Robin Hood – Season 3 Box
GB 1984, mit Jason Connery, Nickolas Grace, Judi Trott u.a.
Von Thomas Harbach
Die größte Veränderung zwischen der zweiten und der letzten Staffel ist natürlich der Austausch der Hauptdarsteller. Michael Praed zog erfolglos an den Broadway und mit Jason Connery trat ein auch typmäßig gänzlich anderer junger Mann im Sherwood Forest seinen Dienst für die Gerechtigkeit an. Carpenter verband sehr geschickt die beiden Volkslegenden von Robin of Loxley – ein einfacher Arbeitersohn – und dem ehemaligen Adligen Robert of Huntington. Insbesondere in den ersten Folgen der neuen Staffel wird Robert seine Position ausnutzen, um den Sheriff und Gisberne nicht nur zu beeindrucken, sondern mit einem gewagten Doppelspiel zu besiegen.
Im Gegensatz zur ersten Staffel, die Richard Carpenter als Drehbuhautor mit einem festen Regisseur bestritten hat, wird das Team breiter. Oliver Bayern führt im Booklet ein interessantes Interview mit Mark Ryan, dem ersten Sarazenen an Robin Hoods Seite. In diesem geht er nicht nur auf die insbesondere zu Beginn vorherrschende Improvisation ein, sondern stellt die Unterschiede zwischen den beiden Typen Praed und Connery heraus. Im Laufe der dritten Staffel gleichen sich die beiden sehr unterschiedlichen Robin Hoods mehr und mehr an, begleitet sicherlich auch von Marions schon früh aufkeimenden Gefühlen für diesen zweiten Mann mit der Kapuze.
Ein großer Vorteil für die dritte Staffel ist die Wiederkehr des kompletten Ensembles, dadurch stört der Austausch der Frontfigur weniger und wirkt in der Umsetzung überzeugender. Insbesondere die Rolle des Sheriffs hat man in der letzten Staffel deutlich reduziert, das Konfliktpotential auf verrückte Magier oder einfache Banditen erweitert. Mehr und mehr ist die Ikone Robin Hood zu einer nationalen Instanz des frühen Großbritanniens erweitert worden, Brücken sind zu anderen Legenden – siehe „Das verzauberte Dorf“ und natürlich in erster Linie „Der Schatz“ – geschlagen worden. Nach dem düsteren Ende der zweiten Serie ist die dritte Staffel trotz der weiterhin trostlosen Lage und der brutalen Unterdrückung im Lande eine fast fröhliche Staffel, die Gefährten haben sich an das Leben im Wald gewöhnt, Robin Hood ist mehr zu einem Gruppenmotivator, denn einem ansonsten eher verschlossenen Einzelgänger geworden, das Budget ist bis auf einige Tricksequenzen entsprechend angepasst worden, die Musik von Clannad harmoniert noch besser mit den Plots. Insbesondere in der zweiten Hälfte der letzten Staffel begann das Drehbuchteam, längere, Folgen übergreifende Plots zu entwickeln, die sich auch in eine zumindest theoretisch mögliche vierte Staffel hinziehen sollten. Die überraschende Einstellung der Serie – mit Goldcrest fiel einer der beiden Geldgeber aus – führt somit zu einem unbefriedigenden Ende der gesamten Serie. Kein Einzelfall, aber wenn man überlegt, dass entgegen der Skepsis der Produzenten immerhin drei Staffel mit insgesamt 26 Folgen guter gehobener Fernsehunterhaltung entstanden sind, eine Tatsache, die zu verschmerzen ist.
In den USA lief die Auftaktepisode „Herne´s Son“ als Doppelfolge, in England als zwei Folgen unter dem gleichen Titel, während das deutsche Fernsehen die ersten beiden Teile der dritten Staffel mit „Das Vermächtnis“ und „Der Nachfolger“ titulierte. Gleich zum Auftakt werden dem Zuschauer wichtige Szenen aus der letzten Folge der zweiten Staffel gezeigt, die Verabschiedung des Michael Praed Hoods mit den brennenden Pfeilen, in den See geschossen, Jason Connerys ersten Auftritt sowie die Befreiung der Gefährten. Danach zieht er sich wieder in seine behütete Heimat zurück, denn im Gegensatz zu dem aus einfachen Verhältnissen stammenden Robin of Loxley ist diese zweite Inkarnation Robert of Huntingdon, der einzige Spross einer der reichsten, aber zumindest politisch nicht unbedingt einflussreichsten Familien des Landes. Herne hat ihn als seinen neuen Sohn und den zweiten Behüteten ausgewählt. Insbesondere zu Beginn der Episode noch mit dem Leichtsinn der Jugend und einer nicht zu leugnenden Arroganz aufgrund seiner Herkunft ausgestattet fällt es Connery schwer, seinen inneren Konflikt zwischen der Akzeptanz der neuen Verantwortung und dem eigenen