Die Schwarze Sonne 2
Böses Erwachen
Nach einer Idee von Günther Merlau, basierend auf Bram Stokers Charakteren aus „Das Schloss der Schlange“
Script: Günther Merlau, Sprecher: Christian Stark, Haralt Halgardt, Konrad Haber, Kasper von Holander, Günther Merlau, Birgit Zünsmann, Gilbert André Ehomar, Reinhilt Schneider u.a.
Hörspiel, Laufzeit ca. 70 Minuten
Musik: Debbie Weiseman im Verlag BMG Zomba-Production-Music, Piano: Günther Merlau
Titelbild und Illustrationen: Sabine Weiss
Lausch – Phantastische Hörspiele, Hamburg
erschienen Dezember 2006, ca. 7,95 EUR, ISBN 978-3-939600-07-7
Von Christel Scheja
Im Zuge der Renaissance des Horror-Hörspiels werden nicht nur alte Texte wieder neu aufgelegt, oder ganz neue Horror-Geschichten geschaffen - einige Reihen vermischen auch gerne Klassiker mit eigenen Ideen, ohne die Figuren und Handlungsorte zu verändern. So wie seit einigen Jahren auch Sherlock Holmes genrefremde Abenteuer erleben darf, weil das Copyright auf seine Figur gefallen ist, so können auch Figuren aus Romanen anderer Autoren in eigene Stücke eingebunden werden. Und nicht zuletzt auch Personen, die wirklich gelebt haben.
1886, ein Jahr nach den tragischen Ereignissen, die Mimi Watfort das Leben kosteten, ist Adam Salton immer noch in Schwermut versunken und spricht kein Wort zu den anderen Menschen. Er leidet stumm an dem Verlust, für den er sich die Schuld gibt und hofft der geliebten Seele bald zu folgen.
Doch etwas hält ihn am Leben? Ist es wirklich nur die Sorge seines besten Freundes Nathaniel de Salis, der ihn in der wirklichen Welt festhält und immer wieder aus seiner Lethargie zu reissen versucht? Oder sind es die Erinnerungen an seine Vergangenheit und das Vermächtnis, das seinen Vater in den Bann schlug? Warum erinnert er sich jetzt an die Besessenheit von William Salton, im australischen Outback ein Geheimnis der Ureinwohner ergründen zu wollen, das ihn schließlich seiner Familie entfremdet?
Eine Ahnung, dass seine Erinnerungen wichtig sein könnten, bekommt Adam Salton schließlich, als er mit seinem Freund nach Frankreich sucht, um den befreundeten Schriftsteller Jules Verne zu besuchen. Die beiden Männer verbindet etwas, das nun zu einer tödlichen Bedrohung für alle wird. Und es ist an Adam Salis, den Fluch aus der Vergangenheit mit dem ihm durch die Traumzeit geschenkten Wissen aufzuhalten...
Düster und melancholisch führt das Hörspiel zunächst in die Welt von Adam Salton und Nathaniel de Salis ein, verbreitet weihrauchschwanger die mystische Atmosphäre des späten viktorianischen Zeitalters, in der so viele englische Grusel-Klassiker angesiedelt sind. Genüsslich werden alle möglichen Versatzstücke, die man aus den verschiedensten Romanen und Kurzgeschichten kennt mit einander verknüpft um eine unheimliche und bösartige Atmosphäre zu erzeugen.
Es sind weniger der Zynismus und die Brutalität des Stoffes als seine Komplexität und Reminiszenz an andere Werke, die das Hörspiel ab 16 Jahren empfehlen. Die Geschichte ist nicht unbedingt geradlinig erzählt, man muss manchmal schon etwas genauer hinhören, um genau das mit zu bekommen, was letztendlich wichtig für die Helden sein wird. Die Handlungsebenen sind zwar weitestgehend unabhängig, aber dennoch miteinander verschlungen und werden erst zum Ende hin zusammen gefügt.
Heraus kommt ein Hörspiel, das in seiner Dichte und Vielschichtigkeit beim Hören herausfordert und durch seine vielen Zitate zum Miträtseln auffordert. Von der Stimmung her dürfte es vor allem Liebhaber düsterer Phantastik im Gothic-Style gefallen, da es genau die melancholisch-depressive Atmosphäre einfängt, die man gemeinhin dem Genre zuordnet.