FILIP FILANDER UND DAS GERAUBTE WISSEN, Jörg Hagemann
Jörg Hagemann
Filip Filander und das geraubte Wissen
Ueberreuter, Hardcover, 347 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 3-8000-2806-9
Von Carsten Kuhr
In der Reihe „Meister der Fantasy“ erscheinen in erster Linie Fantasy-Romane in der Tradition von Wolfgang Hohlbein.
Wer als Leser zu diesem Buch greift, wird allerdings keine Drachen, Elfen oder Zwerge präsentiert bekommen, sondern in eine Welt versetzt, die mich eher an Michael Endes Momo erinnert hat.
Filip Filander wird mit 17 Jahren ausgewählt, in der gläsernen Stadt des Wissens künftig Frondienst zu tun. Im grellen Licht sorgen die Männer dafür, dass die gläserne Stadt Knoho sauber, die Glasscheiben durchsichtig bleiben, so dass der scheinbar allmächtigen Suche nach Wissen, der „Wissheit“ Raum bleibt. Doch Filip ist selbst auf der Suche. Zunächst treibt ihn sein unbändiger Wissensdurst nur danach, der Gefangenschaft zu entfliehen, zu erfahren wo er überhaupt ist, wie die Welt aussieht. Doch bald schon fällt er den Autoritäten auf, tritt er ein, in den immerwährenden Lernprozess. Auf dem Weg durch das Labyrinth des Wissens aber trifft er einmal die Entscheidung für Weisheit statt Wissen, und findet sich ausgestoßen außerhalb der Metropole wieder. Doch das Schicksal spielt ihn das Buch der Wissheit zu - ein Werk, das ihm das Wissen sämtlicher Menschen und Maschinen der Wissheit verschafft - auf Kosten der Begabung derer, von denen dieses Wissen stammt, und auf Kosten seiner Gefühle.
Dieses Buch macht nachdenklich. Was ist wirklich Erstrebenswert, Wissen oder Weisheit - diese Frage stellt sich mit dem Protagonisten auch dem Leser. Sind bei aller Erkenntnis nicht Werte wie Liebe, Freundschaft aber auch Trauer und Traurigkeit nicht viel wichtiger für uns, für unser Leben, unsere Persönlichkeit letztlich unser Menschsein?
Diese Buch ist kein Roman, den man schnell zum Amüsement herunterliest. Keine typische Fluchtlektüre um dem tristen Alltag zu entfliehen, sondern ein Werk, das das Nachdenken fördert, ja fordert, das seine Leser zu einer Entscheidung zwingt.
Als solches liegt mit Filip Filander auch ein Buch vor, das ein wenig den bisherigen Rahmen der Reihe "Meister der Fantasy" sprengt, das sicherlich nicht jeden Geschmack trifft. Es reflektiert kritisch unser Leben unsere Leistungs- und Informationsgesellschaft, hinterfragt die Werte, die unsere Zivilisation als besonders erstrebenswert ansieht. Das Buch will anregen sich mit dem Thema zu beschäftigen, und Stellung zu beziehen. Ein besonderes Buch das hoffentlich die Aufmerksamkeit erhält, das es verdient.