Willen überzeugend darzustellen. Sehr geschickt wird diese darstellerische Schwäche kurze Zeit später umgangen, in dem Richard Carpenter in seinem Drehbuch sich auf Huntingdons Umgebung konzentriert. Der erste Spannungsbogen spielt im Schloss seines Vaters, es kommt zur ersten richtigen Begegnung mit Marion – die als einzige begnadigt worden ist, während die anderen Gesetzlosen sich versteckt halten müssen – und den wichtigsten zukünftigen Feinden in Person des Sheriffs sowie Gisberne, seinem in dieser Folge unglücklichen Handlanger. Die politischen Ränkespiele anlässlich eines Fests sind ein erster Höhepunkt der inzwischen in ihren Rollen aufgehenden Schauspieler. Mit dem an die wilden Kelten angelehnten Barbarenkönig Lord Owen of Clun, der mit der Entführung Marians schließlich nicht nur eine besondere Dynamik in die gut inszenierte, aber handlungstechnisch ein wenig schleppende Auftaktepisode bringt, sondern in erster Linie dafür verantwortlich ist, dass es einen zweiten Robin Hood geben wird. Von Beginn an ist deutlich ausgedrückt, dass Robert ein Querdenker ist, der sich auf sein Schwert und seine athletischen Fähigkeiten verlässt, aber nichts von politischer Diplomatie oder falscher Rücksichtnahme hält. Er übernimmt schließlich die Verantwortung für sein provokantes Verhalten während der Festivitäten und beugt sich der Weissagung, nicht zuletzt um Marian zu retten, wozu der Sheriff nicht in der Lage ist – er hat sein Auge auf die Ländereien des Vaters geworfen. Als erstes muss Robert die alten Kampfgefährten zusammensuchen. Trotz dieses bekannten Szenarios und dem natürlich bekannten Ende – sie werden trotz aller inneren Widerstände diesen anderen Robin akzeptieren und wieder für die Gerechtigkeit kämpfen – entwickelt sich insbesondere der Auftakt und das manchmal fast surrealistische Ende mit seiner dunklen, nihilistischen Atmosphäre sehr solide, der Spannungsbogen ist gut angelegt mit neuen Schurken und den in den ersten beiden Staffeln sehr gut entwickelten bekannten Antagonisten. Weiterhin muss sich Robert aufgrund seiner begüterten Herkunft und dem übermächtigen Schatten seines Vorgängers zahlreichen körperlichen und später auch geistigen Prüfungen stellen. Jede dieser Aufgaben steht im Zusammenhang mit der Einladung an die alten Kampfgefährten, wieder für die Gerechtigkeit zu streiten. Insbesondere der Faustkampf mit Will dauert deutlich zu lang mit zu klamaukartigen Einlagen – auch wenn Gisberne die gerechte Strafe für die Schnüffelei jenseits seiner Zuständigkeit trifft - , während der Endkampf zwischen Robert und Nasir hervorragend gedreht, aber dann zu perfekt aus einer unabsichtlichen Zusammenarbeit über die Bühne geht. Insbesondere der zweite Teil wirkt ein wenig uneinheitlich, gute und mittelprächtige Abschnitte wechseln in zu schneller Folge ab und nicht selten wird der „Sense of Wonder“ zu stark negiert, während sich die mystischen Passagen – vorherrschend in der zweiten Staffel – auf Hernes Weissagungen beschränken. Dieser wird mehr und mehr zu einem nach Merlin strukturierten Charakter, der viele wichtige Informationen seinen Anvertrauten vorenthält, um sie wie Bauern auf einem Schachspiel in die richtige Position zu bringen.
Der Endkampf in der Festung des Clanchefs ist eine rasante Abfolge von Handlungsebenen, die schnell aufeinander zu laufen. Marians Zwangsheirat mit dem übermächtigen Barbaren, der Plan, in das Schloss einzudringen und schließlich das finale Duell, in dem die Protagonisten sich immer wieder auf neue Situationen einstellen müssen und nicht selten nur reagieren und nicht mehr agieren können. Mit einer sich wild bewegenden Kamera, guten Schnitten und der stimmungsvollen Musik Clannads ein sehr guter Auftakt für die neue Staffel. Die Mischung aus bekannten Elementen und einem neuen, gänzlich anders aufgebauten, mehr aristokratischen Helden funktioniert in diesen ersten neunzig Minuten trotz des manchmal doch beschränkten Budgets unter Nutzung der natürlichen Kulissen sehr gut. Im Gegensatz zum oft zögerlichen nachdenklichen Michael Praed verkörpert Connery einen modernen Robin Hood mit festen Wurzeln in der Flynn Tradition in einer weiterhin mit historischem Hintergrund sehr gut ausgestatten Serie.
