Ghost Rider Sonderband 1
Teufelskreis
(Ghost Rider Vicious Cycle)
Autor: Daniel Way
Zeichnungen: Javier Saltares
Tusche: Mark Texeira
Farben: Dan Brown
Übersetzung: Uwe Anton
Panini, 2007, Paperback, 124 Seiten, 14,95 EUR
Von Frank Drehmel
Auch wenn der „Ghost Rider“-Film, in dem der „Academy Award”-prämierte Nicolas Cage als grandiose Fehlbesetzung des Johnny Blaze-Charakters nach „World Trade Center“ und „The Wicker Man” einmal mehr unter Beweis stellt, dass er für „jeden Scheiß” zu haben ist, zumindest in Deutschland zu recht grandios floppte, so ist das noch lange kein Grund, eine Veröffentlichung, die den – ausgliebenen - Hype für sich zu nutzen suchte, von vornherein zu verdammen, oder?
So schlimm wie der Film ist der Comic - relativ betrachtet - dann tatsächlich auch nicht; Luzifer sei Dank!
Aber der Reihe nach.
Die Story ist ausgesprochen simpel: unser kleiner Feuerkopf hat es dicke, in der Hölle abhängen zu müssen, während „oben” heiße Bräute eine kalte Dusche nehmen und coole Longdrinks, „Kipp mich!”, schreien.
Mit Hilfe des madigen Buddel-Dämons Greexis gelingt dem Hitze-Überdrüssigen die Flucht aus seinem warmen Biotop. Bedauerlicherweise schlagen Johnny und sein Bike mitten in der amerikanischen Einöde auf, er verlassen von den „Ghost Rider“-Kräften, sein Motorrad von Benzin. Immerhin nimmt eine freundliche Autofahrerin den desorientierten Gestrandeten mit ins nächste Kaff, jedoch nicht, ohne vorher sein Allerheiligstes Bekanntschaft mit ihrem Cowboy-Stiefel machen zu lassen.
Kurz darauf tauchen dort am Arsch der Welt Typen mit rotglühenden Augen auf (was in der Regel ein Zeichen für echt üble Besessenheit ist), um Johnny zu piesacken. Glücklicherweise jedoch fängt Ghostys Charakterkopf rechtzeitig wieder Feuer, sodass er diesen Kerlen relativ unkompliziert das Lebenslicht auspusten kann.
Doch schon droht neues Ungemach: ein „Mann” in schwarzen Spandex-Strumpfhosen, blauem Seidenhemdchen, mit rotem Flatter-Cape und ondulierter Hauptbehaarung schwebt hernieder, um unserem Rocker esoterische Sprüchlein wie, „Bei der Macht von Lord Krolocks Locken, ich, der größte Magier dieses und aller anderen Universen, verwandle dich in eine Tüte Popcorn”, um die Ohren zu hauen. Klar, dass ein Skelett mit Verstand annehmen muss, ein solches Verhalten sei ebenfalls ein Symptom dämonischer Besessenheit oder wenigsten einer respektablen Geisteskrankheit.
Sei es wie es sei! Kaum liegt Dr. Strange ziemlich „fast-tot” zu des Bikers Lederstiefeln taucht ein weiteres Wesen auf. Diesmal ist’s eine Frau (in erster Linie erkennbar an den Ohren), welche sich Numecet nennt und die mit ihrem quietschgrünen Nichts an Bekleidung bei gleichzeitig pinkfarbenen, wallenden Rauch-Haaren ein sehr entspanntes Verhältnis zur Mode an den Tag legt - oder ebenfalls wahnsinnig ist. Da man solche Ladys nicht schlägt (zumindest nicht zu dolle) und zudem ihr „Du arme, arme Seele”-Gerede seinen Beiß-Reflex lahm legt, beginnt unser Nieten-Boy ihren Vorwürfen andächtig zu lauschen:
Seine Flucht aus der Hölle (s.o.) ist echt daneben gewesen, denn Onkel Luzi hat sich gleich durchs selbe Loch gequetscht, ist aber glücklicherweise beim Wiedereintritt in die Atmosphäre in – tata - 666 Teilchen zerbrochen, die nun – tata - in 666 Leuten stecken und sie so richtig böse Dinge tun lassen. Mit jedem erlegten 666er wächst die Macht der restlichen an (auf eine mathematisch korrekte Darstellung soll aus nahe liegenden Gründen an dieser Stelle verzichtet werden), bis nur noch einer übrig ist. Und das wird dann richtig fies für Alle!
Ohne den beißenden, bösartigen Humor des großen, roten Antagonisten, wäre die Ways-Story nur schwer zu ertragen, denn Johnny Blaze geht einem von Beginn an tierisch auf die Nerven (naja .. vielleicht war Nicolas Cage doch keine Fehlbesetzung). Statt einen zerbrochenen und gebrochenen Charakter zu zeichnen, präsentiert uns der Autor einen greinenden, vor Selbstmitleid triefenden Jammerlappen, bei dem der Leser zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen kann, warum er so schlecht drauf ist oder wieso er hinter allem und jedem eine Intrige Luzifers vermutet. Statt die Psychologie der Figur zu entwickeln - wie es bspw. Charlie Huston mit seinen grandiosen „Moon Knight“-Relaunch gelungen ist -, setzt Way auf platte Action und einen Kinder-Comics auszeichnenden Superhelden-Schwanzvergleich: „Ich bin stärker!”
„Nein! Ich!”
ZACK BUMM PENG ...
Was das Artwork betrifft, so sieht es nicht ganz so düster aus. Mit Texeira und Saltares zeichnen jene beiden Künstler verantwortlich, unter deren Leitung schon der 1990er-„Ghost Rider”-Relaunch stattfand. Zwar gibt es auf Grund der neueren technischen Möglichkeiten im Detail einige Unterschiede vor allem in der Art der Kolorierung, aber im Großen und Ganzen ist das neue Artwork nicht schlechter als vor über 15 Jahren, auch wenn es mir persönlich - nach wie vor - zuwenig dynamisch und – mittlerweile - deutlich zu bunt ist.
Ein paar prägnante Worte zur Aufmachung: das Comic stinkt!
Ich weiß nicht, woran es liegt und ob diese ölfaktorische Aufdringlichkeit die gesamte Produktion betrifft, mein Exemplar jedenfalls verströmt einen atemraubenden, stechenden, „chemischen” Geruch, der mir noch aus gut 40cm Entfernung das Lesen vergällt; ... und dabei ist mein Riechkolben sicher nicht der Sensibelsten einer.
Fazit: In erzählerischer Hinsicht gerade noch Comic-Mittelmaß, grafisch (zu) bunt und hausbacken; Massenware für ein jugendliches Publikum.