Owl Goingback
Crota
(Crota)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titelillustration: Jan Balaz
Otherworld Verlag, 2007, Hardcover, 232 Seiten, 18.95 EUR, ISBN 978-3-9502185-3-4
Von Carsten Kuhr
Ein uralter Schrecken sucht Hobbs County, Missouri, genauer die Kleinstadt Logan, heim. Alles beginnt damit, dass einem 16-jähriger Biker am katholischen Friedhof das Benzin ausgeht. Da tauchen plötzlich leuchtend gelbe Augen in der Nacht auf, Augen, die Angst auslösen, Augen, die einem Killer gehören, Augen, aus denen das uralte Böse strahlt.
Der Crota, eine Kreatur, die nur für die Jagd lebt, für die Herausforderung des Kampfes und um anderen Schmerz und Leid zuzufügen ist nach Jahrhunderten des Schlafes in den Höhlen unter der Stadt erwacht, und der Crota ist hungrig.
Sheriff Skip und seine Leute bekommen in den nächsten Tagen höllisch viel zu tun. Little Hawk, der indianischen Wildhüter und Schamane ist der Einzige, der den Crota aus Indianer-Überlieferungen kennt und weiß, wie man das Monster besiegen kann – vielleicht...
Owl Goingback ist Angehöriger der roten Minderheit in den USA. Als solcher weiß er, über was er schreibt.
In seine Werke lässt er immer auch ein gehörig Maß an Kritik an der Ausbeutung der Natur durch den rücksichtslosen Menschen einfließen, kritisiert seine dem Feuerwasser verfallene Stammesbrüder ebenso, wie er indianische Überlieferungen und Lebensweisheiten mit aufnimmt. Heraus kommt dabei eine Mischung voller Spannung, Dramatik und Atmosphäre.
Ich muss zugeben, dass ich im letzten halben Jahr kaum ein Buch gelesen habe, das mich in einem solchen Maße an seine Seiten fesselte, wie „Crota“. Die Mischung des überlieferten schamanischen Wissens mit dem bekannten Topic einer dörflichen Gemeinde, die von einem Monster bedroht wird, wusste mich zu faszinieren.
Dabei sind es insbesondere die Personen, die zu überzeugen wussten. Während der Crota, das uralte Böse, nebulös bleibt, auch äußerlich kaum beschrieben wird, portraitiert Goingback sowohl den Sheriff, als auch die Schamanen detailliert. Im Verlauf des Buches enthüllt er immer mehr von deren persönlicher Historie, hinterfüttert die Personen und baut so ein plastisches, glaubwürdiges und detailliertes Bild seiner Protagonisten.
Aufgrund ihrer jeweiligen Herkunft, ihrer Prägung durch die Familie, die Umwelt und ihren Alltag agieren sie in sich überzeugend, bieten uns einen fundierten Einblick in ihr jeweilige Denk- und Verhaltensweise. Hier gelingt es dem Autor, exemplarisch gerade die Unterschiede in der Wahrnehmung des Verhältnisses Mensch - Natur zwischen den Indianern und den Weißen herauszuarbeiten, ohne dass dies schulmeisterlich wirkt.
Unauffällig und zur Person passend übt er Kritik an der ungezügelten Ausbeutung der Natur, an dem Karrieredenken und dem grenzenlosen Egoismus der modernen Industrie-Gesellschaft. Dem gegenüber stellt er die auf Einklang mit der Natur ausgelegte Lebensweise der frühen Indianer-Zivilisation, die vor der Begegnung mit dem weißen Mann keinen Diebstahl, keine Kriminalität kannten. Schwitzhütte, Traumreisen, die Verbindung mit dem Geist ihrer Vorfahren, mit dem Land selbst offenbart uns Menschen, die in sich ruhen, die nicht immer neuen letztlich schalen Erfolgen hinterher jagen, die zufrieden mit sich selbst sind.