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Untermalt von einem der schönen Lieder Clannads zeigt der Auftakt der Folge „Marion“ Roberts Taten – der Kampf gegen die Unterdrücker und natürlich die Umverteilung der Reichtümer von den in erster Linie Normannen zu den armen Briten. Als sein Treiben zu schlimm wird, schickt der Sheriff nach einem Folterknecht aus London, Marion warnt Robert vor dessen Eintreffen, dieser nimmt nur die Warnung, aber nicht das Schwert Albion an. Im Schwert sieht Marion Robins Schicksal. Er wird bei einem Überfall durch einen vergifteten Pfeil schwer verwundet. Richard Carpenter bemüht sich nach der Hinwendung zu bodenständiger Magie – es wird niemals deutlich gemacht, aber es nicht doch Aberglaube sein könnte – in der zweiten Staffel, diese Elemente dosierter und weniger marktschreierisch einzusetzen. So heilt Herne schließlich Robin ohne seine Hirschverkleidung, er kommt als alter Mann, der mehr Handauflegen, als Heilkräuter verwendet. Mit seiner Prophezeiung schließt sich allerdings der handlungstechnische Kreis und Robert muss zum zweiten Mal in der im Grunde zweiten Folge aus Schwierigkeiten retten. Wieder stellt er sich offen und direkt seinen Widersachern. Diese einfallslose Vorgehensweise wird allerdings durch die überzeugende emotionale Ebene überdeckt. Im Mittelpunkt der Folge steht trotz der dramatischen Ereignisse Marions Gewissenskonflikt mit dem ihrem Vater gegebenen Versprechen, nicht mehr zu den Rebellen in den Wald zu gehe. Dabei wird sie in ihrer Entscheidung durch einen eher unwahrscheinlichen Plotteil unterstützt, denn ausgerechnet Much und ihr folgt ein älterer Mann und gleichzeitig Spion des Königs ohne Mühe durch den Wald. Kurz nach seiner Entdeckung stürzt er und bricht sich passenderweise das Genick. Diese Art der Erzeugung einer bedrohlichen Situation und die Furcht vor Repressalien des Königs ist eher tollpatschig inszeniert. Es wäre sinnvoller gewesen, den inneren Konflikt Marion und ihre Beziehung zu ihrem Vater besser auszubauen, um dem Zuschauer die Qualen ihrer Entscheidung überzeugender zu verdeutlichen. So bleiben diese wichtigen Aspekte im Ringen der jungen, hübschen und intelligenten Frau phasenweise Stückwerk. Allerdings wird mit „Marion“ die Eingangstrilogie – zumindest thematisch, bis die freien Männer und die freie Frau wieder zusammen in Sherwood Forrest leben – abgeschlossen. Roberts Auftritt als arroganter Edelmann beim Sheriff ist einer der Höhepunkt der dritten Staffel, Connery beherrscht diese adlige Arroganz deutlich besser, als das Zeigen von Emotionen oder in seinen Zügen weitreichende Entscheidungen auszudrücken. Er spielt mit den niederen Adligen und führt sie an ihrer Nase herum. Da Richard Carpenter bei der Auflösung des Plots auf Roberts Status zurückgegriffen hat, gehört die Auflösung des Plots zu den effektivsten der Serie. Weniger der Überfall auf eine mit einer Unzahl von Feinden besetzten Feste, aus der sie eher mit Glück denn mit Plan entkommen. Robert holt im letzten Augenblick seine Vergangenheit ein und seine Tarnung wird aufgedeckt. Damit nimmer Carpenter seinem Protagonisten sehr geschickt die letzte Bindung zu seinem Vater. Sein Schicksal ist jetzt untrennbar mit seinen Gefolgsleuten verbunden. Mit Albions magischen Kräften schließt sich vorerst der Kreis, eine Prophezeiung wird in der Tradition König Arthurs auf kleiner Ebene erfüllt, allerdings ein wenig zu theatralisch und zu unglaubwürdig im Kontext dieser Folge. Das Ende wirkt eher wie aus der Not geboren und negiert die bislang sehr gut aufgebaute bodenständige Legende der freien Männer in Sherwood Forrest. So interessant die Anlehnung an die oft mit übernatürlichen Elementen ergänzten Mythen auch sein kann, so dezent sollte sie im Rahmen dieser Serie nicht unbedingt als Allzweckheilmittel eingesetzt werden.
Am weitesten in den Bereich der Mystik dringt „Der Schatz“ ein, die Tarotkarten zu Beginn aufgedeckt weisen Robert ein dunkles Schicksal, selbst Herne warnt ihn vor dem König, der war und der sein wird. Ein verräterischer Diener hetzt eine Handvoll von Schurken auf einen alten Mann und auf seine Tochter, die angeblich in ihrem Schloss den wertvollsten Schatz Englands verstecken. Parallel bittet die Tochter Robin um seine Hilfe, ohne wirklich ihm die Hintergründe zu erläutern. Die Folge bezieht ihre Spannung aus den mystischen Anspielungen – insbesondere dank der prophezeienden Tarotkarten – und in wie weit Robert das ihm unbekannte Schicksal abwenden bzw. manipulieren kann. Seine Gegner sind in diesem Fall außer Kontrolle geratene brutale Söldner, gleich zu Beginn wird ihre Bosheit unterstrichen, da sie hemmungslos brandschatzen und morden. Damit sind die Fronten abgeklärt. Robert und Much gelingt es, den ersten Angriff der Söldner cineastisch perfekt abzuwenden, trotzdem