Joseph Delany
Spook - Der Fluch des Geisterjägers
(The Wardstone Chronicles - The Spooks Curse)
Aus dem Englischen übersetzt von Tanja Ohlsen
Titelillustration: David Wyatt
Innenillustrationen: Patrick Arrasmith
cbj Verlag, 2007, Hardcover, 348 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-570-13046-9
Von Carsten Kuhr
Gestatten, dass ich vorstelle: Tom Ward, siebter Sohn eines siebten Sohnes, 13 Jahre alt, Lehrling eines Spooks und nach nur einem halben Jahr schon ausgebildet im Umgang mit den Kreaturen der Dunkelheit wie Hexen, Geister, Boggards und Poltergeistern.
Doch dann stirbt der Bruder seines Spooks, und die beiden müssen sich nach Priestown aufmachen, der Stadt der Priester, die von Bane, einem alten Gott und finsteren Dämon heimgesucht wird. Also eigentlich genau das richtige für einen Spook - wenn es da nicht noch so manche Schwierigkeit geben würde.
Nicht nur, dass der Bane einer der mächtigsten und grausamsten aber eben auch verführerischsten Dämonen ist, der seinen Einfluss bis weit in die Priesterschaft ausgedehnt hat, auch die kirchliche Inquisition ist hinter unseren Dämonenjägern her.
Als Tom dann noch feststellen muss, dass der Inquisitor Alice, das Mädchen mit den spitzen Schuhen gefangen genommen hat, und diese auf dem Scheiterhaufen brennen soll steht fest, dass sie eingreifen müssen. Doch dann wird der Spook gefangen genommen, und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Wer soll nun den Bane bezwingen und wer die Gefangenen befreien - wir ahnen es, Tom Ward, siebter Sohn eines siebten Sohnes steht vor seiner bislang größten Bewährungsprobe, einer Prüfung, die ihm alles abverlangen wird, ihn vielleicht sogar sein Leben kosten wird ...
Beginnen möchte ich mit einem Lob. Die grafische Gestaltung des Bandes mit dem reich geprägtem Umschlag und den vielen, die jeweiligen Kapitel einleitenden Innenillustrationen, ist vorbildlich. Hier merkt der Leser, dass die Macher hinter dem Buch mit Liebe und Sorgfalt zu Werke gegangen sind, dass sie dieses Buch zu etwas Besonderem machen wollten. Und dies ist ihnen auch gelungen. Das Auge isst mit, heißt es so schön, doch auch der Inhalt mundet ebenso vorzüglich, um im Bild zu bleiben.
Delany schreibt in einem sehr gefälligen, vom Übersetzer sehr schön übertragenen Stil seine Geschichte, die Alt wie Jung in ihren Bann zieht.
Tom Ward ist hierbei der Kulminationspunkt des Plots. Als junger Mann hat er nicht nur mit Autoritäten, Ge- und Verboten zu kämpfen, sondern entdeckt auch das erste Mal die verwirrende Welt der Gefühle. Da hat man ihn doch nun wirklich eindringlich vor den Gestalten mit den spitzen Schuhen gewarnt, und dennoch fasziniert ihn Alice. Die Unsicherheit, wie er mit seiner Faszination umgehen soll, wie er sich richtig, angemessen verhalten soll ist sehr gut nachvollziehbar dargestellt.
Dazu kommt, dass Tom angesichts schlechter Neuigkeiten von seiner Familie reift. Nicht nur, dass sein Vater, ein ruhender Pol der ihm immer Sicherheit vermittelte schwer krank ist, auch seine eigene Mutter offenbart Geheimnisse, die er so nie vermutet hätte.
Wo verläuft die Trennlinie zwischen Gut und Böse, gibt es diese strenge Unterscheidung überhaupt, liegt nicht in jedem Wesen der Kern für Beides und entscheidet letztlich jeder selbst, ob die Dunkelheit oder das Licht gewinnt, und was kommt nach dem Tod - Fragen, die ihn im Verlauf der Handlung beschäftigen, denen er nachspürt und auf die er nur teilweise Antworten findet.
Wie bei einem Jugendbuch üblich beschränkt Delany sich auf einige wenige Protagonisten, alternierende Handlungsstränge sucht man vergebens.
Das heißt aber nicht, dass seine Gestalten sich nicht entwickeln würden, dass nicht wichtige Themen angesprochen würden. Ganz im Gegenteil. Neben einer spannenden und eigenständigen Handlung erwartet den Leser gerade in dieser Beziehung ein herausragendes Buch, das den Appetit auf mehr weckt.