Youn In-Wan & Yang Kyung-Il
Shin Angyo Onshi – Der letzte Krieger 1
Aus dem Koreanischen von Antje Bockel
Carlsen Verlag, 2007, Taschenbuch, 200 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-551-74971-0
Von Irene Salzmann
Der Kaiser des legendären Reiches Jushin schuf eine spezielle Einsatztruppe: Die Angyo Onshi waren Agenten mit besonderen Fähigkeiten und Rechten, die gegen Korruption kämpften. Als Jushin unterging, verschwanden auch diese Streiter für Gerechtigkeit, doch die Volk hofft, dass es sie immer noch gibt und sie in Zeiten der Not auftauchen werden, um die einfachen Menschen vor der Willkür der Mächtigen zu schützen.
Mun-Su ist der letzte Angyo Onshi. Er leidet unter Asthma, ist aber dennoch ein ernst zu nehmender Krieger, der zwei Revolver und magisches Equipment mit sich führt. Was er in seinem Leben an Leid gesehen hat, ließ ihn bitter und zynisch werden. Den Menschen, die immer noch an die Angyo Onshi glauben, nimmt er die Illusionen. Muss er sich selber schützen, kennt er keine Skrupel. Und doch, unter der vorgeblichen Bosheit und Menschenverachtung verbirgt sich eine Person mit starkem Gerechtigkeitssinn. Will er dem Volk helfen, muss er noch grausamer sein als jene, die er bekämpft.
So steht Mun-Su einem tapferen Mädchen bei, dessen Mutter entführt wurde und hingerichtet werden soll, und einem Studenten, der den Posten eines Angyo Onshi anstrebt. Seinen neuen Wegbegleiter kann Mun-Su zwar nicht mehr vor den menschenfressenden Wüstenmonstern retten, dafür aber dessen gefangene Braut Chun-Hyang, die zu einer exzellenten Kämpferin ausgebildet wurde und als Sando dem angehenden Angyo Onshi zur Seite stehen wollte.
Die junge Frau nennt sich nun Sando und schließt sich Mun-Su an, der darüber nicht sonderlich begeistert ist. Schon bald kann sie beweisen, dass sie ihm eine wertvolle Gefährtin ist…
„Shin Angyo Onshi“ ist ein Manhwa, der für den japanischen Markt konzipiert wurde und daher auch in japanischer Leserichtung erscheint. Bisher sind zwölf Bände publiziert worden; die Reihe ist noch nicht abgeschlossen.
Die neue Serie präsentiert sich als Genre-Mix. Dark Fantasy, Endzeit-SF und Horror/Splatter vereinen sich gelungen für dieses spannende Abenteuer. Das kreative Team entlehnte Motive aus der koreanischen und japanischen Geschichte und Mythologie. Gelegentlich eingestreute Kommentare des Autors Youn In-Wan und des Zeichners Yang Kyung-Il verraten mehr über die Hintergründe der einzelnen Kapitel und der darin verarbeiteten Themen.
Die Geschichte spielt in einem fiktiven asiatischen Reich, das von korrupten Machthabern, die das Volk knechten, und dämonischen Kreaturen kontrolliert wird. Ihnen stellen sich Mun-Su, der Titelheld, und seine Begleiterin Sando entgegen. Beide heben sich auch optisch von der Masse ab, denn während die Nebenfiguren in traditionellen Gewändern und Waffen auftreten, ist Mun-Su westlich gekleidet und benutzt zwei Revolver, wohingegen Sando mit wenig Stoff und einigen Lederriemen für die Erotik sorgt. Mun-Su ist ein Einzelgänger, der sich härter und gnadenloser gibt, als er wirklich ist, und Sando, obwohl sie als starke Schwertkämpferin agiert, rutscht schnell ab in die klassische Rolle der Heldenbegleiterin, deren Hauptaufgabe es ist zu weinen, Mun-Su zu bewundern und sich von ihm retten zu lassen.
Hintergrund und Rollenverteilung, Action und Erotik sind abgestimmt auf die Bedürfnisse des männlichen Publikums ab 16, das Endzeit-Szenarien und Splatter schätzt. Die Zeichnungen sind realistisch, klar und sehr detailreich. Sie zu betrachten, macht auch Leserinnen Freude, die Dark Fantasy und ein interessantes Setting mögen, dabei über die Klischee-Rollen hinweg sehen können.
„Shin Angyo Onshi“ spricht vom Thema und dem Stil der Zeichnungen her Leser an, die sich für Titel wie „Island“, „Rebirth“, „Blade of the Immortal“, „Chronik eines Kriegers“ oder „Basilisk“ begeistern können.