kommt aufgrund der seltsam ineffektiven Angriffe keine richtige Spannung auf. Es stellt sich auch die Frage, warum man aufgrund einer nicht einzuschätzenden Bedrohung nur Robert zwangsverpflichtet worden ist, während seine Kameraden im Wald zurückbleiben sollen. Sehr geradlinig wird der möglichst spektakuläre Endkampf vorbereitet. Dazu gehören auch wieder die obligatorischen Schwierigkeiten, in die sich Marion bringt. Sobald diese letzte Schlacht allerdings mit einem Paukenschlag eröffnet worden ist, gewinnt die Folge ungewöhnlich schnell an Tiefe. Das Ende mit seiner surrealistischen unerklärten und unerklärlichen Auflösung verbindet – wie schon angedeutet – die beiden größten Legenden Englands. Robert wird zumindest impliziert geadelt – in diesem Fall von einer anerkannten Autorität und nicht aufgrund seiner Herkunft – und wenn sich auch ein wenig Kitsch nicht vermeiden lässt, ist das Ende befriedigend. Mit den nächsten Folgen kehrt allerdings die aus den ersten Folgen bekannte Bodenständigkeit wieder in die Serie zurück und nachdem die Rebellen zum wiederholten Male den Sheriff blamiert und um 200 Goldtaler erleichtert haben, setzt ihn der König ab und ersetzt ihn natürlich mit einem brutaleren Nachfolger. Dieser bringt einen maskierten Sarazenen mit, mit dem Nasir noch eine Rechnung offen hat. Den Beginn bestimmen die effektiv inszenierten Rückblenden, diese finden ihr Echo am Ende der Folge. Die Kämpfe sind sehr gut in Szene gesetzt. Die Handlung der Folge ist sehr einfach gestrickt, der neue Sheriff versucht die Solidarität zwischen den einfachen Bauern und Robin Hood zu zerstören, in dem er stetig die Schraube aus Angst und Terror anzieht. Die ersten Erfolge werden aber schnell durch das offensive Eingreifen der Rebellen negiert. So wird dessen Mythos und dessen Intelligenz unterschätzt. Viel bezeichnender ist der Opportunismus der zweiten Schattenkriegergarnitur der Herrschenden, insbesondere Gisberne biedert sich dem neuen Herrn wie ein räudiger Hund an. Diese Szenen sind mit bissiger Ironie geschrieben und unterhalten in der ansonsten durchschnittlichen Folge prächtig. Das aus dieser Situation eine unheilige Allianz zwischen dem alten Sheriff und Robin Hood entsteht, wird zu deutlich herausgestellt. Das klassische Motiv des Drucks, der Gegendruck erzeugt. Als durch einen Zufall Robert in die Falle gerät, kann das vorhersehbare Ende nicht einmal die eingefleischten Fans wirklich überraschen. Eine Folge, die viele gute und vor allem originelle Ideen mit einer zu einfachen Handlung und zu überzeichneten Charakteren verschenkt. Insbesondere die Nebenfiguren hätten deutlich besser gezeichnet werden müssen und dem Plot einige weitere Nebenhandlungsebenen beigefügt werden, aus denen sich eine abschließende Konfrontation entwickeln könnte.
Nach einem erfolgreichen Überfall verirren sich in „Die Aussätzigen“ Will und Much im Wald und treffen auf Leprakranke. Aus Angst vor der Krankheit und dem bevorstehenden Tod wird Much zu einem Hypochonder. Die einzige Rettung kann ein abgeschiedenes Kloster sein. Die Gefährten machen sich auf den Weg, den nicht nur die Unreinen ebenfalls beschreiten, sondern Gisbernes Mutter. Diese wird von Robin Hood und seinen Gefährten vor Banditen gerettet, sie erkennt die Rebellen gleich, scheut sich aber, außer vor Tuck ihre Identität zu enthüllen. Richard Carpenter untersucht in dieser Folge auf verschiedenen Ebenen die Frage des Glaubens, als Bestimmung wie im Fall Robert Huntingtons, als Mittel, um Krankheiten oder Furcht zu überwinden und schließlich auch als Wahn, projektiert in die Macht des Kreuzes. Wie stark die Kontrast sein kann, zeigt er an den exzentrischen Will und der gefasst ihrem Tod entgegengehenden Mutter Gisbernes. Die Ebene mit den Unreinen löst sich schließlich auf eine sehr überraschende Art und Weise auf, vom Plot her leidet die Folge allerdings sehr deutlich unter ihrer Konstruktion, denn das Drehbuch verlangt ein so zufälliges Zusammentreffen von Gegenwart und Vergangenheit insbesondere Guys und Roberts, dazu die familiären Hintergründe, die an eine mittelalterliche Folge von „Dallas“ erinnern. Ansonsten ist sehr geradlinige, gute Folge, in der eine spannende Abenteuerhandlung mit sehr vielen unbekannten historischen Fakten kombiniert wird. Die Schwächen finden sich – wie häufiger in der letzten Season – im letzten Viertel, Gisberne flieht alleine mit dem wertvollen Kreuz durch die Wälder und seine Verfolger haben es so leichter, ihn mit heißen Herzen und leider ausgeschalteten Verstand zu stellen. Warum Robin auf der einen Seite allerdings sich scheut, Gisberne in einem fairen Kampf zu töten, auf der anderen Seite hunderte von einfachen und gedungenen Soldaten zum Teil hinterrücks mit Pfeil und Bogen erschießt, wird das Geheimnis der Dramaturgen, aber nicht des Lebens sein.
