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Landy, Derek: Der Gentleman mit der Feuerhand - Skulduggery Pleasant 1 (Buch)
Derek Landy
Der Gentleman mit der Feuerhand
Skulduggery Pleasant 1
(Skulduggery Pleasant)
Aus dem irischen Englischen übersetzt von Ursula Höfker
Titelillustration von Tom Percival
Loewe Verlag, 2007, Hardcover, 344 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-7855-5922-2
Von Carsten Kuhr
Stephanie ist eigentlich ein ganz normaler Teenager. Als verwöhntes Einzelkind lebt sie auf der Sonnenseite des Lebens. Als ihr Onkel, ein erfolgreicher Schriftsteller von Gruselromanen, stirbt, hinterlässt dieser ihr sein Haus und das Vermögen. Bei der Beerdigung und der anschließenden Testamentseröffnung begegnet sie das erste Mal einem engen Freund ihres verstorbenen Onkels. Skuddugery Pleasant ist schon ein komischer Kauz. Trotz der Wärme hat er seinen braunen Überzieher bis oben hin zugeknöpft, einen Schal um sein Gesicht gewickelt, eine große Sonnenbrille und einen riesigen Hut auf. Spinnt der? Ein Privatdetektiv soll er sein, aber mit solch einem Outfit fällt man doch auf wie der berüchtigte bunte Hund. Doch bald ist die Kleidung des Detektivs eine von Stephanies kleinsten Sorgen. Als sie alleine über Nacht im Haus ihres Onkels ist, bricht ein Mann auf der Suche nach einem Schlüssel ein, und bedroht sie. Bevor Schlimmes passieren kann eilt Pleasant zu Hilfe - doch mehr noch als die überstandene Gefahr verstört unsere Heldin, dass ihr Retter von der strahlenden Gestalt sich als lebendes Skelett entpuppt! Wird sie jetzt total meschugge?
Als sie nachbohrt erfährt sie, dass sich Skulduggery nicht nur als Detektiv verdingt, sondern auch eine beachtliche Reputation als Zauberer und Söldner im magischen Krieg besitzt.
Von einem ganz normalen Mädchen in einer ganz normalen Welt wird Stephanie zur Zielscheibe wasserlöslicher Verrückter, Papierkrieger, Sensenträger, unsterblicher Zauberer und Partnerin eines skelettierten Detektivs, der mit ihr zusammen den Mord an ihrem Onkel aufzuklären sucht. Damit noch nicht genug muss sie mit ihren Kompagnon die Welt vor der Vernichtung retten, denn einer der finstersten Zauberer hat sich des Zepters bemächtigt, der ultimativen Waffe, mit der die Urväter ihre Götter besiegt haben, um damit die Gesichtslosen wieder in die Welt zurückholen...
Wir haben ja schon jede Menge absonderlicher Helden gesehen. Seien es pubertäre Internatszöglinge (Harry P. und Charlie B. fallen mir hier sofort ein), geniale Verbrecher wie Artemis F. oder vorlaute Dämonen á lá der große B - aber ein lebendes Skelett mit mehr Einbildung als sonst was, das ist schon etwas Besonderes.
Zunächst einmal fängt das Buch ja ganz normal, fast ein wenig zurückhaltend an. Der Autor stellt uns eine junge Dame vor, eigenwillig ist sie, aufgeweckt und dickköpfig, die ein unerwartetes Erbe macht.
Wie man das in einem solchen Fall auch erwarten kann, ist sie betrübt, dass ihr einziger Lieblingsonkel gestorben ist, und vermag die unerwartete Erbschaft noch gar nicht zu realisieren. Bevor sie Flausen in den Kopf bekommt, was sie mit dem vielen Geld nicht alles anfangen könnte, bricht ihre bis dato heile, geordnete Welt zusammen.
Nicht genug, mit einem Vater gestraft zu sein, der trotz all seiner Reputation als Stararchitekt so manches Mal vor lauter Schusseligkeit vergisst die Socken oder Unterhose anzuziehen, muss sie erkennen, dass die geordnete Welt wie sie sie zu kennen glaubte nur Schein ist, dass verborgen hinter der Fassade biederer Vorstadthäuser das Grauen lauert.
Was haben wir also? Eine jugendliche Identifikationsfigur, einen faszinierenden Skelettmann - und wer einmal die Jugendlichen an Halloween beobachtet hat, der weiß um die Anziehungskraft der Knochen -, eine temporeiche, actionbetonte Handlung voller unerwarteter Wendungen und Geheimnisse also alle Ingredienzien für einen überzeugenden Bestseller.
Was bislang aber zumindest fehlt, das sind überzeugend und lebensecht gezeichnete Charaktere. Sowohl Stephanie, als auch die anderen Personen bleiben in ihrer Darstellung zu stereotyp, beziehungsweise zu flach.
Man sollte meinen, dass das junge Mädchen von der Eröffnungen, gar nicht zu reden von den Bedrohungen, derer sie ausgesetzt ist, geschockt ist, dass sie sich fürchtet und versuchen würde, das Erlebte zu verdrängen, doch nicht unsere toughe Kämpferin. Statt Angst treibt sie ihren Partner an, geht offensiv in die Auseinandersetzung hinein.
Das bleibt, so spannend die Handlung auch abläuft, unglaubwürdig, das passt nicht.
Auch die anderen Personen, allen voran der böse Zauberer sind eindeutig besetzt. Deren Motivation wird weder erklärt, noch erhalten sie doch eine entsprechende Historie Tiefe. Hier ist dem Werk deutlich anzumerken, dass eine jugendliche Zielgruppe als Leserschicht angepeilt wird. Nicht nachvollziehbare Entwicklungen im Wesen der Protagonisten - wie Colfer oder Strout sie unnachahmlich in ihre Werke einfließen lassen - sondern die Schilderung der haarsträubenden Abenteuer ist angesagt.
Das liest sich flüssig. kurzweilig und rund, doch so richtig ans Herz wachsen einem die Personen noch zumindest nicht.
hinzugefügt: June 23rd 2007 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Loewe Verlag Hits: 3368 Sprache:
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