Sterling E. Lanier
Hieros Reise
(Hiero’s journey, 1973)
Übersetzung: Yoma Cap
Heyne Verlag, 1998, Taschenbuch, 444 Seiten, 7,80 DM, ISBN 978-3-453-12816-3
Von Erik Schreiber
Per Hiero Desteen ist ein neo-katholischer, kampferprobter Mönch, der sich körperlich wie geistig mit Allem Auseinandersetzen kann. Als Held der Erzählung steht er überall im Mittelpunkt. Als Mitglied eines der Klöster, der Republik Metz, die als Bollwerke gegen die mutierte Natur dienen, hat er geschworen, das Wissen der Menschheit zu bewahren. Im Jahr 7476 ist die Welt nach ihrer atomaren Zerstörung kaum wieder zu erkennen. Die Reste der überlebenden Menschen leben in kleinen, klosterähnlichen Siedlungen, immer auf der Hut vor gefährlichen, mutierten und zudem intelligent gewordenen Tieren. Die größte Gefahr geht jedoch von der Schwarzen Bruderschaft aus. Die Schwarze Bruderschaft besteht aus menschlichen Mitgliedern, die ebenfalls mutierten und versuchen, mit ihren überragenden geistigen Kräften die Menschen übernehmen zu wollen. Hiero soll den Kampf gegen die Bruderschaft aufnehmen, indem er nach Artefakten der Alten sucht, die den Kampf gegen die Bruderschaft vereinfachen sollen. Diese Artefakte tragen den Namen Computer und sollen sich in riesigen Städten am legendären Ocean befinden. Per Hiero nimmt die Herausforderung an und macht sich mit seinem intelligenten Reittier, dem Elch Klootz, auf den Weg. Mit ihm unterhält er sich telepathisch. Diese Kräfte steigern sich im Laufe der Erzählung. Mit der Zeit schließen sich ihm weitere Begleiter an, unter anderem der Bär Gorm, mit dem etwas Humor in den Roman Einzug hält.
Das Szenario eines Atomkrieges ist nicht neu. Sterling G. Lanier kann daher nicht damit punkten, etwas Neues geschaffen zu haben. Bedenkt man den Zeitpunkt, an dem der Roman geschrieben wurde, kommt man nicht um das Thema herum, da es die Zeit des Kalten Krieges war. In „Hieros Reise“ liegt der Atomkrieg schon einige Zeit zurück. Damit sind die Mutationen, die natürlich nicht über Nacht entstehen, durchaus erklärbar. Der sichtbare Niedergang der Menschheit und die verwilderte Natur sind die Hauptmerkmale der zerstörten Welt. Und die Bewohner der Welt sind nicht gerade freundlich gesinnt gegenüber Reisenden. In den Wäldern und städtischen Ruinen leben Wesen, die unvorsichtige Lebewesen gern auf ihre Speiskarte setzen. Die Mutationen, die Lanier anbietet, entsprechen in vielen Fällen dem Klischee der 60er und 70er Jahre. Mit ein paar wenigen kann er den Leser jedoch noch überraschen. Sehr schön finde ich persönlich, dass Hiero ein christlicher Mönch ist und der Autor damit auf die Weiterentwicklung des Glaubens eingeht. Er verbleibt nicht allein beim Glauben, sondern zeigt auch auf, wie sich die Welt, die Kultur und die Gesellschaft weiter entwickelt haben könnten. Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass die weiße Rasse nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die meisten Personen aus dem amerikanisch-kanadischen Grenzgebiet gehören den amerikanischen Minderheiten an, Indianer und Afrikaner.
Der Leser begleitet Hiero bei einem einfachen Forschungsauftrag, der ihn durch eine, zugegeben gut beschriebene, fremde Welt führt. Sehr hilfreich ist der erklärende Anhang.