D. L. Wilson
Calix
(Ugly Unholy Gral , 2005)
Übersetzung: Theresia Übelöhr
Fischer Taschenbuch Verlag, 2007, Taschenbuch, 382 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-596-176182
Von Erik Schreiber
Das Geständnis, das der Pater im Beichtstuhl hört, ist entsetzlich. Der Gläubige in der Kabine gesteht nicht etwa eine Sünde, ein Vergehen gegen eines der zehn Gebote, sondern er gesteht einen noch zu verübenden Mord. Und der Pater kann nichts dagegen tun, denn zum einen ist er an das Beichtgeheimnis gebunden, zum anderen wird der Mord im Namen der katholischen Kirche und zum Schutz der Kirche durchgeführt.
Pater Joseph Romano ist Jesuit und schreibt an einem neuen Buch. Dazu muss er sehr viele Nachforschungen durchführen, denn das Thema ist brisant. Es geht darum, dass Jesus eine Familie gehabt hat und Geschwister. Vor allem geht es um das Jakobus-Manuskript. Da erhält er das Angebot, sich mit jemandem am Bahnhof zu treffen, der bereit ist, ihm das Original zu überlassen. Die Sache erscheint ihm etwas dubios, doch er geht hin. Nicht auszudenken, wenn es doch ehrlich gemeint wäre und er das Manuskript nicht erhält.
Kaum in der Grand Central Station angekommen, geschehen verschiedene Dinge gleichzeitig. Eine Frau wird angeschossen, eine Kiste wird ihm überreicht und ein Tumult bricht los. Pater Romano ist schnell helfend bei der Frau, doch wird sie nicht benötigt. Obwohl angeschossen, sind keine wichtigen Organe getroffen.
Erst später stellt sich heraus, dass die Frau aus dem gleichen Grund wie er im Zentralbahnhof anwesend war. Brittany Hamars ist Theologieprofessorin und arbeitet an einem ähnlichen Projekt wie Pater Romano. Als sich die beiden näher kennen lernen scheint hier der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu liegen.
Der Autor D. L. Wilson will es aber anders. Bei Brittany bricht ihre Paranoia durch und erzählt dem Pater erst einmal nichts. Daher ergeben sich nun ganz neue Spannungsverhältnisse. Doch der Autor hat noch andere Dinge mit seinen beiden Haupthandlungsträgern vor. Aber vorher bringt er noch schnell ein paar Pater um. Nicht genug, der Mörder salbt die Toten auch noch, muss also selbst von der Kirche sein. Damit scheint der Weg schon vorgegeben zu sein.
„Ugly Unholy Gral“, so der Originaltitel, weist eigentlich auf etwas anderes hin. Trotzdem ist dieses Buch ein spannender Thriller. Vergessen sie den Namen Dan Brown, der für alles mögliche herangezogen wird, wenn es darum geht einen kirchlichen Spannungsroman zu charakterisieren. Natürlich ist es wieder einmal eine Verschwörungstheorie, aber mal ehrlich, wer liest diese nicht gern?
D. L. Wilson, dessen Vornamen ich immer noch nicht kenne, hat es nicht nötig, mit anderen verglichen zu werden. Sein Roman ist fesselnd, flüssig und mit vielen Einzelheiten versehen beschrieben. Die beiden Hauptpersonen Joseph Romano und Brittany Hamars sind sehr gut beschrieben und vor allem ihre kleinen Geheimnisse werden spät gelüftet.
Dabei ist das eigentliche Geheimnis um das Jakobusevangelium und die Nachkommenschaft Jesu zumindest dem Leser dem Namen nach bekannt.