Yumeka Sumomo
Strange Stories
(Natsukashi Machi no Rozione, 2005)
Aus de Japanischen von Sabine Hänsgen
EMA, 2007, Taschenbuch, 186 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-6658-0
Von Irene Salzmann
„Strange Stories“ ist eine Anthologie, die vier phantastische Erzählungen der Mangaka Yumeka Sumomo beinhaltet, die mit diesem Buch ihr Debüt in Deutschland feiert:
„Der gute alte Rozione“ verblüfft die Einzelgängerin Himeyuka durch sein plötzliches Erscheinen. Als sie eines Abends nach Hause kommt, ist er einfach da, in ihrer Wohnung – und er hat die Wände außen und innen bemalt. Himeyuka ruft die Polizei an, weil sich der scheinbar obdachlose Junge wie eine Klette an sie hängt. Nachdem Rozione abgeholt wurde, findet Himeyuka keine Ruhe und erlaubt ihren Kindheitserinnerungen, die sie tief in sich vergraben hatte, nach oben kommen zu lassen. Rozione ist ein wichtiger Teil davon, den sie nicht verlieren möchte…
„Die Nudelsuppen-Prinzessin“ ist die Erbin eines Yakuza-Leaders. Man möchte sie mit dem Nachkommen eines anderen Clan-Führers verheiraten, doch darauf hat sie keine Lust. Erst als man von dem Besitzer des kleinen Lokals, in dem sie einige glückliche Tage verbringen durfte, Schutzgeld zu erpressen versucht, besinnt sie sich ihrer Pflichten, um jene, die ihr etwas bedeuten, zu beschützen. Als sie ihre Identität preisgibt, weiß Takeru, der Angestellten, den sie sehr gern hat, zu überraschen…
„Meine Shalala“ ist eine unvollkommene Hexe, da ihr Vater ein Mensch war. Ihre ganzen Kräfte erlangt sie nur dann, wenn sie dem ersten Jungen, der ihr begegnet, eine Träne raubt. Aber so einfach ist es nicht, den stillen Ueno zum Weinen zu bringen – und will sie das überhaupt?
„Robot“ schildert eine nicht allzu ferne Zukunft. Nach einem verheerenden Krieg haben Klone die natürlichen Geburten verdrängt. Sie scheinen aber auch das Ende für die Roboter zu bedeuten, die an längst vergangene Werte erinnern, welche der Staat nicht mehr zulassen will.
Wer phantastische, nachdenklich stimmende Geschichten mag, dem bietet „Strange Stories“ einen abwechslungsreichen Genre-Mix kombiniert mit zarten, ansprechenden Zeichnungen. Die melancholischen Erzählungen thematisieren den Verlust: die Kindheit, das unbeschwerte Leben, die Liebe, alte Werte und Erinnerungen. Die Protagonisten sehnen sich nach dem Vergangenen und wollen wenigstens einen Teil davon zurückholen und behalten, schließlich sind sie davon geprägt worden. Die Gesellschaft und die Konventionen wollen dies nicht zulassen, doch einige Personen streifen die Fesseln ab, die sie sich meist selbst angelegt haben.
Der Oneshot wendet sich an ein lese-erfahrenes, älteres Publikum, das anspruchsvollere Lektüren abseits des Mainstreams sucht. Zielgruppe sind die Leser von Mangas wie „Shonen Shojo“, „Daddy Long Legs“, „Crying out loud“ oder „Confidential Confessions“.