischen Original – es empfiehlt sich diese Spur mit nicht unbedingt notwendigen deutschen Untertiteln zu wählen, die Schauspieler sprechen alle mit exotischen Akzenten und können ihre Herkunft nicht verbergen – unter den überzogenen und viel zu langen, mühsamen Dialogen und leider noch mehr unter einigen Monologen. Pathetisch, bizarr und irgendwie distanziert. Auch die Orgie wirkt in ihrem rasanten Schnitt eher wie die Drogenvision eines sechzehnjährigen Teenagers, der von allen Perversionen etwas gehört hat, aber sich nichts Richtiges vorstellen kann. Jegliche erotische Atmosphäre und vor allem jede Subtilität geht unter der Hardrockmusik – in spanischen B-Filmen immer ein Zeichen, dass der Zuschauer eine elementare Sequenz miterlebt – verloren und die Bilder fliegen in ihrer grellen Oberflächlichkeit und vor allem zu hektischen, verwirrenden Abfolge am Zuschauer vorüber. Es wäre besser gewesen, sich noch einmal „Society“ in aller Ruhe anzusehen und insbesondere aus dessen Aufbau – „Beneath Still waters“ hätte ein interessanter spanischer Klon im positiven Sinne werden können – zu lernen. Aber Yuzna ist Geschäftsmann genug, um zu wissen, was das Publikum verlangt. Erotik an der Grenze zum Jugendschutz, überzeugende Splattereffekte – hier reicht das Spektrum leider auch von gut bis zu vergessenswert, insbesondere wenn Stimmung benötigt wird, kann man sehr gut erkennen, dass es sich um einfachste Computeranimation handelt – und möglichst keine anstrengende Handlung. Zwei dieser drei Punkte erfüllt Yuzna in diesem Hybriden zumindest teilweise.

Der Film ist ein Zwitter zwischen der Welt über und unter Wasser, das Drehbuch ist zu wenig vielschichtig und intelligent, um Freunde des subtilen Schreckens anzusprechen, die Effekte oft zu hastig und nicht schockierend genug, um das Hardcore-Publikum anzusprechen.

So enttäuschend der Hauptfilm sein mag, so befriedigend sind die Extras. Neben einer sehr guten Bild- und Tonqualität finden sich Interviews mit Brian Yuzna – über dreißig Minuten, in denen er nicht nur von diesem Film, sondern von seiner Art des Filmemachens erzählt. Man kann ob der Qualität seiner Arbeiten geteilter Meinung sein, aber präsentieren kann er sich. Dazu kurze Interviews mit den Hauptdarstellern, verschiedene Trailer und vor allem ein kurzweilig anzusehendes, wenn auch phasenweise zu positives Making Of. Es ist schade, dass Yuzna nicht zumindest die spanische Mentalität des Erzählens, des Aufbaus einer Atmosphäre des Schreckens und dann entsprechend die Katharsis in seinen zumindest fürs einmalige Sehen netten, aber nicht unbedingt spannenden Film einbauen konnte. So bleibt nach „Beneath Still Waters“ nur die Erinnerung an die achtziger Jahre mit seinen wirklich auch heute noch empfehlenswerten Independent-Produktionen. Brian Yuzna hat einmal zu diesem exklusiven Kreis dazugehört, mit dem vorliegenden Film kommt er aber dieser Zeit im Vergleich zu seinen anderen Arbeiten wenigstens einen ganz kleinen Schritt näher. Es sind aber noch viele, vielen Meilen bis Arkham…

DVD-Facts:
Bild: 1,85:1 (16:1, anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Interviews, Trailer, Making of

hinzugefügt: February 8th 2007
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: e-m-s
Hits: 2911
Sprache: german

  

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