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Le Guin, Ursula K.: Der Magier der Erdsee (Buch)
Ursula K. Le Guin
Der Magier der Erdsee
Erdsee 1
Die BILD am SONNTAG-FANTASY-BIBLIOTHEK 4
(A Wizard of Earthsea, 1968)
Aus dem Amerikanischen von Margot Paronis
Umschlaggestaltung von Veronika Illmer unter Verwendung einer Illustration von John Howe
4 farbige Innenillustrationen von John Howe und Edward Miller/Les Edwards
Schmuckinitialen von Norbert Pautner
Karte von Erhard Ringer
Weltbild-Verlag, 2006, Hardcover, 216 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 3-89897-528-2
Von Irene Salzmann
Duny ist der Sohn des Bronzeschmieds von Kleinellern. Schon früh entdeckt er die Gabe, Tiere durch Magie beeinflussen zu können. Dadurch weckt er das Interesse seiner Tante, einer Hexe, die sich bisher nicht um das Kind kümmerte. Von ihr lernt er kleine Zauber, die ihm und den Dorfbewohnern schließlich das Leben retten, als sie von fremden Kriegern überfallen werden.
Die Kunde davon dringt bis zu Ogion, den Magier von Re Albi. Er gibt dem Jungen seinen wahren Namen und nimmt ihn als Lehrling zu sich, bis Ged darum bittet, auf der Insel Rok ausgebildet zu werden. Ungern verlässt er seinen Meister, dem er sehr zugetan ist, aber er spürt, dass er zu Höherem berufen ist.
In der Schule bleibt Ged ein Einzelgänger, da er sich aufs Lernen konzentriert und raschere Fortschritte macht als alle seine Kameraden. Allein mit dem fröhlichen, unbekümmerten Vetsch freundet er sich an. Als der arrogante Jasper Ged zu einem verbotenen magischen Duell verleitet, wird etwas frei gesetzt, das Ged von nun an verfolgt und ihn zu zerstören trachtet. Er flieht durch die Reiche, doch selbst angeblich sichere Orte stecken voller Tücken. Ged muss so manchen Verlust erfahren, bis er bereit ist, sich den Konsequenzen seines unbedachten Handelns zu stellen.
Ursula K. Le Guin ist eine der renommiertesten Autorinnen der Phantastik, die durch gesellschaftskritische Fantasy und SF jene Leser begeistert, die höhere Ansprüche an ihre Lektüren stellen. Mit ungewöhnlichen Charakteren, realistischen Szenarien und einer spannenden Handlung weiß sie trotzdem zu unterhalten. Eines ihrer bekanntesten Werke ist der „Erdsee“-Zyklus, eine Trilogie, die Jahre später durch einen Abschluss- und zwei Zusatzbände ergänzt wurde.
Der Weltbild-Verlag würdigt Ursula K. Le Guin, indem für das vierte Buch der Die BILD am SONNTAG-FANTASY-BIBLIOTHEK Bd. 1 des „Erdsee“-Zyklus’ gewählt wurde. Tatsächlich ist dieser Roman trotz seines Alters (1968) der interessanteste und spannendste unter den bisher publizierten Werken dieser zehnbändigen Reihe.
Die Autorin schildert, wie der Junge Ged die Magie entdeckt und seine erstaunlichen Fähigkeiten schult. Er besitzt aber auch negative Eigenschaften wie Eifersucht, Stolz und Zorn, wodurch er schließlich in Lebensgefahr gerät. Indem er sich den Konflikten stellt, beginnt er zu reifen und sich zu verändern, doch ist er auch am Ende des Romans noch weit davon entfernt, der Drachenfürst und Erzmagier zu werden, der im Ged-Lied besungen wird. Er ist kein tadelloser Held, sondern ein realistisch wirkender Charakter mit Stärken und Schwächen, der mitunter auf die Hilfe anderer angewiesen ist und auch den Preis für seine Fehler bezahlen muss.
Ged ist die alleinige Hauptfigur, die wechselnde Gefährten hat, welche nicht annähernd so ausführlich beschrieben werden, da es sich lediglich um temporäre Wegbegleiter mit einer bestimmten Funktion handelt. Beispielsweise verkörpern Jasper und Serret die Versuchungen, die Geds dunkle Seiten wecken, während Vetsch und Ogion ihm den Halt geben, den er in großer Gefahr benötigt. Wer oder was der Schatten ist, der ihn verfolgt, ahnen erfahrene Leser früh; für die anderen ist es eine Überraschung.
Eine Welt der Inseln dient den Protagonisten als Kulisse. Anschaulich werden die verschiedenen Orte und die Eigentümlichkeiten ihrer Bewohner beschrieben. Die Lebensumstände prägen auch Ged. Er kümmert sich um die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen und muss keine Reiche vor dämonischen Invasoren retten. Die Magie ist ein natürlicher Bestandteil der Natur und folgt logischen Prinzipien. Dadurch wirkt die Handlung schlüssig und ist nachvollziehbar.
Der Leser begleitet Ged auf seinem Weg und ist vor allem von seiner Persönlichkeit fasziniert. Natürlich wird die Geschichte mit einigen spannenden Szenen gewürzt, so dass auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Der Gewaltanteil hält sich in Grenzen. Daher ist der Roman auch für jüngere Leser geeignet, die sich mit Ged identifizieren können.
Die BILD am SONNTAG-FANTASY-BIBLIOTHEK bietet Genre-Neulingen, aber auch den eingefleischten Fans die Möglichkeit, in einige der bekanntesten Zyklen hinein zu schnuppern. Selbst wenn man sich nicht für eine der Sagas begeistern kann, so erhält man eine kleine Sammlung ansprechend und aufwändig gestalteter Bände, die man gern komplett ins Bücherregal stellt. „Der Magier der Erdsee“ ist ein Highlight dieser Reihe, das eine Empfehlung für die übrigen Werke Ursula K. Le Guins ausspricht.
hinzugefügt: March 14th 2007 Tester: Irene Salzmann Punkte: zugehöriger Link: Weltbild Hits: 3632 Sprache:
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