Wieder ist es Much, der die Schwierigkeiten in „Das verzauberte Dorf“ auslöst. Bei der Jagd stürzt er in eine perfide Falle, die ein wahnsinniger Druide angelegt hat. Seine Gefährten wollen ihn ins nächste Dorf bringen, verirren sich aber in einer fremdartiger werdenden Umgebung und finden sich schließlich in einem seltsamen Dorf wieder. Dessen Bewohner sind euphorisch, fröhlich, bereiten ein großes Fest vor. Diese extremen Gefühlschwankungen machen die Gefährten misstrauisch, aber schnell können sie sich auch nicht dem Zauber entziehen. Nur Marion und Tuck unterliegen nicht dem Bann, in diesem Fall kann sich Marion für die verschiedenen Befreiungsaktionen revanchieren. Eine dunkle Folge, da der Zuschauer erkennt, dass Robin Hood das Opfer eines komplexen, komplizierten Plans werden soll. Schon in einer früheren Episode ist er dem Meister dieses Wahnsinnigen begegnet - siehe der Auftakt der dritten Staffel. Nur der Ablauf des verhängnisvollen Plans bleibt offen. Carpenters Team bemüht sich, mit einfachen Mitteln wie Farbgestaltung, Nebel und schließlich auch schnelle Zwischenschnitte eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen. Der Magier versucht die Gefährten über die individuellen Schwächen – leider hängen die alle mit der persönlichen Vergangenheit zusammen, was spätestens nach Will bei Little John einfallslos wirkt – zu besiegen. Die Idee, basierend auf einer seltenen keltischen Legende, ist originell und eine interessante Alternative insbesondere zu Filmen wie „The Wicker Man“ sowie den Stoffen, die sich mit den heidnischen Kulten beschäftigen. Über weite Strecken einer der Höhepunkte der dritten Staffel, nur das schließlich beschworene Monster ist tricktechnisch unterdurchschnittlich umgesetzt und zerstört die bedrohliche Atmosphäre. Warum dann auch noch Robins Männer vom Bann auf einen Schlag befreit werden, während die restliche Bevölkerung des Dorfes sie zu töten versucht, schwächt den bislang sehr gut gestalteten Plot mit einer Aneinanderreihung von Klischees weiter. Folgen übergreifend wird das Verhältnis zwischen Robert und Marion enger.
Um Robin Hood zu diskreditieren überfallen in „Der König kommt“ vermummte Gestalten, die oberflächlich wie die Männer aus Sherwood aussehen, Dörfer in der Umgebung und ermorden die Bevölkerung. Gleichzeitig holt der König dieses Mal die Steuergelder selbst aus Nottingham ab. Mit König John betritt in dieser Folge ein brutaler, machthungriger, gefährlicher Tyrann mit verschlagener Intelligenz die Bühne. Wieder versucht die Obrigkeit, Robin Hoods Position in der Bevölkerung zu unterminieren und ihm die Basis für seine Aktivitäten zu nehmen. In diesem Fall nicht durch Druck und Geiselnahme, sondern durch Terror. Gleichzeitig soll die Obrigkeit gegenüber der Bevölkerung wohltätig sein. Der Höhepunkt der Folge ist der Kampf zwischen den Rebellen und der falschen Truppe, die aus Mitgliedern der königlichen Garde besteht. Weiterhin aus technischer Sicht ist eine Kamerafahrt über die lange Tafel in Nottingham Castle interessant, an deren Kopf der Sheriff von Nottingham, Gisberne und der König verzweifelt versuchen, die sich widersprechenden Aussagen der Bevölkerung abzugleichen. Als Marion schließlich den Spieß umdreht, ahnt der Leser nicht nur ihre Intention, sondern den weiteren Folgenverlauf und mit sichtlichem Vergnügen verfolgt er die blinde Gier der Herrschenden, endlich Robin Hood zu fassen zu kriegen. Im Zuge des Plans wird Marions Befreiung von John Nachstellungen aus dem Schloss improvisiert eingeschoben. Eine unterhaltsame Episode mit viel Ironie und einem guten Gespür für Dramatik und Spannung, überzeugenden Bösewichtern, einem guten Ausgangsplot und zwei Höhepunkten kurz hintereinander in der Folge.
In „Freund oder Feind“ wird Much von den Männern des Sheriffs gefangen genommen und zum Vergnügen seines zwölfjährigen Neffen will der Sheriff ihn am nächsten Tag hängen lassen. Allerdings wird der Neffe von einem plötzlich wieder in Nottingham auftauchenden Rebellen namens Adam Bell – Hoods Vorgänger vor zwanzig Jahren – entführt. Insbesondere die Entführung läuft viel zu leicht ab. Danach versucht das Script insbesondere Adam Bell als verbitterten Mann darzustellen, einen Antagonisten gegenüber Robin Hood und seinen noch jugendlichen Idealen. Die Hinwendung zum egoistischen Opportunisten ist notwendig, um den Plot auf die Konfrontation zwischen diesen beiden Männern hinzusteuern. Dank der schwarzweißen Charakterisierung differenziert das Drehbuch die unterschiedlichen Ziele von Bell und Hood zu stark und negiert tiefer gehendes Konfliktpotential. Auch später wird die Legende dessen jüngere Vergangenheit überdecken und einen guten Mann zurücklassen. Um diesen Reigen zu komplettieren, hat Bell seine Leute nicht mehr unter Kontrolle. Robin Hood soll den Neffen aus Adam Bells Gewalt befreien. Die Dialoge zwischen Hood und Bell sind nuanciert und interessant, Hood wird vorgeworfen, die Legende zu spielen und nicht mehr zu sein, während Bell nur noch die eigenen Ziele verfolgt und die alten Ideale in den letzten zwanzig Jahren vergessen hat. Für ihn kommt es darauf an, als Ausgleich für seine eigenen Leiden den Geldbeutel zu füllen und das Schicksal der wehrlosen Bevölkerung zu ignorieren. Eine vielschichtige Folge, die sich mit den Konfliktpotentialen innerhalb und außerhalb der isolierten Rebellengruppen beschäftigt, in denen sich Hood insbesondere seinen Selbstzweifeln stellt und die aufzeigt, wie schnelle Ideale im Rausch der Macht sterben können. Nach einem eher stockenden Beginn in Bezug auf die Charakterentwicklung machen alle wichtigen Protagonisten – bis auf den Sheriff, der natürlich für sein falsches, machtgieriges Spiel doppelt bestraft wird – eine gute Entwicklung durch, sie reifen mit dieser ungewöhnlichen Aufgabe. Spätestens mit „Freund und Feind“ hat die drittel Staffel von Robin Hood zurück ins Glas gefunden, viele sich in den ersten Folgen wahrscheinlich auch durch den Einsatz unterschiedlicher Drehbuchautoren, die parallel an ihren Scripts gearbeitet haben, wiederholende Elemente sind verschwunden und insbesondere die Protagonisten stehen mehr im Vordergrund, als das ewige Ränkespiel mit dem Sheriff und Gisberne.
