Spider-Man 27
J. Michael Straczynski, Ron Garney u. a.
(Amazing Spider-Man (Vol. 1) 529 530, 2006)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Panini, Marvel Deutschland, 2006, Heft, 48 Seiten, 3,95 EUR
Von Irene Salzmann
Bisher hatten nur Mutanten wie die X-Men unter der Angst und dem Hass der so genannten normalen Menschen zu leiden. Aufgrund der jüngsten Ereignisse („House of M“) geraten plötzlich alle Superhelden zunehmend in Misskredit, selbst jene, die nicht wirklich über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügen, sondern Kraft und Geschicklichkeit einem harten Training verdanken oder die Möglichkeiten der Technik nutzen wie Captain America, Black Widow oder Iron Man. In Folge plant die Regierung, ein Gesetz zu erlassen, das alle Kostümierten zwingt, ihre geheimen Identitäten preiszugeben; anderenfalls werden sie zu Verbrechern deklariert.
Tony Stark setzt alles daran, dieses Gesetz zu verhindern: Nicht nur der Superheld selber würde zu einer Zielscheibe für Verbrecher und korrupte Behörden werden, auch seine Angehörigen befänden sich in permanenter Lebensgefahr. Unterstützung findet Tony bei Peter Parker, der nicht nur für und mit ihm arbeitet – auch als Spider-Man: Sie sind zu Freunden geworden, und Peter, selbst wenn er nicht mit allen Entscheidungen einverstanden ist, lässt Tony nicht im Stich …
Dieser Band ist die Überleitung von den dramatischen Geschehnissen, die sich während der letzten Monate durch die meisten Marvel-Reihen zogen, zu einem neuen Story-Arc, der viele Veränderungen für die Superhelden des Marvel-Universums bringen soll: „Civil War“.
Man merkt den Storys an, wie sehr sie von aktuellen politischen Ereignissen beeinflusst werden. Seit dem 11. September sind die Serien düsterer geworden, die Helden, die zeitweilig selber zu fragwürdigen Charakteren wurden, sind nun wieder Symbole für die Gerechtigkeit. Aber auch sie scheinen machtlos gegenüber dem neuen Terror, vor allem wenn dieser von Superschurken ausgeht oder sie selber bzw. ihre Kameraden versehentlich Katastrophen auslösen.
Motive, die schon früh in den „X-Men“-Reihen verarbeitet wurden, finden jetzt auch in den anderen Titeln Eingang: Man fürchtet und misstraut den Superhelden, sie sollen sich künftig registrieren lassen, wer sich weigert, wird zum Staatsfeind erklärt. Werden Magnetos Befürchtungen und die zahlreichen ‚What if’-Geschichten nun Realität? Parallelen zur Judenverfolgung drängen sich auf.
Die Handlung ist ernst, und selbst die flotten Sprüche von Spider-Man sorgen kaum für Auflockerung. Von Tony bekommt er ein neues Kostüm, das voller High Tech steckt und sich gleich bewährt. Die Puristen werden sicher das alte blau-rote Gewand zurück wünschen, obwohl das neue erheblich zeitgenössischer und gefälliger ist, es zudem Sinn macht, dass Spider-Man seine Ressourcen nutzt. Allerdings sind solch tief greifende Veränderungen immer temporär gewesen: Das elegante schwarze Kostüm ging auf Venom über, der neue Spider-Man entpuppte sich als Klon und musste sterben – und auch andere Figuren kehren mit ihrem Outfit zu ihren Ursprüngen zurück, darunter Wolverine und Batman.
„Spider-Man 27“ leitet eine neue Entwicklung ein. Davon einmal abgesehen passiert nichts Wesentliches. Sammler werden den Band natürlich erwerben wollen, während sich die Gelegenheitsleser ein wenig unbefriedigt fühlen dürften, da hier die beiden ersten Folgen eines Dreiteilers abgedruckt wurden und somit das Ende dieser Storyline fehlt.