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Martinez, A. Lee: Die Kompanie der Oger - Sterben und Sterben lassen! (Buch)
A. Lee Martinez
Die Kompanie der Oger - Sterben und Sterben lassen!
(In The Company of Ocres)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Karen Gerwig
Titelillustration: Maximilian Meinzold
Piper Verlag, 2007, Taschenbuch, 416 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492- 26631-4
Von Carsten Kuhr
Was erhalten Sie, wenn sie haarige Oger, viehische Orks, übel riechende Trolle, rücksichtlose Kobolde, eine Amazonenkriegerin, einen Gestaltwandler und eine Sirene als Moraloffizier zusammenwerfen?
Die unmenschliche Legion, die chaotischste Kompanie der unabhängigen Armee der drei Kontinente natürlich!
Und um solch einer Truppe anzuführen, ach was, was sage ich, um diesen versoffenen, verhurten und undisziplinierten Haufen Taugenichtse auf Vordermann zu bringen braucht man einen ganzen besonderen Anführer. Menschenmaterial, das nicht einfach zu finden ist, überlebten doch die vergangenen sechs Befehlshaber ihre Berufung jeweils nur ein paar Tage, bevor ein, natürlich tragischer Unfall, ihre strahlende Karriere abrupt beendete.
Da erfüllt nur ein Mann die Anforderungsprofil des Jobs - Never Dead Ned, der Mann, der von einer Hexe immer wieder von den Toten aufgeweckt wird, sooft er auch dahinscheidet.
Das Problem ist nur, dass Ned eigentlich ein Schreibtischhengst, ein Erbsenzähler, Buchhalter und Feigling ist, und von der Leitung einer Armee in etwa soviel Ahnung hat, wie ein Elfe von den Innereien eines Roche.
Als die Kupferzelle, immerhin Heimstatt der unmenschlichen Legion, dann noch von einem Zauberer angegriffen wird, der Ned offenbart, dass ausgerechnet unser Versager par Excellenze die „Irre Leere“, ein Universen vernichtender Dämon unglaublicher Macht sein soll, und sich der Dämonen-Imperator Rucka mit seiner wandernden Eisernen Festung auf den Weg macht, Ned heimzusuchen beginnt die Kacke erst so richtig zu dampfen ...
A. Lee Martinez’ Debütroman „Diner des Grauens“ verblüffte und unterhielt seine Leser durch eine Mischung aus altbekannten Versatzstücken gängiger Horrorszenarien, die in einen unerwarteten Kontext gesetzt wurden.
Irgendwie hatten wir Geschichten über Vampire und Werwölfe ja schon einmal gelesen, aber so wie der Amerikaner hatte es uns noch kein Autor aufbereitet.
Die Geschichte von»Never Dead Ned funktioniert nach demselben Muster. Man nehme eine Prise Elfen und Zauberer, füge eine Handvoll Orks und Trolle hinzu, und schmecke mit jeder Menge Kobolde ab - fertig ist das abwechslungsreiche Gericht.
Wer nun mit tumber Slapstickkomik rechnet, wer annimmt, dass ihn große Schlachtengemälde nach dem Motto „hier kommt die Axt, Rübe ab, er fällt“ erwarten, der sieht sich glücklicherweise getäuscht.
Martinez bevorzugt statt des Holzhammers die etwas subtilere Art des Humors. Er setzt auf verliebte Amazonen, die um das Herz ihres Auserkorenen zu erobern auch in der Kunst der typisch weiblichen Verführung geschult werden, oder auf Seher, die mangels Augenlicht die Zukunft nur anhand der Geräusche zu deuten wissen. Das ist mindestens genauso komisch wie Asprin und Co, dabei aber lange nicht so abgedroschen.
Immer wieder streut der Autor en passent Lebensweisheiten ein, kombiniert alltäglichen Verhaltensweisen mit den ganz eigenen Charaktereigenschaften seiner Protagonisten. Die Szene, in der die wehrkräftige Amazone die ersten Krähenfüsse an ihren Augenwinkeln entdeckt, bleibt mir unauslöschlich im Gedächtnis. Das wirkt frisch und unverbraucht, hat Tempo und Witz.
Es sind die Persönlichkeiten, die das Buch prägen. Gemeinhin hat jeder Leser seine Vorstellung, wie sich ein Troll, ein Oger oder Ork zu verhalten hat, wie dieser denkt und empfindet. Doch dann dreht Martinez seine Personen, fügt den aus unzähligen Romanen bekannten Wesen ungewohnte und unerwartete Wesenszüge hinzu. Diese werden im Verlauf der Handlung auf diese Weise immer plastischer, entwickeln sich so von typisierten Versatzstücken zu ganz eigenen Charakteren.
Das Spiel mit der Erwartungshaltung des Lesers, der Reiz des etwas Anderen, des Unerwarteten macht einen Großteil der Faszination des Buches aus. Martinez gelingt es seine Leser ein ums andere Mal zu verblüffen - was will man als Fantasy-Freund mehr.
hinzugefügt: April 23rd 2007 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Piper Verlag Hits: 3264 Sprache:
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