Mit „Der Thronerbe“ greift wieder die große Politik nach dem beschaulichen Nottingham, der König will sich aus dem fernen Frankreich scheiden lassen und die neue Königin wird in Sherwood erwartet, damit sie in einer Abtei beten und den Grundstein für eine prachtvolle Kathedrale legen kann. Robin Hood begegnet und rettet einen ehemaligen Angestellten des Hofes der ersten Königin, die sich ebenfalls nach Nottingham in Bewegung gesetzt hat. Angeblich handelt es sich bei dem gefundenen jungen Mann um einen Neffen des Königs Löwenherz, der Ambitionen auf den Thron haben könnte. Wieder wird Robin Hood direkt in die politisch instabile Struktur des Landes hineingezogen, wieder werden der Rebell und der Sheriff von Nottingham unfreiwillige Verbündete, um dem anderen den Hals zu retten und den eigenen Kopf auf den Schultern zu behalten. Zusätzlich muss wieder der in seiner Loyalität flexible Gisberne unter Kontrolle gehalten werden. Der Krieg zwischen den Baronen und König Löwenherz könnte das Land zerreißen, außerdem spielt die Opposition mit falschen Karten, während Gisberne alles unternimmt, um Robin Hood und seine Gefährten wieder als Sündeböcke dastehen zu lassen. Wie schon in einer anderen Folge erreicht dieses Spiel groteske Züge und wirkt ermüdend. Die komplexe, komplizierte Ausgangslage mündet in einem sehr geradlinigen Plot, der Mittelteile der Folge beinhaltet aber einige spürbare Längen. Das Hauptproblem dieser Episode ist die oberflächliche und unsympathische Charakterisierung aller Nebenfiguren, sie sind eitel, arrogant und selbstverliebt. Darum fehlt Robin zwar nicht die Motivation, aber seinen Handlungen ein überzeugender Katalysator, um die Zuschauer wirklich überzeugen zu können. Plottechnisch ist das Ende zu weit im Vorwege erkennbar. Trotz dieser Schwächen eine ambitionierte Folge, deren Umsetzung nicht ganz der wahrscheinlich der Ambition des Drehbuchautoren entspricht. .
In „Von Schweinen und Hexen“ will Little John die Gruppe verlassen, um Meg zu heirateten. Die Soldaten des Lords suchen verzweifelt aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung eine Hexe, die mit Scheinen zusammenlebt. Gisberne bekämpft die Aufstände in den Straßen und der unter Krämpfen leidende König soll angeblich von Lord Huntington vergiftet worden sein, das Werkzeug wäre die Hexe gewesen, die sich zu Robin Hood durchschlägt. Für Robin wird diese Angelegenheit zu einer Familienaffäre, sein Vater wird wegen des Anschlags in einer fingierten Intrige als Verräter verhaftet, Roberts Onkel als Initiator der Verschwörung versucht gleichzeitig, seinen Bruder und seinen Neffen an den Pranger zu liefern. Die Folge lebt von diesem Doppelspiel, Robert muss erkennen, dass er niemanden von vorneherein vertrauen kann. Die über weite Strecken kompakte Handlung mit interessanten Ansätzen leidet allerdings unter vielen Handlungssträngen – wie die Aufstände -, die ihm nichts auslaufen und sich im Nachhinein als Füllmaterial herausstellen. Auch die Hexe kann trotz ihrer nicht als Parodie angelegten Rolle nicht überzeuge, sie reagiert besonders im letzten Drittel der nihilistischen Handlung nicht überzeugend, und wenn wie aus dem Nichts ihre magischen Fähigkeiten erscheinen, wirkt diese Vorgehensweise aufgesetzt und übertrieben. Robins Ermittlungsarbeit inklusiv Hernes Hilfe verläuft derart simpel, dass man den gut inszenierten Showdown schon im Vorwege erkennen kann, die Folge ist uneinheitlich, aber zumindest schließt sie auf mit der Versöhnung zwischen Vater und Sohn Huntington.
