Reverend Pain 1
Steve Salomo
Dämonen-Töter
Titelillustration: Sandobal
Zaubermond Verlag, 2007, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR
Von Carsten Kuhr
In den letzten Jahrhunderten hat der Glauben an Gott, an Himmel und Hölle nachgelassen. Teufel, Vampire und Dämonen, das gibt es doch gar nicht, so die Meinung vieler. Die Bibel, die Gebote Gottes, das Fegefeuer - alles Vorstellungen die nicht mehr zeitgemäß waren. Doch dann erhob sich die Hölle und eroberte die Welt. Seitdem leben die Menschen, ständig attackiert von dem Höllengezücht, das sich die Erde untertan gemacht hat in Angst und Schrecken.
Auch Tombstone, das kleine Kaff irgendwo im Mittelwesten der USA wird von den Ausgeburten der Hölle bedrängt. Schon lange hat das Dorf keinen Pfarrer mehr gesehen, jeder schaut, dass er eben so durchkommt, und nicht die Aufmerksamkeit Graf Orlovs, des örtlichen Vampirführers erregt.
Als Orlov zwei Mädchen entführt und sich gefügig machen will meint es das Schicksal zum ersten Mal seit Langem gut mit Tombstone. Ein Reverend, ein umherziehender Priester ist in der Gegend, nicht irgendien ein Reverend, sondern Reverend Pain, ein Mann auf einer Harley, der dem Bösen das Fürchten lehrt!
Seine Mission - alle die reinen Herzens und festen Glaubens sind zu schützen und das Höllengezücht gnadenlos zu bekämpfen. Er handelt nach der alttestamentarischen Prämisse Auge für Auge, Zahn um Zahn und vertritt IHN, seinen GOTT mit Vehemenz.
Im zweiten, für diese Buchveröffentlichung extra neu verfassten Roman sucht Maranus, ein Sumpfdämon eine Ortschaft heim. Vor Jahrzehnten wurde sein menschlicher Helfer von einem Priester und dem wackeren Bürgern der Stadt in dem Sumpf versenkt, und die Menschenopfer blieben aus. Jetzt endlich hat sich das geweihte Kreuz zersetzt, der Dämon ist frei und verbreitet erneut Grauen.
Ist es zulässig, einen Mann Gottes, einen Priester in schwarze Lederklamotten zu stecken, eine Harley und ein Lasergewehr zu verpassen und ihn auf Dämonen- und Zombiejagd zu entsenden -ein Thema, das die Gemüter bei der Erstveröffentlichung der Romane im Rahmen der Bastei-Reihe „Grusel-Schocker“ bewegte. Man befürchtete wütende Reaktionen der Gläubigen oder des Klerus, wurde dann aber durch das Ausbleiben eines entsprechenden Aufschreis positiv überrascht. Das Gebotene setzte damals, Anfang der 90er, neue Maßstäbe. Die Handlung, besser ausgedrückt der Held war provokativ und überzeichnet, die Darstellung der dämonischen Umtriebe plakativ, stellenweise brutal. Heute, nach mehr als einem Jahrzehnt hat sich das öffentliche Bewusstsein gewandelt, Gewaltdarstellungen sind alltäglich geworden, das damals Aufsehen erregende ist heute Alltag.
Salomo beschreibt eine düstere Welt. Rohstoffe sind Mangelware, die industrielle Produktion ist zum Stillstand gekommen, die Menschen haben sich wieder auf ihre Scholle zurückgezogen. Diese Darstellung einer auseinander gebrochenen Welt hat durchaus auch heute noch seinen Reiz. Allerdings bleibt die Handlung selbst doch recht oberflächlich. Mangels einer wirklichen Einführung Pains bleibt dieser ein Protagonist, der nicht zu greifen, dessen Handeln nicht nachzuvollziehen ist. Warum kam er zu seinem festen Glauben, wie zu seiner Mission, wie und wo wuchs er auf, was prägte ihn - alles Fragen die noch unbeantwortet bleiben.
Hinzu kommt, dass die Dialoge von abgedroschenen Phrasen nur so strotzen. Dass ein Gruselroman kaum einmal stilistische Schmankerl offeriert ist klar, zu sehr stehen die Autoren beim Schreiben unter Zeitdruck, zu wenig wird für die Romane bezahlt, als dass hier groß am Text gefeilt werden kann. Verglichen aber mit dem „Dämonenkiller“ oder auch den „Professor Zamorra“ -Abenteuern ist ein eklatanter Unterschied nicht zu übersehen. Hier hätte die ordnende Hand eines Lektors, oder das sorgfältige Überarbeiten des Autors, Not getan.