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Loevenbruck, Henri: Die Schrift - Das Geheimnis der weißen Wölfin 2 (Buch)

Henri Loevenbruck
Die Schrift
Das Geheimnis der weißen Wölfin 2 (La Moira 2: La Guerre des Loups, 2001)
Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn
Titelillustration von Tertia Ebert
Blanvalet, 2007, Taschenbuch, 444 Seiten, 8,00 EUR, ISBN 978-3-442-24390-7

Von Irene Salzmann

Die Waise Alea hat sehr schnell akzeptiert, dass sie der Samildanach ist und bedient sich nun mit großer Selbstverständlichkeit ihrer magischen Fähigkeiten, um ihre Rolle, Veränderungen für die bekannte Welt zu bringen, erfüllen zu können. Trotzdem vermag sie nicht zu verhindern, dass sie im Kampf den Druiden Phelim, der zu einem Lehrer und Freund geworden war, verliert. Immerhin gelingt es ihr, Phelims Magistel Galiad und dessen Sohn Erwan, in den sie sich verliebt hat, zu retten, wenngleich die beiden Männer von ihr, der Bardin Faith und dem Zwerg Mjolln getrennt werden.
Dank der weißen Wölfin Imala kann Alea den beiden Magisteln eine Botschaft senden. Sie möchte sich mit ihnen in Mons-Tumba treffen. Auch wenn dies sehr gefährlich ist, weil die dort heimischen Christen den Druiden und den Anhängern der Lehre der Moira alles andere als wohl gesonnen sind, hat Alea Gründe, das Risiko einzugehen: In der Universität hofft sie, die geheime Schrift zu finden, die ihr mehr über die Prophezeiung verrät und welche Aufgabe dem Samildanach zukommt.
Die Christen sind jedoch nicht die Einzigen, vor denen sich die Gefährten in Acht nehmen müssen. Amina, einst Aleas Freundin, ist nun Königin und vorfolgt, nachdem sie ihren Mann beseitigt hat, eigene Pläne. Selbst die Druiden in Sai-Mina sind uneins, und nach Phelim verlässt auch Finghin die Gemeinschaft, um nach Alea und seinem Magistel Erwan zu suchen – und noch andere verlorene Druiden, die man vergessen hat oder gern vergessen würde, handeln gegen die Beschlüsse des Rats. Samael schafft es sogar, ein wertvolles, magisches Artefakt in seinen Besitz zu bringen, mit dem er den angreifenden Tuathann Tod und Verderben bringt. Das schlimmste Übel ist jedoch Maolmordha, der die Macht des Samildanach begehrt und seine monströse Armee ausschickt, um Gaelia zu verheeren.


Nach „Der Ring“, dem ersten Band der Trilogie um „Das Geheimnis der weißen Wölfin“, geht die Geschichte nahtlos weiter. Ganz so ungewöhnlich und spannend wie der Auftakt liest sich die Fortsetzung allerdings nicht, da weitere neue Ideen ausbleiben und man das Schema, das der Serie zugrunde liegt, mittlerweile kennt.
Alea hat sich zu einer Anführerin mit magischen Fähigkeiten gemausert und sich auch eine gewisse Arroganz angeeignet, die sie nicht mehr ganz so sympathisch erscheinen lässt. Umso gespannter verfolgt man dafür die Entwicklungen, die Amina, die so ganz anders ist, als Alea sie stets beschrieben hat, in Gang setzt. Aminas Motive werden bald enthüllt, so dass verständlich ist, weshalb sie gegen die Druiden aufbegehrt, wenngleich die Wahl ihrer Mittel äußerst fragwürdig ist.
Auch über Alea wird so einiges verraten, doch sind noch genügend Fragen offen, dass eine gewisse Spannung gewahrt bleibt. So weiß der Leser nun, woher die Hauptfigur stammt und in welchem Verhältnis sie zu Tagor steht. Er scheidet damit als Love-Interest aus zu Gunsten von Erwan. Alea und Erwan sind keineswegs das einzige Paar, doch nicht für alle ist eine glückliche, gemeinsame Zukunft vorgesehen.
Tragische Opfer – wie in der Realität – sind ein fester Bestandteil der Geschichte, und es zeichnet sich dabei eine Ablösung der alten durch eine neue Generation an. Die kriegerischen Fürsten und Anhänger der alten Ordnung müssen gehen, um Platz zu schaffen sowohl für Tagor und seine Anhänger, die mit den anderen Völkern in Frieden leben wollen, wie auch für Finghin, Erwan und ihre Gesinnungsgenossen, die darauf vertrauen, dass alles, was geschieht, der Wille der Moira – oder wie auch immer man diese Kraft nennen möchte - sein sollte und nicht der einiger Machthaber, die den Glauben für ihre Zwecke missbrauchen. Diese Message lässt sich natürlich in die Realität transferieren, in der Konflikte zum traurigen Alltag gehören, die im Namen der Religion ausgetragen werden, obschon wirtschaftliche und politische Interessen die wahren Ursachen sind. Gerade Irland, das die Vorlage für Gaelia liefert, kennt die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen britischen Besatzern und der einheimischen Bevölkerung. Loevenbruck versucht, für keine Seite Partei zu ergreifen, sondern schlägt als Lösung das Miteinander vor, doch ist dies nur mir jungen Menschen machbar, die nicht den alten Hass und Irrglauben in sich hineingefressen haben.

Überwiegend jugendliche und sympathische Protagonisten bevölkern die zahlreichen Handlungsebenen, die dafür sorgen, dass das Buch durch regelmäßige Szenen-Wechsel an geschickt gewählten Stellen nicht langweilig wird. Information und Action halten sich die Waage, hingegen Humor und Romantik sucht man eher vergebens.

Auch wenn Loevenbruck mit seinen Charakteren und der Art des Konflikts der Tradition von Fantasy-Romanen wie Trudi Canavans Trilogie um „Die Gilde der Schwarzen Magier“ oder Lloyd Alexanders Bänden um „Taran“ folgt, so zögert man, „Das Geheimnis der weißen Wölfin“ zu einem All-Ages-Book zu erklären, da es einige Szenen gibt, die die Umstände, wie eine Person oder ein Tier zu Tode kommen, zu detailreich und grausam schildern. Das ist selbst für ältere Leser schon etwas hart.
Von daher möchte man die Serie eher lese-erfahrenen Jugendlichen ab 15 Jahren und Fantasy begeisterten, jungen Erwachsenen, die auch das Sterben von Sympathieträgern verkraften können, empfehlen.

hinzugefügt: May 23rd 2007
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
zugehöriger Link: Blanvalet Verlag
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