Der Abschluss ist die Doppelfolge „Die Zeit der Wölfe“ und wenn Kritiker davon sprechen, dass viele Handlungsfäden nicht gänzlich ausgerollt werden konnten, weil man sie als Sprungbrett für eine vierte Staffel verwenden wollte – das ZDF hat die Folge schließlich mit einem Offkommentar vom Ende der Abenteuer Robin Hoods, aber die Legende lebt weiter versehen – dann stimmt diese These nur bedingt. Es gibt nur eine Handlungsidee, die wirklich in eine vierte Staffel übertragen werden sollte, und diese wirkt nach der Charakterentwicklung profan und vor allem derart hektisch umgesetzt, dass der Zuschauer sich ernstlich fragt, ob Richard Carpenter nicht Angst hatte, ohne diese überspringende Idee abgesetzt zu werden. In der Doppelfolge fallen Barbaren in Wolfsverkleidungen in das Land und beginnen damit, die Herrschaft unter dem Symbol des Wolfes, angeführt von dem dunklen Magier, den Robin Hood schon zweimal besiegt. Das Ziel ist weiterhin die Zerstörung von Hernes Macht. Der Sheriff und Gisberne plündern die Bevölkerung aus, um einen neuen Feldzugs König Johns gegen die Waliser materiell zu unterstützen und die Soldaten mit Lebensmitteln zu versorgen. Mit einem Husarenstreich machen Robin Hood und zum ersten Mal Teile der Bevölkerung dieses Plan zunichte und stehlen das Getreide zurück. Der Sheriff aus Angst um seinen Kopf macht Gisberne für die Katastrophe verantwortlicht, dieser kann fliehen und gerät in die Hände der Wolfskrieger. Oder vom Regen in die Traufe, da aber Gisberne wahrscheinlich der flexibelste Charakter dieser Serie ist, erlebt der Zuschauer eine weitere Nuance in seinem Wesen – aus dem Edelmann wird ein Barbar. Wieder droht das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse gestört zu werden und Robin muss sich nicht nur einem alten Feind stellen, deren wölfische Handlanger beginnen, die Bevölkerung als Geißeln zu entführen, sondern es kommt schließlich zu einem Konfrontation mit dem eigenen Ich. Der Zweiteiler bietet eine deutlich bessere Strukturierung, als einige der Einzelfolgen dieser dritten Staffel, die Exposition ist länger und in diesem Raum können sich die Charaktere und ihre jeweiligen Motive besser entwickeln. Das mehr als aufgesetzt wirkende übernatürliche Element wird zugunsten einer klassischen Konstellation aus Sword und Scorcery insbesondere in der ersten Teilfolge vernachlässigt. Das der Antagonist bekannt ist, erhöht zum einen die Spannung, geht aber auch zu Lasten der Glaubwürdigkeit. Negativ gesehen muss wieder etwas von dem verrückten Magier erweckt werden, bei seinen früheren Auftritten seinen früheren Herrn und einen Dämonen aus dem Wasser, jetzt einen Golem aus Ton, die Zeremonie ist aber einer der optischen Höhepunkte der Serie. Die Erschaffung von Robins bösem Ebenebild könnte aber viel effektiver und subtiler eingesetzt werden, hier hat der Zuschauer das Gefühl, als wenn zuviel Stoff auf zu wenig Zeit trifft. Leider sind die Wolfskrieger zu sehr überzeichnet und erinnern phasenweise eher an Parodien. Auch ist der Mittelteil der Folge mit Robins Gefangennahme zu simpel angelegt und einfallslos angelegt. Der zweite Teil der Doppelfolge besteht im Grunde aus bisher bekannten Versatzstücken der Serie. Robins Reputation wird mit einem Ebenbild untergraben – Jason Connery wirkt als Werwolfimitation allerdings eher lächerlich als bedrohlich, da hilft auch der Rückgriff auf Zeitlupe nicht viel - , die Befreiung der eigenen Männer ist unheimlich einfach, Alptraumsequenzen werden gedehnt und wiederholt, die einzelnen Pro- und Antagonisten müssen schließlich den Ring der neun Jungfrauen erreichen und mit diesen Reisen wird ebenfalls Zeit geschunden. Als schließlich das Drehbuch auf eine fast unglaubliche Art und Weise die roten Fäden zu verbinden sucht und einen aufgesetzten Cliffhanger präsentiert, stellt sich die Frage, ob hier nicht unter extremen Zeitdruck etwas produziert worden ist, was deutlicher effektiver über mehrere Folgen verteilt mit einem kontinuierlichen Handlungsaufbau besser vorgestellt worden wäre. Diese Folge vereint alle Stärken und Schwächen der dritten Staffel in einem.
Rückblickend ist diese letzte Season vielleicht die schwächste, viele Ideen wirken überholt und werden ein wenig verfremdet wiederholt. Jason Connery ist eine andere Art von Robin Hood, im Gegensatz zum eher bodenständigen Michael Praed hat er andere Vorteile und andere Schwächen. Das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Protagonisten funktioniert weiterhin sehr gut, die Konfrontation mit Gisberne und dem Sheriff wird mehr und mehr zu einer oft unterhaltsamen Parodie. Die einzelnen Bedrohungen – außerhalb dieses fortlaufenden Konfliktes – wiederholen sich allerdings in ihrer Art und insbesondere wenn die Serie kompakt auf DVD gesehen wird, erkennt der Zuschauer diese Schwächen deutlicher. Dass die komplette Serie ungekürzt jetzt in drei schönen Boxen vorliegt, ist allerdings eine hervorragende Leistung von Koch Media und unabhängig von dem etwas schwächeren Kontext zu würdigen.
