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Straub, Peter: Schattenstimmen (Buch)
Peter Straub
Schattenstimmen
(In the Night Room, 2004)
Aus dem Amerikanischen von Christine Roth-Drabusenigg
Titelgestaltung von Hauptmann und Kampa Werbeagentur
Heyne-Verlag, 2006, Paperback, 400 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 9783453565081
Von Armin Möhle
„Schattenstimmen“ ist die Fortsetzung von „Haus der blinden Fenster“ (Heyne Paperback 43000), in dem der Schriftsteller und Vietnamveteran Tim Underhill, einer von Straubs bevorzugten Protagonisten, das Verschwinden seines Neffen Mark in seiner Geburtsstadt Millhaven aufklärte. Der Roman deutete an, dass Mark nicht etwa getötet wurde, sondern seinem Verfolger in eine Welt neben der unseren entkommen konnte.
In „Schattenstimmen“ ist Tim Underhill nach New York zurückgekehrt. Er erhält eine Reihe von mysteriösen E-Mails und begegnet bei seinen Lesungen nicht nur einem aufdringlichen Autogramm- und Büchersammler, sondern auch der Kinderbuchautorin Willy Bryce Patrick, die vor den Häschern ihres zukünftigen Ehemannes flieht. Schnell erkennt Underhill, wen er mit Willy Patrick vor sich hat, nämlich die Hauptfigur aus seinem neuesten Roman. Und auch, welche Rolle ihr bestimmt ist. Gemeinsam fahren Underhill und Patrick nach Millhaven.
Ein Detail aus „Haus der blinden Fenster“ ist der Aufhänger für den neuen Roman Straubs. Tim Underhill ging in seinem gleichnamigen Buch davon aus, dass der Serienkiller Josef Kalender auch seine Tochter tötete, der Underhills Neffe in einer anderen Welt begegnete. Tatsächlich hat Kalenders Tochter jedoch in einem Waisenhaus und bei Adoptiveltern überlebt. Für seinen literarischen Kunstgriff muss Underhill mit dem Verlust einer eigenen Figur büßen, in die er sich im Laufe der Handlung verliebte. Das mutet beinahe wie Selbstkritik an... Es ist zwar einmalig in Straubs Werk, dass er die Figuren seines Alter Egos zum Leben erweckt, doch originell ist es nicht, zumal Willy Bryce Patrick zunächst als wenig selbstbewusste Frau dargestellt wird, die sich von ihrem zukünftigen Ehemann gängeln lässt, sich erst von ihm löst, als sie erkennt, dass er ihren früheren Partner und ihre Tochter umgebracht hat, was sich als Fiktion Underhills herausstellt usw. usf.
Den nahtlosen Wechsel zwischen realen und literarischen Protagonisten ist dem Waliser Autor Jasper Fforde in seinen Romanen „Der Fall Jane Eyre“ (dtv premium 24379), „In einem anderen Buch“ (dtv premium 24430), „Im Brunnen der Manuskripte“ (dtv premium 24464) und „Es ist was faul“ (dtv premium 24568) wesentlich besser gelungen, zwar in einem anderen Genre, mit anderen Intentionen, teilweise vor und sicherlich unabhängig von Straub und vice versa. Aber vielleicht hätte Straub durchaus von der Lektüre der Bücher profitieren können.
Die interessante Idee des Romans ist noch die Suche des aufdringlichen Verehrers Underhills nach dem ‚wahren Buch’, dem perfekten Roman, von dem sich nur zwei oder drei Exemplare in der gesamten Auflage finden.
„Schattenstimmen“ vermag nicht zu überzeugen. Wies „Haus der blinden Fenster“ noch zumindest teilweise die Qualitäten der früheren Romane des Autors auf, so hat sich Peter Straub mit „Schattenstimmen“ selbst in die Reihe der ehemals ambitionierten und originellen Autoren gestellt, die sich nur noch selbst plagiieren.
hinzugefügt: May 22nd 2007 Tester: Armin Möhle Punkte: zugehöriger Link: Heyne Verlag Hits: 2823 Sprache:
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