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Goingback, Owl: Crota (Buch)

Owl Goingback
Crota
(Crota)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titelillustration: Jan Balaz
Otherworld Verlag, 2007, Hardcover, 232 Seiten, 18.95 EUR, ISBN 978-3-9502185-3-4

Von Frank Drehmel


Sheriff Skip Harding und seine Truppe glauben zunächst an einen psychopathischen, seine Opfer mit einer Heugabel zerlegenden Mörder, als in Hobbs County die beiden ersten verstümmelten Leichen gefunden werden. Lediglich der indianische Wildhüter Jay Little Hawk erkennt schnell die Wahrheit hinter den Morden: das Erwachen einer uralten, bösen Kreatur, dem Crota. Voller Angst vor dem Kommenden konsultiert er daraufhin einige weise Männer seines Volkes, um gemeinsam mit ihnen ein Weg zu finden, wie man dieser Kreatur den Garaus machen kann.
Derweil steht Sheriff Skip alleine dem Untier erstmals Auge in Auge gegenüber, kann jedoch dank eines glücklichen Zufalls und eines Zippos seine Innereien für sich behalten. Zwar weiß nun auch er um die wahre Natur des Mörders, ist jedoch vorerst ans Krankenhausbett gefesselt und kann zudem seine Kollegen nicht von der Existenz eines Monsters überzeugen.
Die vorübergehende Unpässlichkeit des Sheriffs schamlos ausnutzend, macht sich sein profilierungssüchtiger, ehrgeiziger Stellvertreter mit einer Schar Männer auf in den Unterschlupf des „großen Bären”, um das „Tier” zu erlegen.
Erwartungsgemäß wird die ganze Bagage Mann für Mann vom Crota verfrühstückt, sodass es schließlich doch an Skip und Jay hängen bleibt, die Menschheit oder zumindest einige Dörfler vor einem ähnlich snackartigen Schicksal zu bewahren


Romane wie „Crota” sind es, die mich zunehmend an zwei Dingen zweifeln lassen: am Genre an sich und an Auszeichnungen wie dem Bram Stoker Award, der - jährlich von der Horror Writers Association vergeben - 1997 Owl Goingback widerfuhr.
Sicherlich, der Roman ist so geschrieben, dass er sich durchaus in seiner Diktion (Tempo, aufgesetzt lockerer Tonfall, Präzision der Bilder) mit den Werken in erster Linie angloamerikanischer Publikums-Lieblinge wie Dean Koontz messen kann, wobei es dem Autor bedauerlicherweise nicht gelingt, in stilistischer Hinsicht eigene Akzente zu setzen.
Widerspricht eine solche Mainstream-Schreibe immerhin nicht generell einem vagen Lesegenuss, so stellt sich der Inhalt geschmacklos und lau dar.
Goingback bedient sich sowohl in der Zeichnung seiner Charaktere und der „Spannungs”elemente als auch im Aufbau der Story ungehemmt aus dem reichhaltigen Fundus an Stereotypen und Klischees, welche die moderne Horror-Literatur und -vor allem - billige TV-Serien-Produktionen sowie trashige B-Movies bereithalten, so dass die Aussage, die Handlung sei vorhersehbar, angesichts der mangelnden Originalität fast schon euphemistisch klingt.

Die Figuren werden so grob bzw. skizzenhaft umrissen, dass sie zwar erkennbar Menschen mit individuellen Eigenarten sind, ihr Schicksal dem Leser aber dennoch nicht nahe geht, wenn sie 10 Seiten später im Futternapf des Crota landen, da ihnen ihre Rolle - in der Regel die des Opfers - von Beginn an wie ein Stigma in die Stirn gebrannt ist, sie also schon bei ihrer Einführung für jeden deutlich erkennbar tot sind.
Selbst die beiden Hauptcharaktere - Sheriff Skip Harding und Wildhüter Jay Little Hawk - wirken hölzern, unvollständig, reduziert. Anstatt ihr Wesen, das, was sie antreibt, zu erfassen, schmeißt der Autor dem Leser ein paar beliebig wirkende Fakten und Äußerlichkeiten vor die Füße. Der Eindruck, dass - pathetisch gesprochen - Goingback seine Figuren nicht liebt, sondern sie als lästige Notwendigkeit sieht, ist geradezu überwältigend.

Der Crota seinerseits wirkt als Manifestation des Bösen merkwürdig inkohärent. Erscheint er anfangs als urzeitliches, mehr oder weniger natürliches Wesen, das einfach keinen Bock aufs Sterben hatte, so mutiert er im Verlauf der Geschichte zu einem metaphysischen Etwas, wobei - wie schon bei den menschlichen Antagonisten - auch seine tieferen Beweggründe im Dunkel der Zeit verlorenen gegangen scheinen und sich durch „Crota böse! Crota lieben Jagd! Crota fressen Menschen!” abschließend subsumieren lassen.

Enttäuschend gestaltet sich auch die Einbindung des indianischen Hintergrundes, die man offensichtlich zu Unrecht von einem Autor erwartet, dessen ethnische Zugehörigkeit zu den Choctaw-Cherokee ihn dafür prädestiniert erscheinen lässt. Außer trivialen Femdenführer-Weisheiten, die in ähnlicher Weise in zahllosen Filmchen und Büchern breitgetreten werden und die daher keine wirklich neuen Erkenntnisse oder Einsichten vermitteln, ist „da draußen“ nicht viel.
Aalglatt umschifft Goingback die Tiefen und Untiefen indianischer Mythologie und reduziert die Thematik im Wesentlichen auf das Reinpfeifen von Kinnikinnick, das Schwitzen in einer eigens dafür designten Hütte und das Erheischen irgendwelcher Visionen.
Immerhin vermag man mit sehr viel gutem Willen und nach einigen Pfeifchen entsprechenden Krautes in einigen Andeutungen Kommentierungen zu aktuellen gesellschaftlichen Verwerfungen im Zusammenleben der „Native Americans” und den übrigen Bevölkerungsgruppen erkennen, doch auch diese bergen letztlich keine Überraschungen – jedenfalls nicht, wenn man Karl May bis dahin nicht für das Maß aller Dinge in der Evaluierung indianischer Lebensart gehalten hat.

Der Mangel an Originalität - n Sprache und Inhalt - und der Überfluss an Vorhersehbarkeit bringen es mit sich, dass der Horror in diesem Roman - wenn überhaupt - auf einigen blutigen Splatter-Szenen basiert, nicht jedoch auf subtil aufgebauter Spannung oder gar bedrückend düsterer Atmosphäre. Und in der heutigen Zeit, in der mediale Gewalt unseren Alltag durchdrungen hat, locken selbst diese mit viel zu wenig Verve geschilderten Menschenschlachtungen höchstens noch Extrem-Sensibelchen hinter dem Ofen hervor.

Fazit: Ein unorigineller Mainstream-Roman: stilistisches Mittelmaß gepaart mit einer in jedem Kapitel vorhersehbaren Handlung und fehlender Atmosphäre lassen zu keinem Zeitpunkt das ersehnte Horror-Feeling aufkommen.

hinzugefügt: April 28th 2007
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
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