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Ein Jahr danach Monster Edition 1 - Ein Jahr nach der Infinite Crisis 1 (Comic)

Ein Jahr danach Monster Edition 1
Ein Jahr nach der Infinite Crisis 1
Justin Gray, Jimmy Palmiotti, Dan Jurgens, Gordon Purcell u. a.:
Die Schlacht um Blüdhaven, Teil 1 – 6
Gail Simone, Brad Walker, Jimmy Palmiotti, Paul Mounts u. a.:
Sechs Stufen der Verwüstung, Teil 1 – 6
(The Battle for Blüdhaven, Part 1 – 6, 2006 /Six Degrees of Devastation, Part 1 – 6, 2006/07)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiss und Steve Kups
Titelillustration von Daniel Acuna
Panini Comics, DC Deutschland, 2007, Paperback, 276 Seiten, 24,00 EUR

Von Irene Salzmann

Die „Infinite Crisis“ beeinflusste praktisch jede Superhelden-Reihe, und auch nach diesem Ereignis müssen immer noch die tragischen Folgen verarbeitet werden. Da die Sammler bei der Vielzahl einzelner Hefte rasch den Überblick verlieren würden, offeriert Panini mit dieser Monster Edition zwei komplette Mini-Serien, die Aufschluss darüber geben, was weiter in Nightwings verwüsteter Stadt Blüdhaven passiert und wie sich die Secret Six, die sich von der Society getrennt haben, durchschlagen mit einem Status, der sie weder zu richtigen Schurken noch zu richtigen Helden macht.

276 Seiten Lesespaß bzw. 12 Einzelepisoden für EUR 24 ist praktisch ein Geschenk an die treuen Leser, selbst wenn mancher an eine Mogelpackung denken wird, denn die Secret Six sind bei weitem nicht so populär wie die Teen Titans. Es wurde auch schon früher probiert, Titel, die nicht auf den deutschen Markt zugeschnitten sind wie „Captain America“ oder „Iron Man“, als Zweitstory mit den „X-Men“ oder „Avengers“ zu verkaufen. Das kommt nicht gut an, doch andererseits haben in diesem Fall die Secret Six seit „Infinite Crisis Monster Edition 2“ fraglos einige Fans gefunden, die es reizvoll finden zu verfolgen, ob die Gratwanderung den ungewöhnlichen Charakteren gelingen wird. Gibt man der Story eine Chance, wird man vielleicht sogar sehr positiv überrascht.


„Die Schlacht um Blüdhaven“:

Während der „Infinite Crisis“ explodierte Chemo über Blüdhaven und verseuchte die ganze Stadt. Wer überlebte, floh aus den Ruinen und wartet seither auf der anderen Seite einer streng bewachten Mauer, dass irgendwann die Heimkehr möglich ist. Allerdings unternimmt die Regierung wenig, um den Menschen zu helfen; im Gegenteil, man steckt sie in heruntergekommene Camps, und das Militär bedroht die Leute sogar.

Selbst die Helden scheinen dieser Situation nicht gewachsen zu sein. Die Teen Titans dürfen nicht länger nach Vermissten suchen, und der mysteriöse Father Time und seine Organisation Shade übernehmen die Kontrolle. Was sie in Blüdhaven verbergen und welche Ziele die Atomic Knights verfolgen, gibt allen Rätseln auf. Und das sind längst nicht die Einzigen, die in der abgeriegelten Metropole einen Auftrag zu erfüllen haben.

Schließlich setzen sich die Teen Titans über die Befehle der Regierung hinweg und kehren nach Blüdhaven zurück. Sogleich werden sie von Shade unter der Leitung des psychopathischen Major Force angegriffen. Für die jungen Helden sieht es übel aus, doch sie erhalten unerwartet Hilfe, und das Auftauchen der Nuclear Legion macht aus Feinden unfreiwillige Verbündete. Trotzdem können sie das Schicksal von Blüdhaven nicht aufhalten…


„Sechs Stufen der Verwüstung“:

Die Secret Six fühlen sich nach ihrer Trennung von der Society nicht sicher – zu Recht, wie sich schon bald zeigt. Scandal und Knockout werden von Pistolera angegriffen. Knockout rettet ihrer Liebsten das Leben und erleidet selber schwerste Verletzungen. Auch Deadshot hat Pech und zieht daraus die Konsequenzen: Für seine Familie bedeutet er eine permanente Gefahr; ohne ihn sind sie besser dran. Ragdoll landet sogar im Krankenhaus, aber das ist erst der Anfang von dem, was man sich für ihn ausgedacht hat.

