Kyoko Karasuma – Detective of the Asakusa Police Department 1
Ohji Hiroi & Yusuke Kozaki
(Karasuma Kyoko No Jibenko 1, 2003)
Aus dem Japanischen von Ilse Schäfer und Alwin Schäfer
Carlsen Verlag, 2007, Taschenbuch, 202 Seiten, 6,00 EUR, ISBN 978-3-551-78301-1
Von Irene Salzmann
Das Asakusa-Viertel in Tokyo, nahe Zukunft:
Trotz ihrer Jugend ist die sechzehnjährige Kyoko Karasuma ein wichtiges Mitglied der Polizei, ‚Abteilung Sicherheit’. Wer hier arbeitet, muss sich von seinen Kollegen belächeln lassen, zumal selten ein Fall abgeschlossen wird. Wie auch, wenn viel zu oft Beweise, Opfer und Täter einfach verschwinden?
Kyoko und die anderen Beamten dieser Abteilung recherchieren, wann immer sonderbaren Ereignissen schnell - und ohne die Bevölkerung zu beunruhigen - nachgegangen werden muss: Mal wird eine gehörnte Leiche gefunden, dann treibt ein Werhund sein Unwesen, und schließlich ergreift die Magie eines Schwertes Besitz vom Geist einer Frau und lässt sie Morde begehen.
Schließlich begegnet Kyoko dem geheimnisvollen Kirio Uchida, der sie damit konfrontiert, dass sie überhaupt nichts über ihre Herkunft weiß. Als Kyoko ihn aufzuhalten versucht, kann er sich ihr mit einigen letzten kryptischen Bemerkungen entziehen und stürzt sie damit in tiefe Selbstzweifel…
Obwohl „Akte X“ bereits einige Jahre zurück liegt, finden Mystery-Krimis immer noch viele Leser. Ohji Hiroi, der u. a. auch die Story zu „Sakura Wars“ geschrieben hat, greift bei den Fällen, mit denen seine Protagonisten betraut werden, auf Motive aus japanischen Mythen und Märchen zurück. Für die einheimischen Leser sind Onis, Kitsune, verfluchte Schwerter usw. etwas Vertrautes, so dass sie sich auf eine Handlung einlassen können, die für sie nachvollziehbar und geheimnisvoll zugleich ist. Das westliche Publikum hingegen erfreut sich an exotischen Fabelwesen, die zusammen mit anderen Begriffen am Ende des Buchs erläutert werden.
Die agierenden Figuren – Kyoko und ihre Kollegen – werden nicht ausführlich vorgestellt. Man lernt sie alle im Laufe der Handlung näher kennen, doch bleiben sie in diesem ersten Band noch etwas blass und vage: Kyoko, weil sich ein Geheimnis um ihre Herkunft und ihre Fähigkeiten rankt, die Kollegen, weil sich ihre Funktion hauptsächlich darauf beschränkt, das Arbeitsklima zu beschreiben.
Nachdem die ersten Kapitel ins Szenario einführten, kommt die Geschichte mit dem Auftauchen Kirio Uchidas langsam in Schwung. Ob er ein Gegner für Kyoko oder ein Love-Interest wird, bleibt abzuwarten. Der Band endet mit einem kleinen Cliffhanger, der neugierig auf Kyokos Hintergrund macht.
Die Zeichnungen sind eher schlicht und schnörkellos, setzen auf Schwarz-Weiß-Kontraste. Überwiegend einfach gestaltete Hintergründe lenken die Augen des Betrachters auf die Gesichter, die eine ausgeprägte Mimik aufweisen.
Die Atmosphäre von „Kyoko Karasuma“ erinnert tatsächlich etwas an „Akte X“. Die Titelheldin wirkt unterkühlt und unnahbar wie Scully, und an den gefährlichen Phänomenen, mit denen sie sich auseinandersetzen muss, äußern andere oft Zweifel. Es bestehen Rivalitäten mit anderen Abteilungen, was für kleine Konflikte am Rand sorgt. Der Manga wartet sicher nicht mit Aliens auf, doch darf man gespannt sein, in welche Richtung sich die Story entwickeln wird.