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Hambly, Barbara: Schwestern des Raben (Buch)

Barbara Hambly
Schwestern des Raben
(Sisters of Raven, 2002)
Übersetzung: Angela Koonen
Titelbild: Geoff Taylor
Bastei Lübbe Verlag, 2007, Taschenbuch, 540 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-404-20563-3

Von Erik Schreiber

Die junge Raeshaldis ist die erste Frau, die in die Schule der Magier aufgenommen wurde. Ein Novum in der Geschichte der Welt, denn bislang galten nur die Männer als magisch begabt. Diese Einstellung merkt Raeshaldis sehr deutlich, sie wird von ihren Mitschülern schikaniert, was als Höhepunkt darin gipfelt, dass in ihr Zimmer eingebrochen wird. Man pinkelt ihr aufs Bett und beschmiert die Wände mit Schimpfworten und Beleidigungen. Langsam erkennt sie aber,den Wandel in der Welt.
Immer mehr Frauen werden geboren, die magische Kräfte besitzen, während den Männern diese Fähigkeiten allmählich abhanden kommen. Durch den Verlust der Magie können sie den lebensnotwendigen Regen nicht mehr herbeizaubern und geben, ähnlich der Hexenverfolgung im Mittelalter, den Frauen die Schuld. Die Frauen haben in dieser orientalisch angehauchten Stadt einen schweren Stand, nämlich gar keinen. Sie sind eigentlich Eigentum des Mannes, besitzen in den meisten Fällen noch nicht einmal richtige Namen. Der Unglauben der Männer darüber, ihre Kraft an die Frauen zu verlieren, treibt sie in Hass und Neid, der zudem in Gewalt gegen die Frauen ausartet. Die Quellen versiegen und die Frauen sind Schuld. Der Stadt droht eine Hungersnot, Krawalle und Sklavenaufstände beunruhigen die Stadtoberen.
Die Rabenschwestern, so nennen sich die magiebegabten Frauen, denn die Männer würden nur weiblichen Raben Magie zutrauen, wollen das Ruder herumreißen und der Stadt helfen. Doch hier wird das Problem sichtbar. Jede Frau, die sich zu den Rabenschwestern bekennt wird von einem (oder mehreren) Unbekannten missbraucht und ermordet.


Der Roman von Barbara Hambly ist eine Kritik an der Ungleichheit der Geschlechter. Männer sind alles in dieser Welt, Frauen sind nichts. Als den Männern noch die Kraft der Magie genommen wird, ist es fast so, als würde ihnen ihre Männlichkeit gestohlen. Deshalb ist es nur allzu natürlich, den Frauen mit ihrer neu erwachten Kraft die Schuld zuzuweisen.

Die amerikanische Autorin bietet den Lesern sehr viel, manchmal zu viel. Die Begriffe, die zu Beginn auf die Leser einprasseln, die Handlungsstränge, die manchmal etwas sprunghaft sind, benötigen volle Konzentration. Erst nach und nach erschließt sich dem Leser die fantastische Welt. Es gibt viel zu entdecken und leider einiges zu bemängeln. Das Buch besitzt viel gute Ansätze, was mir andere Rezensenten sicherlich bestätigen werden, aber auch die nicht gelungene Fortführung. Manchmal zieht sich die Erzählung wie ein träge fließender Fluss dahin, nur um kurz darauf an den abenteuerlichen Stromschnellen Fahrt zu gewinnen.
Trotzdem bleibt das Ende unbefriedigend. Man erfährt als Leser nicht, warum der Regen ausbleibt und ob es nur an der Magie der Männer liegt. Wird sich die Zivilisation von einer Männerherrschaft zu einer Frauenherrschaft (Frauen-Herr-schaft, welch ein Begriff in diesem Zusammenhang) ändern? Auch ein paar Handlungsstränge werden meiner Ansicht nicht gänzlich zu Ende geführt.

In der Zusammenfassung ergibt sich ein unterhaltsamer Roman, der sich mit der Problematik der Geschlechterrolle und dem sich ergebenden Rollentausches befasst. An manchen Stellen zu ausführlich, an anderen wichtigen Stellen leider nicht ausführlich genug.

hinzugefügt: May 31st 2007
Tester: Erik Schreiber
Punkte:
zugehöriger Link: Bastei-Lübbe Verlag
Hits: 3344
Sprache:

  

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