Allein Catman bleibt wie durch ein Wunder verschont. Er und seine Kameraden stellen Nachforschungen an, wer hinter diesen Attacken steckt, obgleich sie es längst ahnen. Doch noch jemand anderes hat Pläne für die Secret Six, vor allem mit Scandal. Schon bald darf das neue Mitglied Madhatter zeigen, wozu er imstande ist.

Während Marvel seine zumeist von Selbstzweifeln geplagten Helden auf fehlgeleitete Gegner treffen lässt und Image die Grenzen zwischen Gut und Böse nahezu ganz aufgehoben hat, hält DC an seiner Tradition fest, den idealistischen Heroen Schurken gegenüberzustellen, bei denen es sich um unverbesserlich böse Psychopathen handelt. Inzwischen sind zwar die DC-Charaktere deutlich vielschichtiger geworden und haben ihre Macken, doch das Grundprinzip hat sich nicht geändert.

So begegnen die Teen Titans der skrupellosen Nuclear Legion und der Nuclear Family, die die typische ‚strahlende’ amerikanische Familie bösartig parodiert, den dubiosen Regierungshelden von Shade und allen voran Major Force, der nicht einmal davor zurückschreckt, seine eigenen Kameraden zu quälen oder gar zu töten. Der machthungrige, arrogante Father Time hält sich im Hintergrund, doch seine Motive bleiben ebenso unklar wie die der Atomic Knights.

Die Secret Six sind selbst eine zusammen gewürfelte Bande zweitklassiger Schurken mit vielen Problemen. Catman, von allen der normalste, ist gleichzeitig viel zu naiv und simpel. Ihn verbindet eine komplizierte Freundschaft mit Deadshot, der weit weniger zimperlich ist, wenn ein Widersacher unschädlich gemacht werden muss. Scandal will nicht das Erbe ihres berüchtigten Vaters antreten. Ihre ganze Liebe gilt Knockout, die von Apokolips flüchten konnte. Diese wiederum ist mit manchen irdischen Konventionen nicht vertraut, was zu Konflikten führen kann. Ragdoll wirkt wie ein Psychopath, aber der Madhatter setzt dem noch die Krone auf. Sie alle sind so durch und durch kaputt, dass es keiner illustren Gegner bedarf bzw. man diesen lediglich kleine Szenen einzuräumen braucht.

Aufgrund dieser Voraussetzungen ergeben sich in beiden Mini-Serien spannende und dramatische Momente. „Die Schlacht um Blüdhaven“ wartet zweifellos mit den gefälligeren, konventionelleren Charakteren auf, und die Handlung folgt bekannten Mustern. Mit „Sechs Stunden der Verwüstung“ wagte man ein Experiment, indem man erfolglose Schurken ins Rampenlicht stellte, die durchaus die Sympathien der Leser gewinnen können, da sie nicht grundlos diesen Weg für sich gewählt haben und es mit noch übleren Typen aufnehmen müssen. Vor allem die Charakterisierung des Madhatters ist ausgezeichnet und das Highlight des ganzen Bandes.


Man muss weder die „Infinite Crisis“ noch die anderen Bände von „Teen Titans“ oder „Secret Six“ gelesen haben, um der Story folgen zu können. Das Wesentliche erschließt sich aus der Handlung. Einige Fragen bleiben natürlich offen, doch kann man damit leben. Tatsächlich bietet „Sechs Stunden der Verwüstung“ trotz einer weniger bekannten Besetzung die interessantere Story, die vor allem das reifere Publikum ansprechen wird. Von einer Mogelpackung kann daher wirklich nicht die Rede sein.

Nicht nur Sammler werden sicher viel Freude an diesem umfangreichen Paperback haben sondern auch die Gelegenheitsleser, die etwas härtere Geschichten mit ungewöhnlichen Charakteren schätzen.

hinzugefügt: May 4th 2007
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
zugehöriger Link: Panini Comics
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