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Wieser, Hadmar von: HIMMLISCHES FEUER - GEZEITENWELT 2 (Buch)
DIE GEZEITENWELT 1: HIMMLISCHES FEUER, Hadmar von Wieser
Die Gezeitenwelt 2
Hadmar von Wieser
Himmlisches Feuer
illustriert von Caryad, Karten von Franz Vohwinkel
Piper, Hardcover, 554 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 3-492-70052-7
Von Carsten Kuhr
Vorhang auf zum zweiten von insgesamt zwölf projektierten Romanen um die Gezeitenwelt.
Hadmar Freiherr von Wieser ist zwar von blauem Geblüt, aber ein unkomplizierter, sympathischer Mensch. Als aktiver Spieler in Schwert und Kostüm prüft er in seiner Freizeit manches Mal die Authentizität seiner Gefechtsszenen. Seit Jahren gehört er zum festen Team der Romanautoren rund um „Das schwarze Auge“. So war es für ihn keine Frage Bernhard Hennen zuzusagen, als dieser ihn fragte, ob er im Gezeitenwelt-Projekt mit dabei sein wollte.
Wieser berichtet uns vom Reich Serkan Katau. Als Vorbild mag das altchinesiche Kaiserreich gedient zu haben. In feste Kasten gepresst, die Nachbarreiche seit Jahrhunderten annektiert, die Kultur und Wissenschaften zur Blüte geführt ärgert den „Herren der unwandelbaren Ordnung“ nur eine Tatsache. Jedes Jahr muss er vor dem unvollendeten Palast den blauen Göttern den überaus seltenen roten Stein opfern. Sein oberster Bonze hat die Geschichte in der seidenen Bibliothek umgeschrieben, sein oberster Heerführer eine Truppe aufgestellt, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Der Krieg gegen die Götter selbst steht an. Die in ihrer Zahl unüberschaubaren Elitetruppen der Götterfresser greifen an – just als vom Himmel die Meteoriten fallen und die Erde bebt. Doch nicht nur die unvermuteten Himmelgeschenke und Erdbeben tragen dazu bei, dass der so sorgfältig geplante Angriff scheitert, auch die blauen Götter tragen mit ihrer Unverwundbarkeit zur vernichtenden Niederlage bei. Nur einem Anführer der Götterfresser, Kang genannt gelingt es einen der sechsarmigen Götter zu verletzen. Er schlägt dem blauen Riesen eine Hand ab. Ein im fremden Lang gestrandeter, sympathisch gezeichneter Dieb, Strolch mit Namen sammelt die Hand auf. Doch alsbald sieht sich unser Strolch von dem nunmehr fünfhändigen Ungeheuer verfolgt. Gemeinsam mit einer Seefahrerin bereisen unsere Drei ungewöhnlichen Reisegenossen die Gezeitenwelt. Verfolgt von Kang sucht Fünfarm nach seiner Herkunft, seiner Bestimmung. Auf der abenteuerlichen Reise treffen unsere Helden einige Gestalten aus dem ersten Band wieder, ohne dass diese aber wirklich im Mittelpunkt der Erzählung stehen. Es geht um die Erforschung der blauen Götter – wo kamen sie her, wer sind sie, warum sind sie so anders, als alle anderen wesen der Gezeitenwelt, warum sind sie unbesiegbar und unsterblich? Gibt es überhaupt Antworten auf die vielen Fragen?
Ich muss zugeben, dass ich insbesondere im ersten Drittel der Lektüre meine Schwierigkeiten hatte. Ich wurde von Namen und Begriffen der unterschiedlichen Katauekischen Ränge förmlich erschlagen. Ein wenig hilflos irrte ich zwischen den unterschiedlichen Handlungssträngen herum, versuchte zu ergründen, wer was warum jetzt wieder tat oder eben nicht tat. Doch nachdem ich mich auch mit Hilfe des beigefügten Glossars durchgekämpft hatte, entfaltete sich vor meinen Augen eine faszinierende, lebendige Kultur. Ich zitterte mit Strolch, triumphierte mit der Seefahrerin, hatte fast schon Mitleid mit der Hochpriesterin die, angesichts des fleischgewordenen Gottes vor ihr, ihren Platz im Leben neu definieren musste.
Ein wenig hat mich die Lektüre an Barry Hugharts drei, von ursprünglich sieben projektierten „Meister Li“ Romanen erinnert. Die Ähnlichkeiten in der Beschreibung einer an das alte chinesische Kaiserreich angelehnte Kultur sind vorhanden, mehr aber auch nicht. Wieser geht eigene, durchaus interessante Wege.
Die Geschichte ist lange nicht so kompliziert gestrickt wie Bernhard Hennens Auftaktband. Während der Leser dort vier zunächst voneinander vollkommen unabhängige Handlungsstränge zu folgen hatte, kommen die unterschiedlichen Fäden hier schon relativ bald zu einem einheitlichen Ganzen zusammen. Der Autor schildert uns eine wilde Jagd durch mehr als die halbe Welt. Eine Jagd, die die Verfolgten ebenso wie die Jäger so manches Mal an ihre Grenzen führt. Eine Jagd nach Erfahrung, nach Wissen und nach dem Selbstverständnis aller Beteiligten. Am Ende bleiben die Überlebenden, Menschen wie Götter hilflos und kaum klüger zurück.
Wir bekommen durch die Augen unserer Erzähler gesehen eine weitere Facette der Gezeitenwelt zu Gesicht. Trotz der immensen logistischen Vorarbeit, die bei der Erschaffung dieser Welt geleistet wurde, stellt auch von Wieser seine Personen in den Mittelpunkt seiner Handlung. In dem fundierten Konzept einer logisch durchdachten Welt agierend sind diese letztlich eben doch „nur“ Menschen, und das ist gut so. In eindrucksvollen Bildern, die von den beeindruckenden Illustrationen ein optisches Gewand übergestreift bekommen erzählt der Autor seine ergreifende Geschichte, die den Leser nach einer Gewöhnungsphase nicht mehr loslässt.
Im Herbst 2003 erschien DAS WELTENNETZ von Thomas Finn. Nach den Erläuterungen auf der Webseite von Hadmar von Wieser (vgl. http://www.luzifer.at/hadmar/index.htm) wurde dieser Roman aufgrund seines übergroßen Umfangs in zwei Teile aufgesplittet, so dass nun nach gegenwärtigem Stand wohl dreizehn Bücher erscheinen werden und sich der erste Beitrag von Karl-Heinz Witzko wohl bis zur nächsten Buchmesse auf sich warten lassen wird.
hinzugefügt: July 27th 2004 Tester: Carsten Kuhr Punkte: Hits: 3913 Sprache:
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