Die Fantastischen Vier 2: Sturmwarnung (2)
Mark Waid, Mike Wieringo u. a.
(Fantastic Four 522 523, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Reinhard Schweizer
Panini, Marvel Deutschland, 2005, Heft, 52 Seiten, 4,25 EUR
Von Irene Salzmann
Um seine Frau Sue zu retten, sah sich Reed Richards alias Mr. Fantastic genötigt, die Kräfte der Invisible Woman mit der von Human Torch, ihrem Bruder Johnny, zu vertauschen. In Folge wird Johnny, der nun die Fähigkeit besitzt, Tarnschilder ihrer Wirkung zu berauben, von Weltenverschlinger Galactus als neuer Herold gewählt.
Wie zuvor schon der Silver Surfer, Nova und viele andere soll Johnny Welten aufspüren, die sich mittels einer hoch entwickelten Technologie vor Galactus verbergen. Allerdings will Johnny nicht zum Mörder von Milliarden Lebewesen werden. Er macht es sich zunutze, die Geheimnisse seines Meisters zu kennen, und als die anderen Mitglieder der Fantastic Four, die Unterstützung von Quasar erhielten, eintreffen, kommt es zum Kampf gegen Galactus.
Das Unglaubliche gelingt: Die Helden von der Erde können Galactus besiegen und ihn seiner Kräfte berauben. Galen ist nun ein gewöhnlicher Sterblicher, der zwar noch immer von einem großen Hunger geplagt wird, doch er beginnt, vieles in einem neuen Licht zu sehen. Schließlich zieht er für sich die Konsequenzen, aber damit sind die unangenehmen Überraschungen für die Fantastic Four noch lange nicht vorbei…
Die Fantastic Four zählen mit zu den dienstältesten Teams des Marvel Universums und treten fast immer in ihrer originalen Besetzung auf. Ganz selten nur vertrat beispielsweise Medusa von den Inhumans Sue oder Nova spielte vorübergehend das fünfte Mitglied. Ungewöhnlich ist, dass hier ein Ehepaar, das sogar einen Sohn hat, den Ton angibt. In den 60er Jahren, als man befürchtete, bei jugendlichen Lesern durch die Darstellung eines intakten Familienlebens die Neugierde an der Sexualität zu wecken, stellte dies einen Tabu-Bruch dar, denn bisher wohnte nahezu jeder Teenager-Held bei seinem allein stehenden Onkel oder Mentor (Robin und Batman), bei einer verwitweten Tante (Spider-Man) oder bei einem kinderlosen Paar, das bereits jenseits von Gut und Böse war (Superman).
Längst bewegen solche Themen niemanden mehr. Stattdessen müssen die Autoren und Zeichner, die die Heldenfamilie betreuen, eher Sorge haben, dass die Fantastic Four nicht zu etabliert und altbacken wirken. So probiert man es diesmal mit einem Tausch der Kräfte und einem Gaststar, den man in Deutschland weniger gut kennt, denn die Serie „Quasar“ ist hier nie veröffentlicht worden. Seine Rolle ist bescheiden, doch einige Informationen am Ende des Heftes klären auf.
Die Geschichte nimmt schnell den gewohnten Verlauf, und die Gefahr, die Galactus für bewohnte Welten darstellt, wird vorerst beseitigt. Dann haben die Titelhelden aber auch schon neue Sorgen, und mit diesem Cliffhanger endet der Band. Kennt man die Vorgeschichte nicht, fühlt man sich nun recht unbefriedigt, da die Story auch keinen runden Schluss hat. Man muss schon einige Abenteuer mehr lesen, um in die Handlung hinein zu finden und mit den Charakteren warm zu werden. Ferner sollte man sich für SF und kosmische Phänomene begeistern können. Die Zeichnungen tendieren zum Cartoon und sind nicht gar so gefällig wie von manch anderen Superhelden-Serien.
In „Fantastic Four“ wird eine Familien-Soap mit galaktischen Rätseln kombiniert. Man sollte sich bewusst sein, dass Spannung und Abwechslung hier nur durch die Szenarien und die Konflikte mit überdimensionalen Feinden erzeugt werden, seltener durch den Austausch von Personen und eine Neustrukturierung des Teams, wie man es von den „X-Men“, „Avengers“, „X-Factor“, „Thunderbolts“ oder „Excalibur“ gewöhnt ist. Folglich sind die Möglichkeiten etwas eingeschränkt, und man darf nicht zu viel erwarten. Wer mehr Beziehungskrisen und Variationen der Konflikte wünscht, ist mit einer der anderen genannten Serien besser beraten.