Die Legende der Drachenritter 2
Akanah
Ange, Alberto Varanda, Philippe Briones & Stéphane Paitreau
(La geste des chevaliers dragons: Akanah, 2003)
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Splitter-Verlag, 2007, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-34-6
Von Irene Salzmann
Wo ein Drache auftaucht, beginnt das Böse, sich auszubreiten. Es verändert die Menschen, die Tiere, sogar das Land. Allein Jungfrauen können sich unbemerkt dem Monster nähern und es töten. So entstand der Orden der Drachenritter.
Akanah wurde als junges Mädchen von einem Ritter gerettet (Bd. 1: „Jaina“). Ihren Bruder musste sie mit eigenen Händen töten, als er sich verwandelte. Die Erinnerung an diese Tat verfolgt Akanah immer noch. Sie schloss sich als Schülerin dem Orden an und begleitet nun mit einer Freundin Ritter Oris auf einer gefährlichen Mission: Wieder verheert ein Drache das Land.
Während der langweiligen Reise schlagen Akanah und Eleanor immer wieder über die Stränge. Die jungen Frauen wollen sich amüsieren und provozieren Raufereien in Kneipen, sie stehlen Rum, betrinken sich und lachen insgeheim über die alte Meisterin, die ein strenges Auge auf ihre Schützlinge hat. Dann kommt der ruhige Jan, ein Aman-Priester, an Bord des Flugschiffes. Er erinnert Akanah an ihren Bruder. Ohne es zu wollen, verliebt sie sich. Jan verspricht ihr die Ehe, wenn sie beide ihre Aufträge überleben, und Akanah beginnt, von einem glücklichen Familienleben zu träumen.
Plötzlich verändern sich die ersten Männer an Bord des Schiffes. Einer nach dem anderen wird zu einem blutrünstigen Monster. Kann das geweihte Amulett Jan vor dem üblen Einfluss schützen?
Auch dieser Band der „Drachenritter“-Saga ist in sich abgeschlossen, so dass man die Geschehnisse aus dem ersten Album, auf die nur kurz Bezug genommen wird, nicht kennen muss, um der Handlung folgen zu können. Im Mittelpunkt der Ereignisse stehen andere Protagonisten, die ihre eigene Geschichte haben.
Die Hauptfigur Akanah ist eine junge Kriegerin, die glaubt, dass ihr das Leben mehr bieten müsste als Unterricht, Kampftraining und die misstrauischen oder lüsternen Blicke der Männer, die oft den Respekt missen lassen, den die Ritter, die ihr Leben im Duell mit einem Drachen riskieren, verdient haben. Zusammen mit ihrer Freundin Eleanor lässt sie sich zu mancher Torheit hinreißen, und nur mit viel Glück entkommen sie jedes Mal heil der kritischen Situation, in die sie sich selber manövrierten. Sie lästern über ihre strenge Meisterin, doch am Ende soll sich zeigen, dass die Erfahrungen des Alters mehr wert sind als jugendlicher Übermut.
Als Akanah Jan kennen lernt, scheint sich ein Ausweg aus dem unbefriedigenden Leben für sie zu bieten. Obwohl der Gedanke, in einer Bruchbude hausen und ein Kind nach dem anderen gebären zu müssen, auch nicht verlockend ist, ist sie überzeugt, fern vom Orden glücklich werden zu können. Das Schicksal schlägt jedoch erbarmungslos zu und lässt Akanahs Hoffnungen wie eine Seifenblase zerplatzen, aber auf andere Weise, als sie befürchtet hat. Und der Kampf gegen den Drachen fordert weitere Opfer.
Akanahs Geschichte ist tragisch, denn immer dann, wenn sie gerade Hoffnung schöpft, trifft sie ein neuer Verlust. Die unerwarteten Wendungen überraschen auch den Leser und sorgen dafür, dass er gespannt von der ersten bis zur letzten Seite die Geschehnisse verfolgt. Die Handlung steigert sich vom übermütigen Geplänkel zu Beginn bis zum dramatischen Höhepunkt am Ende des Albums und wird immer düsterer, was sich auch in den Farben widerspiegelt, die kräftiger werden und immer weniger bunt sind.
Die Zeichnungen sind realistisch-idealisisch und sprechen Leser beiderlei Geschlecht an, vor allem die Fans schöner Frauen. Die Hintergründe sind detailreich, die Kämpfe werden dynamisch in Szene gesetzt.
„Die Legende der Drachenritter“ ist eine spannende Fantasy-Serie, in der nicht nur gekämpft wird, sondern auch die Sorgen und Träume der Protagonisten eine Rolle spielen, politische Intrigen und gesellschaftliche Konventionen Einfluss auf die Ereignisse nehmen. Zielgruppe ist das etwas ältere Publikum, das all die Feinheiten zu schätzen weiß.