Die Bildqualität der dritten Staffel ist auf dem Niveau der Vorgänger, da allerdings zum ersten Mal im 16 mm Format gedreht worden ist, wirkt das Bild natürlicher und kräftiger. Im Rahmen eines Digitalisierungsprozesses ist es immer schwieriger, Naturfarben überzeugend zu restaurieren, im Vergleich zu Vierteilern wie „Zwei Jahre Ferien“ erscheint die vorliegende Bearbeitung ein wenig schwächer, aber zumindest überzeugend. Während es keine großen Verschmutzungen gibt, stört das Rauschen zeitweise doch bei den stark bewegten Szenen. Der Ton ist sehr gut, die englische Originalspur wieder ein wenig dumpfer, diesen Unterschied merkt man besonders bei den nicht vollständig synchronisierten Folgen, in denen der rasche Wechsel zwischen der deutschen Originalspur der Fernsehausstrahlung und der Restaurierung merkbar ist. Die Musikspur – siehe auch „Der neue Sheriff“ - diese Folge gibt es mit Audiokommentar und einer nur Musiktonspur – ist deutlich klarer und wirkt phasenweise wie direkt aus dem Tonstudio auf die DVD gebrannt. Da die stimmungsvolle Musik von Clannad integraler Part einiger Folgen ist – siehe den Beginn von „Marion“ – eine hervorragende Leistung. Im Gegensatz zur englischen Veröffentlichung hat sich Koch Media dafür entschieden, die Staffel aufgrund der mit dreizehn Folgen deutlich höheren Anzahl von Episoden als eine Box zu veröffentlichen und sehr viele interessante Extras auf die einzelnen Scheiben der Sammlung gebrannt. Das reicht vom dritten und abschließenden vierten Teil der Dokumentation über die Dreharbeiten – fast vierzig Minuten – über die eher kuriose Anleitung zum Schwertkampf und der Bildergalerie zu den obligatorischen Outtakes – mit sehr vielen lustigen Szenen dabei -, einem belanglosen Beitrag vom Frühstücksfernsehen und dem US-Vorspann zu den Audiokommentaren und dem wieder informativen Booklet. Dieses beschreibt nicht nur die Episoden der dritten Staffel, wobei die Inhaltsangaben sehr kurz und die Informationen über die Gaststars befriedigend sind, sondern beschreibt in einer sehr gut zu lesenden, prägnanten Einleitung die Notwendigkeit, aber auch die Lust, eine Veränderung – nicht zuletzt aufgrund des Wechsels von Michael Praed zum Broadway, der erfolglos blieb – in der dritten Staffel herbeizuführen. Insbesondere Richard Carpenter hat in dem einleitenden „Dreiteiler“ die Chance genutzt, einen anderen Robin einzuführen und dessen Status geschickt und intelligent in die Handlung integriert. Dass es später Schwierigkeiten mit der Finanzierung einer vierten Staffel gegeben hat, ist leider wieder eine der bedauerlichen Erscheinungen des kommerziellen Fernsehens. Dazu gibt es ein längeres Interview – wieder mit einem der Hauptdarsteller der Serie -, in dem der Zuschauer sehr gut diese fast einzigartige Mischung aus Planung und Improvisation verfolgen kann. Zum Teil sind die Folgen – insgesamt sieben Folgen sind mit einem Audiokommentar versehen – mittels der informativen und niemals langweiligen „zweiten“ Tonspur mit gänzlich anderen Augen zu entdecken, sie begleiten den Zuschauer in erster Linie durch die Produktionsgeschichte und vermitteln einen sehr guten Eindruck von den Dreharbeiten. Da zwischen der Entstehung der Serie und der DVD-Veröffentlichung sehr viel Zeit vergangen ist, fehlt das oft eher an Propaganda erinnernde Element von den besten Dreharbeiten aller Zeiten und den unterschiedlichen Beteiligten an den Kommentaren nimmt der Zuhörer auch ab, wieviel Spaß es ihnen gemacht hat. Da die Crew vor und hinter den Kulissen in erster Linie aus routinierten Teamplayern bestanden hat, fehlen die Starallüren. Alleine die Extras auf den DVDs der dritten Staffel wären den Kaufpreis wert.
Koch Media zeigt mit dieser Veröffentlichung, dass man den Fans nicht nur etwas für das Auge – die Folgen erstrahlen ja in einem Ganz, den sie selbst bei der Erstausstrahlung aufgrund der damals noch „minderwertigen“ Technik nicht aufbieten konnten - bieten kann, sondern vor allem auch die Fans der Serie – die meisten potentiellen Käufer – nicht zu den aufwendigen Boxen, die in England oder den USA im Gegensatz zu deutschen Anbietern erschienen sind, vergraulen möchte. Eine würdige DVD (Abschluss-) Veröffentlichung eines der wenigen Experimente des phantastischen Fernsehens, einen Mythos mit dezent eingesetzten Fantasy-Elementen zu beleben und ein scheinbar altbackenes Thema mit originellen Ideen und einer frischen Herangehensweise, sowie jungen unverbrauchten Gesichtern wieder neu zu beleben.
DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch
DVD-Extras:
Booklet, Bildergalerie, Audiokommentare, Interviews, Music only Tracks