Nika & Pandorah
Der Weg des Tanzes
Titelbild und Innenillustrationen von Diana Liesaus
Fireangels Verlag, 2007, Paperback, 252 Seiten, 16,95 EUR ISBN 978-3-939309-08-6
Von Christel Scheja
Auch wenn es schon sehr lange homoerotische Literatur gibt, so ist sie doch erst durch ein ganz anderes Medium in den Interessensbereich einer jungen, weiblichen Leserschaft gerückt worden: durch die japanischen Comics - die Mangas.
Das Genre Boys Love, oft auch Shonen-Ai oder Yaoi genannt, thematisiert die Liebe zwischen zwei Männern - mal verstohlen und nur mit Andeutungen, dann aber auch mit expliziten, sehr deftigen Beschreibungen.
Der Fireangels Verlag gehört wie einige andere kleine Verlage nun zu denen, die nicht nur das Bedürfnis nach Mangas mit diesem Inhalt zufrieden stellen, sondern auch Romane und Erzählungen von jungen deutschen Autoren dazu präsentieren.
„Der Weg des Tanzes” ist der Auftakt zu einer Serie aus der Welt Gwalimea. Yash und Andraj sind Schwerttänzer, Angehörige einer wichtigen und hoch angesehenen Kaste von Kämpfern, die sich während ihrer Ausbildung angefreundet und danach drei Jahre aus den Augen verloren hatten.
Doch nun beschließen sie, sich nicht mehr zu trennen und vor den Augen der Götter eine Brüderschaft einzugehen, die kein Sterblicher mehr trennen darf. Doch schon als sie sich auf das Ritual vorbereiten und ihre Körper und Gedanken reinigen, spürt Yash, dass er mehr für seinen Freund empfindet.
Andraj steht allerdings der körperlichen Liebe zwischen Männern, gerade zwischen Schwerttänzern, skeptisch gegenüber, da diese nicht sonderlich in der Gesellschaft angesehen ist. Er ist ohnehin etwas empfindlicher, da er durch sein rotes Haar und seine hellere Haut inmitten der Einwohner des Landes wie ein Fremder wirkt und daher nicht immer freundlich behandelt wird. Und es kommt noch dazu, dass sein Vater ehrlos starb und diese Schande auf ihn zurückgefallen scheint.
Andraj möchte nun zusammen mit seinem Freund den Schuldigen und Mörder finden, doch zuvor unternehmen sie noch eine Reise in Yashs Heimatort, um dessen Familie kennen zu lernen. Endlich sieht Yash seine Chance gekommen, dem Freund seine tief empfundene Liebe zu gestehen.
„Der Weg des Tanzes” beginnt wie ein ganz normaler Fantasy-Roman, aber man merkt sehr schnell, dass das Hauptaugenmerk der Autorinnen nicht auf einer Abenteuerhandlung oder der Darstellung ihrer phantastischen Welt liegt sondern auf der Beziehung zwischen ihren beiden Helden. Sie stellen die Figuren erst einmal ausführlich vor, beschreiben ihre Wünsche, Hoffnungen und Ängste, ehe sie nach und nach die Gefühle zwischen den beiden entwickeln, das zaghafte Erkennen der Liebe, das vorsichtige auf den Partner Zubewegen, der zunächst nichts merkt, weil er zu sehr mit anderen Sorgen beschäftigt ist, und die überraschende Enthüllung, die die Liebe auf den Prüfstand stellt. Die erotischen Details sind in einem sehr angenehmen, flüssigen Stil und so spannend dargestellt, dass keine Wünsche offen bleiben.
Leider bleiben dafür der Hintergrund und die Nebenfiguren etwas blass. Es ist schade, das man nur so wenig über die Umgebung der beiden im Allgemeinen und die Schwerttänzer im Speziellen erfährt. Welche Aufgaben übernehmen diese zum Beispiel in der Gesellschaft, und inwieweit sind sie auch spirituelle Kämpfer? Welchen Ruf hat die körperlich ausgelebte Liebe zwischen Männern?
Ein paar - auch kurze - Erklärungen hier und da hätten den Roman weitaus plastischer und lebendiger gemacht und selbst der Beziehung der Helden noch mehr Tiefe verliehen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden - die Autorinnen zeigen bereits sehr gute Ansätze.
Die Illustrationen und das Titelbild von Diana Liesaus sind übrigens qualitativ weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Werke und untermalen die Handlung sehr stimmungsvoll, so dass man sie immer wieder gerne betrachtet.
All das macht „Der Weg des Tanzes” zu einem wunderschön illustrierten, spannend und stilistisch sehr angenehm erzählten Roman, der sowohl in Inhalt als auch Thematik den eingefleischten Boys Love- und vielleicht auch den älteren Fan homoerotischer Bücher zu überzeugen weiß.