Wolverine 36: Wolverine Origins 1 - Blutige Geburt
Daniel Way, Steve Dillon u.a.
(Wolverine Origins l: Born in Blood,2006)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Panini Comics, 2007, Heft, 52 Seiten, 3,95 EUR
Von Bernhard Kletzenbauer
Der Kanadier Logan alias Wolverine (Vielfraß) hat infolge einer Mutation außergewöhnliche Selbstheilungs-Eigenschaften. Vor langer Zeit wurde sein Skelett mit Adamantium überzogen. Besonders auffällig sind die drei Krallen, die aus den Handrücken ausgefahren werden können. Die Erinnerung an diese schmerzhafte Prozedur verdrängte er bisher. Doch nun hat er sein Gedächtnis wiedererlangt und will sich rächen. Von einem japanischen Lehrmeister erhielt er ein Samurai-Schwert, die Muramasa-Klinge.
Im vorliegenden Comic dringt Wolverine heimlich in das Weiße Haus in Washington ein, während der US-Präsident vor einem anfliegenden Marschflugkörper in Sicherheit gebracht wird. Der Rakete entsteigt ein Shiva-Robot, der während eines Zweikampfs mit Wolverine durch das Schwert besiegt wird.
Das Militär will Wolverine durch den ehemaligen Söldner Frank Simpson beseitigen lassen. Simpson ist inzwischen in einen 130 Millionen Dollar teuren Cyborg verwandelt worden. Im Jahr 1968 wurde Simpson von Wolverine gefoltert, der ihm das amerikanische Sternenbanner ins Gesicht schnitt. Am Ende des Comics treffen die beiden Männer in Vietnam wieder aufeinander.
Der erste Teil ist sauber gezeichnet und koloriert. Im zweiten Teil scheint stellenweise ein anderer Zeichner mitgearbeitet zu haben. Die Titelbilder gibt es in zwei Varianten, als ob man damit doppelten Umsatz machen könnte.
Der Erstleser wird Zeuge rüder Zweikämpfe und Folterszenen. Rambomäßig gehen harte Kämpfer aufeinander - und auf Zivilisten - los, während im Hintergrund ein Netz aus Intrigen der verschiedensten Gruppierungen zu erahnen ist. Serienleser kennen Wolverines wilden Charakter.
Anders als im ersten „X-Men“-Kinofilm aus dem Jahr 2000 trägt Wolverine hier zeitweise sein lächerliches Faschingskostüm (das orange-braune zweite Kostüm). Die alberne Maskerade machte ihn mir in den Comics immer unsympathisch. Erst seit der Film-Darstellung durch Hugh Jackman bin ich Wolverine-Fan.
Die Figur des Wolverine war immer eigenbrötlerisch. Bei den X-Men zählte er zwar zu den Guten, war aber stets erbarmungslos gegenüber seinen Feinden. In „Wolverine Origins“ ist er erst recht eine Kampfmaschine. Er ist sich dessen bewusst und bedauert es nicht. Man hätte ruhig mal einige humorvolle Dialoge einbringen können.
In alter Marvel-Manier enden die Geschichten mit einem Cliffhanger. Anders, als die Verlage es erwarten, schreckt mich so etwas meist vom Kauf der Fortsetzungen ab, die ja doch bloß wieder einen Cliffhanger haben.
Wer Spaß an geheimen Verschwörungen, Amokläufen und Zweikämpfen zwischen harten Killern wie Stallone, Seagal, Norris und van Damme hat, dem werden der Comic und die Fortsetzungen gefallen. Wolverine ist hier kein Mitglied der X-Men, die Zivilisten vor Bösewichten beschützen, sondern ein rücksichtsloser, humorloser Jäger und Gejagter.