Falko Löffler
Die Prophezeiung - Drachenwächter 1
Umschlagillustration: Kay Elzner
Spreeside Verlag, 2007, Hardcover, 350 Seiten, 14.99 EUR, ISBN 978-3-939994-02-2
Von Carsten Kuhr
Jahrhunderte ist es her, dass eine gewaltige Schlacht die Welt fast in Chaos versinken ließ. Dämonen griffen die Lande an, riesige, geflügelte Wesen deren blaues Feuer alles verschlang. Nur den Drachen war es zu verdanken, dass die Menschen nicht untergingen. Seitdem wachen die Lindwürmer in den Koan-Bergen über die Lande der Menschen. Eines Tages aber machen sich die geflügelten Wesen auf, ihren Wachposten zu verlassen.
Seld, der Vorsteher der kleine Gemeinschaft der Hequis hört schon seit einigen Jahren immer wieder Stimmen. Auf Geistreisen begegnet er seiner verstorbenen Frau und spricht mit den Drachen. Er weiß, dass Unheil die Länder der Menschen bedroht. Die Dämonen rüsten zur letzten, alles entscheidenden Schlacht um die Herrschaft der Welt. Auf den Spuren der Drachen führt Seld seine Schutzbefohlenen vorbei an der Küstenstadt Derod übers Meer zur Heimat der Drachen. Hier, an der Drachenspitze, so weiß es die Prophezeiung des Bematu, wird sich das Schicksal der Welt entscheiden, wenn der dämonische Osertem auf den Ajik den Streiter der Drachen und Menschen trifft ...
Bücher über Drachen gibt es viele. Braucht es noch einen Roman um die geflügelten Reptilien, um den ewigen Kampf des Guten gegen das Bösen?
Nun, die Geschichten über den letzten, alles entscheidenden Kampf sind immer beliebt, und so ist es kein Wunder, dass auch eine neue Stimme im Kanon der Fantasy-Autoren sich diesem Topic zuwendet.
Falko Löffler aber ist es gelungen, mich zu überraschen. Da habe ich angenommen, recht genau zu wissen, was auf mich zukommen würde. Ich ging davon aus, dass mein Protagonist - natürlich ein kraftstrotzender Recke volle Charisma und Fortune - die Auseinandersetzung aktiv aufnehmen würde, im Kampf gegen die Schergen der Dämonen reifen und schlussendlich in der finalen Auseinandersetzung obsiegen würde.
Weit gefehlt.
Zunächst einmal ist Seld, der Held unseres Romans, wenn man so will, ein alter, von Zweifeln und seinem Schicksal gebeutelter Mann. Immer noch, Jahrzehnte nach der Tat, trauert er seiner von aufgestachelten Ignoranten den Drachen geopferten Frau nach, kommt mit ein wenig Viehzucht und Ackerbau so gerade über die Runden. Selbst im Kreis des Dorfrates, in dem er als Vorsteher wirkt. ist er umstritten. Als Sonderling, der immer wieder ins Koma fällt, wird er beargwöhnt.
Das ist keine Rolle, in die der Leser leicht hineinschlüpfen kann, das ist keine Gestalt, in der er heroische Abenteuer und Triumphe erleben kann. Das ist eine Person, die kurz davor ist, sich aufzugeben, die sich aufopfernd und voller Pflichtbewusstsein um das Wohlergehen seiner Mitmenschen der ungeliebten Aufgabe stellt, obwohl er viel lieber die ewige Ruhe umarmen würde.
Und dennoch, vielleicht auch gerade weil dies keine stromlinienförmige Figur ist, fasziniert Seld als Charakter. Der Leser kann die Motivation seiner Handlungen nachvollziehen, die Handlungen und Entscheidungen Selds sind schlicht glaubwürdig. Das ist ein Mensch voller Ecken und Kanten, keine einfache Persönlichkeit, das müssen sowohl die wohlmeinenden Drachen, als auch die Dämonen akzeptieren. So ist es auch kein Wunder, dass das über Kapitel angepeilte große Finale sich ein wenig anders gestaltet, als vorgesehen und erwartet.
Erneut gelingt es Löffler hier seine Handlung zu drehen, seinen Leser zu überraschen. Da ist es dann auch unmaßgebend, dass wir von der Wel,t in der die Handlung angesiedelt ist, kaum etwas erfahren, dass die Personen am Rande des Geschehens unscharf bleiben.
Falko Löffler gelingt es stattdessen, in einem ansprechenden, flüssig zu lesenden Stil mit der Erwartungshaltung seines Rezipienten zu spielen, eigene Wege abseits der ausgetretenen Pfade zu beschreiten und den soliden Grundstein einer Trilogie zu setzten, die neugierig macht, wie es weitergehen wird.
