Batman/Superman 2: Supergirl
Jeph Loeb, Michael Turner u. a.
(Superman & Batman 8 – 13, 2004)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiss
Panini, DC Deutschland, 2006, Paperback, 148 Seiten, 14,95 EUR
Von Irene Salzmann
Supergirl ist ein Charakter, der schon so einiges durchmachen musste. Supermans Cousine wurde getötet, kam zurück ins DC-Universum als Klon, und nun ist sie wieder in ihrer Eigenschaft als zweite Überlebende des Untergangs von Krypton dabei.
Auf dem Meeresgrund entdeckt Batman ein Raumschiff, aber er kommt zu spät: Wer auch immer der Passagier gewesen ist, hat es längst verlassen. Kurz darauf trifft er auf ein Mädchen, das über mächtige Kräfte verfügt, die denen von Superman nicht unähnlich sind. Die Fremde fürchtet sich, kann sich nicht verständlich machen und wird von Batman mit Hilfe eines Klumpens Kryptonit überwältigt.
Superman identifiziert das Mädchen als seine Cousine Kara Zor-El. Binnen kürzester Zeit lernt sie Englisch und vieles, das wichtig ist, um sich auf der Erde zurechtzufinden. Obwohl sein Freund für Kara bürgt, bleibt Batman misstrauisch, denn er hält sie für gefährlich, und bestimmt lehnt Krypto sie nicht grundlos ab. Selbst Wonder Woman zeigt Zweifel und bringt das Mädchen nach Themyscira, um sie im Auge zu behalten. Allerdings können die Amazonen nicht verhindern, dass Kara von Darkseid entführt wird.
Superman, Batman und Wonder Woman bitten Big Barda, sie alle nach Apokolips zu bringen. In der Zwischenzeit verwandelt Darkseid Kara in eine seiner Female Furies und schickt sie gegen ihren Cousin in den Kampf. Wird es den Helden gelingen, das Mädchen zu retten – und ist sie diesen gefährlichen Einsatz überhaupt wert?
Die Story aus der Feder von Jeph Loeb setzte Star-Zeichner Michael Turner („Witchblade“, „Fathom“, „Soulfire“ usw.), Spezialist für iealistisch-realistisch schöne Frauen, ansprechend in Szene. Selbst wenn die Handlung weniger spannend und dramatisch wäre, so würde man diesen Sammelband mit den „Supergirl“-Episoden allein schon der Zeichnungen wegen zu den Highlights von DC zählen.
Nahezu alle wichtigen und beliebten Helden aus dem Umfeld von Superman und Batman geben sich hier ein Stelldichein, und sei es auch nur für ein, zwei Szenen: Wonder Woman, die Teen Titans, die Outsiders, die JSA und die JLA heißen Supergirl am Ende willkommen. Als Bösewicht ist mit Darkseid einer der übelsten Gegner dabei.
Supergirl ist ein verwirrter, ängstlicher Teenager in einer Welt, die sie nicht kennt. Sie freut sich, ihren Cousin finden und ist traurig über die Skepsis von Batman, Wonder Woman und Krypto. Das Misstrauen jener Charaktere wird überzeugend dargestellt; oft genug sind sie diejenigen, die berechtigte Warnungen aussprechen. Superman liefert den Kontrast, indem er sich gutgläubig und fast schon blind gibt, doch hat er ein plausibles Motiv: Wenn Kara tatsächlich seine Cousine ist, ist er nicht mehr der letzte Kryptonier und hat sogar eine Blutsverwandte. Wie alle Menschen sehnt auch er sich nach etwas Glück. Schon bald zeigt sich, dass die Sorge, Supergirl könnte zu einer Bedrohung werden, nur zu real ist. Darkseid erkennt sie als Waffe, und so schnell gibt er seine Pläne nicht auf. In Folge bleibt die Geschichte spannend und dramatisch bis zur letzten Seite. Das Ende ist angemessen, wenngleich man sich einige Soap-Elemente vielleicht hätte sparen können.
Das Paperback präsentiert eine abgeschlossen Erzählung, in der Supergirl im Mittelpunkt steht und einige der wichtigsten DC-Helden eine tragende Rolle spielen. Als Sammler wird man sich den mitreißenden Band sicher nicht entgehen lassen wollen. Aber auch Gelegenheits-Leser und die Freunde schön gezeichneter Comics sollten zugreifen. Hier stimmt einmal alles: die Story ist reizvoll, die Illustrationen sind großartig, für rund 15 Euro bekommt man knapp 150 Seiten spannenden Lesestoff, für den man keine Vorkenntnisse mitzubringen braucht.