Hoffman, Mary: STRAVAGANZA - STADT DER STERNE (Buch)

STRAVAGANZA - STADT DER STERNE, Mary Hoffman

Mary Hoffman
Stravaganza -Stadt der Sterne
(Stravaganza - City of Stars)
Aus dem Englischen übersetzt von Eva Riekert
Umschlag von Ian Butterworth
Arena Verlag, Hardcover, 425 Seiten, 15,90 EUR, ISBN 3-401-05580-1

Von Carsten Kuhr

Zum zweiten Mal entführt uns die Engländerin Mary Hoffman in ihre etwas andere mediterrane Welt Talia. Im Auftaktband ihrer Trilogie siedelte sie ihre Handlung in einem veränderten Venedig an, dieser Band spielt in einem Siena, das mit der uns bekannten Stadt der Toskana jedoch wenig gemein hat.
Geogia ist ein unglückliches Mädchen im London unserer Tage. Seit ihre Mutter wieder geheiratet hat, piesackt ihr Stiefbruder sie. Einzig ihr Violinunterricht und ihre große Leidenschaft, das Reiten vermögen ihr ein wenig Freude zu bereiten. Da erwirbt sie von ihrem spärlichen Taschengeld in einem Trödelladen eine Miniatur eines geflügelten Pferdes. Wir ahnen es, die Miniatur ist ein Talismann, der unsere, nennen wir sie der Einfachheit halber Dimensionsreisende des Nachts in ein Italien versetzt, das sowohl zeitlich rund 400 Jahre vor unserer Zeit angesiedelt ist, in dem aber auch die Geschichte eine andere Bahn genommen hat. Diesmal dient als Schauplatz des Romans nicht wiederum die faszinierende Lagunenstadt, sondern Siena, das leider nicht das besondere Flair der Stadt der Gondeln ausstrahlt. Auch unsere Hauptperson konnte mich nicht ganz so faszinieren, wie Lucien, ihr Vorgänger im ersten Teil. Bereits zu Anfang ist deutlich, dass Georgia nicht in der Welt der Stravaganza bleiben wird. Sie wurde vom Schicksal auserwählt eine Mission zu erfüllen - doch was ist ihre Aufgabe?
In Remora (Siena) findet alljährlich ein Pferderennen statt, an dem alle 12 Bezirke, in die die Stadt unterteilt ist mit ihrem jeweiligen Champion teilnehmen. Natürlich sind auch die allmächtige Familie der di Chimici mit von der Partie - und deren Schergen sorgen mit allen Mitteln dafür, dass auch der vorgesehene Champion gewinnt.
Doch dann wird im Bereich der Widder ein geflügeltes Pferd geboren, und eine Stravaganza, eine Dimensionsreisende, eben unsere Georgia erscheint im Bezirk. Georgia freundet sich mit dem Reiter der Widder und auch Lucien an, doch auch zwei Angehörige der di Chimici' Familie suchen ihre Bekanntschaft. Falco, der als Kind von einem Pferd verletzt wurde, und seitdem nicht mehr gehen kann, ersucht sie, ihn mit in ihre Welt zu nehmen, um von der modernen Medizin geheilt zu werden. Als der vorgesehene Reiter der Widder vor dem Rennen entführt wird, ist dies Georgia´s grosse Chance, als Jockey an dem Wettkampf teilzunehmen - und auch die Transformation des verkrüppelten Falco in unsere Welt lastet auf ihren Schultern.


Ich muss zugeben, dass mich der Anfang dieses Romans nicht eben vom Hocker gerissen hat. Zu vorhersehbar schien mir die Handlung, zu schablonenhaft die auftretenden Personen.

Im Verlauf der Handlung hat sich zumindest der Plot interessant entwickelt. In einem zunächst flach verlaufenden Spannungsbogen vermochte es die Autorin dann doch noch mich mit ihrer Geschichte zu packen. Ein bisschen wenig hat sie aus den pubertären Gefühlsverwicklungen ihrer Protagonistin gemacht. Hier hätte ich nach entsprechenden Ansätzen mehr erwartet.

Leider aber blieb die Zeichnung ihrer Personen doch recht statisch. Zwar bemüht sich Hoffman, auch Angehörige der di Chimici Herrscherfamilie als eigenständige Wesen darzustellen, die eigenverantwortlich ihr Leben bestimmen, und nicht immer nur machtgierige Komplotte schmieden, so ganz will ihr dies aber nicht gelingen. Falco und dessen Bruder öffnen sich war den Andersdenkenden, sinnieren über eine gewisse Emanzipation nach, fügen sich aber dann doch, mit Ausnahme Falco's dem Diktat des Familienoberhaupts.
Zu diffus blieb mir auch die Stellung der Stravaganza für die Beziehung zwischen den Welten. Hier deutet die Autorin zwar an, dass die Mitglieder des Zirkels erfolgreich gegen ein weiteres Auseinanderdriften der bei den Welten vorgegangen sind, wie dieses Agieren aber aussah, wie sie auf die zeitliche Diskrepanz zwischen Talia und unserer Welt Einfluss nehmen konnten, erfahren wir leider nicht.

Ein weiterer Roman soll meines Wissens noch erscheinen, wobei eine zusammenhängende Trilogie wohl nicht herauskommen wird. Eher kann man diese Romane als lose durch wiederkehrende Personen und Handlungsschemata miteinander verbundene Serienromane betrachten, als dass eine durchgängige Geschichte erzählt würde.
Leider eine kleine Enttäuschung.

hinzugefügt: July 28th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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