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Shadowrun 77: Der Schattenlehrling, Boris Koch (Buch)
Shadowrun 77
Boris Koch
Der Schattenlehrling
Titelbild von Klaus Scherwinski
Fantasy Productions, 2006, Taschenbuch, 300 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-89064-482-0
Von Christel Scheja
Romane zu Rollenspielen sind nicht nur eine clevere Marketing-Idee, sie helfen Spielern und Spielleitern auch dabei, sich die Welt, in die sie in ihren Runden eintauchen wollen, vorstellbarer zu machen. Eingepackt in eine spannende Romanhandlung werden so Beschreibungen verständlich, die als reiner Sachtext nicht unbedingt begreifbar sind. Man erlebt Zauber und Technik in Action und kann sich auf unterhaltsame Weise Kenntnisse aneignen, die einem dann später beim Spiel nützlich sind.
Daher müssen die Autoren dieser Romane doppelte Arbeit leisten - zum einen eine spannende Geschichte erzählen und zum anderen die für das Rollenspiel typischen Elemente glaubwürdig einbinden.
Eine solche Aufgabe übernimmt auch Boris Koch mit seinem Roman „Der Schattenlehrling“. Sein Held ist der dreizehnjährige Boris, der gelangweilte und verwöhnte Sohn eines Konzernangehörigen, der davon träumt, das langweilige Leben seiner Familie hinter sich zu lassen und selbst ein Shadowrunner zu werden. Er hat dabei die Abenteuer seines virtuellen Helden Viper im Kopf und glaubt, die Wirklichkeit wäre nicht viel anders.
So nutzt er die erste sich bietende Gelegenheit, um von zu Hause davon zu laufen. Dies gelingt ihm bei einem Ausflug seiner Eltern nach München. Er macht sich mit deren Creditsticks auf und davon und sucht nach echten Shadowrunnern.
Schon bald trifft er auf Theseus und seine Freunde, die sich gegen Bezahlung gerne überreden lassen, ihm die wahre Welt der Runner zu zeigen.
Boris findet das und seinen neuen Namen Wet Boy zunächst cool, doch schon bald muss er feststellen, das die Wirklichkeit nicht viel mit der Fiktion der virtuellen Serie zu tun hat. Denn die Realität holt ihn grausam ein, als er in die Hände eines perversen Porno- und Gewaltproduzenten gerät und sich einer der Kreditstick, die er seinem Vater entwendet hat, als heiße Ware erweist, hinter der eine Menge Leute her sind.
Und nun ist es an Theseus und seinen Leuten zu entscheiden, ob sie dem Jungen helfen wollen oder nicht...
„Der Schattenlehrling“ ist ein typischer „Shadowrun“-Roman. Wie immer sind die Helden von Verrat, Intrigen und Falschspiel umgeben und müssen als Frischlinge erst einmal schmerzhaft lernen, was es bedeutet, auf der Schattenseite des Lebens zu stehen. Aber wie immer kommt es vor allem auf die wenigen Freunde an, denen man wirklich vertrauen kann.
Durch seinen jungen und zunächst sehr blauäugigen Helden führt Boris Koch geschickt in die dunkle Welt mit all ihre Tücken und Gemeinheiten ein, zeigt aber auch, das es hin und wieder Licht in den Schatten gibt. Denn nicht der Run und die Geheimnisse, die der Junge unwissentlich mit sich herum schleppt, stehen im Vordergrund, eher die Entwicklung, die er im Verlauf der Geschichte durchmacht.
Nebenbei lernt man die veränderten Gegebenheiten in der fortgeschriebenen Geschichte des „Shadowrun“-Universums und die Schauplätze eines der aktuellen Quellenbücher spielerisch kennen.
All das macht den „Schattenlehrling“ zu einem interessanten und spannenden Roman, der vielleicht keine neue Geschichte erzählt, aber einem der klassischen Themen ein neues Gesicht verleiht und gleichzeitig stimmungsvoll in die moderne Welt des „Shadowrun“ einführt. Da die wichtigsten Informationen in der Geschichte vermittelt werden, ist das Buch übrigens auch für Leser interessant und unterhaltsam, die sich eigentlich nicht mit dem Rollenspiel auskennen.
hinzugefügt: April 18th 2007 Tester: Christel Scheja Punkte: zugehöriger Link: FanPro Hits: 2389 Sprache:
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