Der Fluch - The Grudge 2
USA/Japan, 2003, Regie: Takashi Shimizu, mit Amber Tamblyn, Jennifer Beals, Sarah Roemer, Sarah Michelle Gellar, Arielle Kebbel u.a.
Von Christel Scheja
Japanische Horrorfilme haben zu Beginn des neuen Jahrtausends das stagnierende Genre wieder neu belebt. Während im Westen langsam die Themen ausgingen, nutzten die Japaner ihren Einfallsreichtum und ihre Mythologie, um auf unnachahmliche Weise Geschichten zu erzählen, die es in sich haben.
Dabei kopierte man zwar auch manchmal Erfolgsrezepte aus dem Westen, garnierte diese aber auch mit eigenen Ideen und Vorstellungen. Heraus kamen dann Filme wie „The Ring” oder „The Grudge”, die auch im Westen ein interessiertes Publikum fanden. Das wiederum führte zu Remakes dieser Filme im Westen, um sie mit leicht veränderter Handlung und bekannten Schauspielern einer größeren Zuschauerschaft schmackhaft zu machen.
Einer dieser Filme war „The Grudge” mit der aus „Buffy die Vampirjägerin” bekannt gewordenen Sarah Michelle Gellar, und er erwies sich als so erfolgreich, dass man noch eine Fortsetzung drehte.
Mehr als ein Jahr ist seit den Geschehnissen in dem unheimlichen Haus vergangen, die Karen beinahe in den Tod trieben und dazu veranlassten, das Gemäuer anzustecken, um dem Grauen ein Ende zu machen. Da damals einerseits ihr Freund dabei ums Leben kam und sie aus der ganzen Sache nur stark traumatisiert herausgekommen ist, wird sie seither in einem Krankenhaus in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung betreut.
Sie weiß nicht, dass das Haus ihren Brandanschlag überstanden hat und noch immer intakt ist, auch wenn es nicht mehr bewohnt wird. Nur dann und wann machen sich Schulmädchen einen Spaß daraus, Neulinge zwecks einer Mutprobe in die Räume zu locken und sie mit ihren unheimlichen Erzählungen in Angst und Schrecken zu versetzen.
Dann kommt Karens jüngere Schwester Aubrey im Rahmen eines Austauschprogramms nach Japan. Das junge Mädchen soll auf Bitten ihrer Mutter auch herausfinden, warum sich Karen so lange nicht mehr gemeldet hat.
Aubrey erfüllt den Wunsch und ist entsetzt über das, was sie erfährt. Sie kann zunächst nicht glauben, was Karen ihr erzählt und versucht, sie zur Vernunft zu bringen. Dieses Unterfangen scheint von Erfolg gekrönt, doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. Plötzlich häufen sich um Aubrey herum Unfälle und seltsame Vorgänge.
Noch kann sie ihre dunklen Vorahnungen verdrängen, als Karen aber stirbt, ist der jüngeren Schwester klar, das der Fluch nun auf sie übergegangen ist und sie verschlingen wird, wenn sie nicht ganz schnell etwas dagegen unternimmt. Doch sie ist nicht ganz allein. Drei japanische Schülerinnen und eine amerikanische Familie sind ebenfalls betroffen und tapfere Mitstreiter im Kampf gegen die Rachsucht einer Toten.
Zwar ist „Der Fluch - The Grudge 2” im Großen und Ganzen ein Aufguss der Geschichte aus dem ersten Teil, da sich weder der Fluch noch seine Auswirkungen verändert haben - nur die Ausgangspunkte für die neue Heldin sind anders. Sie ist besser vorbereitet und gewarnt im Gegensatz zu ihrer Schwester - aber gibt ihr das wirklich mehr Chancen als Karen?
Drehbuchautor und Regisseur spielen damit, den Zuschauer zunächst in Sicherheit zu wiegen, um ihn dann wieder mit einem Schlag darauf aufmerksam zu machen, dass man sich nicht so sicher sein sollte, dass ein Geist wirklich so leicht zu besiegen ist.
Mit Schockeffekten wird nicht gespart, ebenso wenig wie mit den Schreien der weiblichen Darsteller. Das macht die Geschichte zwar nicht unbedingt origineller, aber durchaus spannend und aufwühlend, so dass man bis zum Ende aufgeregt mitfiebert.
Von Action und Splatter in anderen Filmen abgehärtete Fans werden hier allerdings nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Das alles spielt im Schülermilieu und meistens unter Mädchen, die auch und vor allem in Japan etwas gesitteter miteinander umgehen (selbst wenn einige von ihnen in diesem Film wirklich boshafte Biester sind).
Immerhin kommt in keinem Stück des Films Langeweile auf.
Wenn nicht gerade etwas Bedrohliches geschieht, kann man fasziniert das Aufeinandertreffen zweier Welten - der amerikanischen und japanischen - beobachten, das keineswegs so harmonisch ist, wie es vordergründig scheint, denn hinter den Kulissen werden fröhlich kleine Seitenhiebe und Vorurteile ausgetauscht.
Wer bereits „The Grudge” mochte, wird sich sicher auch die Fortsetzung ansehen wollen, um sie mit dem Original zu vergleichen.
Sollte jemand den ersten Film jedoch noch nicht kennen, hat er am Anfang leichte Verständnisschwierigkeiten, die aber schnell ausgeglichen werden, und kann dann eine gruslige und stellenweise auch erschreckende Geschichte genießen.